Von Akanji bis Zagadou: Der BVB-Kader in der Bestandsaufnahme

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Von Akanji bis Zagadou: Der BVB-Kader in der Bestandsaufnahme

rnBorussia Dortmund

Der BVB-Kader wird sich im Sommer deutlich verändern. Von einigen Spielern möchte sich Borussia Dortmund aktiv trennen, neue Gesichter sollen dazustoßen. Unsere Bestandsaufnahme.

Dortmund

, 20.04.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Mit einem neuen Sportdirektor - Sebastian Kehl folgt auf Michael Zorc - und einem runderneuerten Kader will Borussia Dortmund in der Saison 2022/23 angreifen. Von Manuel Akanji bis Dan-Axel Zagadou - wir prüfen die aktuelle BVB-Mannschaft auf Herz und Nieren:


TOR


Gregor Kobel (Vertrag bis 2026):
Der Schweizer hat sich binnen weniger Monate zum Leistungsträger entwickelt. Die Nummer 1 dürfte für die kommenden Jahre vergeben sein, Kobel könnte gar eine Ära prägen.

Die unumstrittene Nummer eins beim BVB: Gregor Kobel.

Die unumstrittene Nummer eins beim BVB: Gregor Kobel. © imago / Kirchner-Media

Marwin Hitz (Vertrag bis 2023): Der Routinier ist für den BVB die perfekte Nummer zwei. In der laufenden Spielzeit kommt er bislang auf 134 Einsatzminuten. Der „Kicker“ brachte zuletzt eine Rückkehr zum FC Augsburg ins Gespräch. Die Frage ist, wann und wo Hitz seine Karriere beenden möchte.



Roman Bürki (Vertrag bis 2023):
Die langjährige Nummer eins ist seit knapp einem Jahr ohne Kader-Nominierung und wird im Sommer zum neu gegründeten US-Klubs St. Louis City wechseln. Damit bekommt der BVB einen Top-Verdiener von der Gehaltsliste.



ABWEHR

Manuel Akanji (Vertrag bis 2023):
Nach einer wackeligen Anfangszeit hat sich der Schweizer im Laufe der vergangenen Saison stabilisiert und gehört auch in dieser Spielzeit zu den Leistungsträgern. Gespräche über eine Vertragsverlängerung verliefen ergebnislos, die Zeichen stehen auf Trennung im Sommer – so würde der BVB noch eine gute Ablöse kassieren. An Angeboten für den Schweizer mangelt es nicht.

Stehen beim BVB vor dem Absprung: Manuel Akanji (r.) und Dan-Axel Zagadou.

Stehen beim BVB vor dem Absprung: Manuel Akanji (r.) und Dan-Axel Zagadou. © imago / RHR-Foto

Dan-Axel Zagadou (Vertrag läuft aus): Zagadou ist der Härtefall im Dortmunder Kader. Der Fan-Liebling ist häufiger verletzt als fit. Ist er gesund, ist sein sportlicher Wert für den BVB unbestritten. Dennoch muss der BVB eine Grundsatzentscheidung treffen. Kann ein so verletzungsanfälliger Spieler einen wichtigen Kaderplatz blockieren? Die Antwort könnte zu einer Trennung führen, Entscheidung in Kürze.



Mats Hummels (Vertrag bis Sommer 2023):
Spielte eine für seine Verhältnisse durchwachsene Saison. Der 33-Jährige hatte während der gesamten Hinrunde mit Knieproblemen zu kämpfen, ließ die gewohnte Souveränität teilweise auch in der Rückrunde vermissen. Hummels wird nichtsdestotrotz auch in der kommenden Spielzeit als Führungsspieler gefordert sein.

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Marin Pongracic (Ausleihe endet im Sommer): Der Last-Minute-Transfer hinterließ zu Saisonbeginn einen soliden Eindruck, baute dann aber stark ab. In der Rückrunde kaum noch ein Faktor. Wird den Verein wieder verlassen und zum VfL Wolfsburg zurückkehren.



Soumaila Coulibaly (Vertrag bis 2024):
Im vergangenen Sommer als Perspektivspieler verpflichtet, hat der Franzose nach seinem Kreuzbandriss in der U23 erste Erfahrungen im Seniorenfußball gesammelt. Auf seinen ersten Profieinsatz wartet der 18-Jährige aber noch. Für Coulibaly wird die kommende Saison wichtig. In der muss er den Anschluss finden.

BVB-Zukunft offen: Linksverteidiger Raphael Guerreiro.

BVB-Zukunft offen: Linksverteidiger Raphael Guerreiro. © IMAGO / RHR-Foto

Raphael Guerreiro (Vertrag bis 2023): Der Portugiese gehört zu den besten Technikern im Dortmunder Kader, definiert seine Rolle auf der linken Seite jedoch sehr individuell. Offensiv eine Waffe, in der Defensive mitunter zum Haare raufen. Aufgrund der Vertragskonstellation wird der Verein im Sommer auf eine Entscheidung drängen müssen. Tendenz offen, auch Guerreiro brächte eine Ablöse ein, der BVB bräuchte aber einen gleichwertigen Ersatz.



Nico Schulz (Vertrag bis 2024):
Man muss es so hart sagen – der 29-Jährige gehört zu den größten Fehleinkäufen der jüngeren Vereinsgeschichte. Konnte die hohe Ablösesumme (25 Millionen Euro) und das hohe Gehalt selten bis nie rechtfertigen und zählt schon länger zu den Verkaufskandidaten. Eine Trennung im Sommer ist das Wunschszenario der Borussia – Schulz müsste aber wohl auf viel Geld verzichten.



Thomas Meunier (Vertrag bis 2024):
Auf eine bescheidene erste folgte eine solide zweite Saison beim BVB. Ein Sehnenriss beendete die Spielzeit für den Belgier vorzeitig. Sein Neustart folgt mit Beginn der Sommervorbereitung.

Kämpft um seine Rückkehr auf den Rasen: BVB-Rechtsverteidiger Mateu Morey.

Kämpft um seine Rückkehr auf den Rasen: BVB-Rechtsverteidiger Mateu Morey. © imago / Kirchner-Media

Mateu Morey (Vertrag bis 2024): Wird nach seiner schweren Knie-Verletzung ohne Saisoneinsatz bleiben. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Spanier zur kommenden Spielzeit wieder einsatzfähig ist und langsam herangeführt werden kann.



Felix Passlack (Vertrag bis 2023):
Trotz großer Personalprobleme auf der rechten Seite kommt das Dortmunder Eigengewächs in dieser Saison bislang auf nur zwölf Pflichtspiel-Einsätze. Nach dem 1:0-Sieg gegen Bielefeld gab’s ein Sonderlob von Trainer Marco Rose. Will er regelmäßig spielen, müsste Passlack den BVB verlassen.



MITTELFELD

Emre Can (Vertrag bis 2024):
Seine Aggressivität und Polyvalenz kommen der Mannschaft eigentlich zugute – Can schoss in dieser Saison jedoch einige Male übers Ziel hinaus und leistete sich immer wieder technische Unzulänglichkeiten. Einen möglichen Abgang im Sommer dementierte der 28-Jährige bislang deutlich. Bleibt er, muss er vor allem mehr Konstanz in seine Leistungen bringen.


Axel Witsel (Vertrag läuft aus): Gehört mit bislang 38 Pflichtspiel-Einsätzen definitiv zum Stammpersonal. Läuft allerdings schon länger seiner starken Form aus der BVB-Anfangszeit hinterher. Feierte nach seinem Achillessehnenriss ein Comeback in Rekordzeit. Die Tempodefizite des Belgiers sind trotz seiner Ballsicherheit unübersehbar. Der Vertrag des 33-Jährigen wird nicht verlängert, er wird den Verein im Sommer verlassen.

Axel Witsel (l.) wird den BVB im Sommer verlassen, Jude Bellingham gehört zu den zentralen Spielern beim Neuaufbau.

Axel Witsel (l.) wird den BVB im Sommer verlassen, Jude Bellingham gehört zu den zentralen Spielern beim Neuaufbau. © imago / Kirchner-Media

Jude Bellingham (Vertrag bis 2025): Ein Spieler, wie ihn die Dortmunder Fans lieben. Dem 18-Jährigen ist kein Weg zu weit, keine Grätsche zu viel – und der Engländer überzeugt auch im technisch-taktischen Bereich. Er ist aus dem Borussen-Mittelfeld kaum wegzudenken. Preis der Jugend: Bellingham überdreht in einigen Situationen noch, mit zunehmender Erfahrung wird er das abstellen. Der Engländer wird ein fester Bestandteil des „neuen BVB“ sein – und der nächste Spieler, um den sich die europäischen Top-Klubs reißen werden.



Mahmoud Dahoud (Vertrag bis 2023):
„Mo“ erlebte unter Edin Terzic einen deutlichen Aufschwung, der über weiter Strecken auch unter Marco Rose angehalten hat. Wirkt robuster als in seinen ersten BVB-Jahren. Da sein Vertrag im vergangenen Sommer nur um ein Jahr verlängert wurde, muss nun erneut verhandelt werden. Klare Tendenz: Dahoud wird langfristig bei Borussia Dortmund verlängern.



Giovanni Reyna (Vertrag bis 2025):
Der große Pechvogel dieser Saison. Kommt aufgrund zahlreicher Muskelverletzungen lediglich auf 13 Pflichtspiel-Einsätze. Auf lange Sicht gehört dem US-Amerikaner die Zukunft im zentralen BVB-Mittelfeld, er wird froh sein, wenn er mit dieser Seuchensaison abschließen kann.

Beim BVB immer wieder zwischen Himmel und Hölle: Julian Brandt.

Beim BVB immer wieder zwischen Himmel und Hölle: Julian Brandt. © imago / Kirchner-Media

Julian Brandt (Vertrag bis 2024): Brandt ist ein speziell gelagerter Sonderfall. Der Blondschopf kann mit seinen technischen Fähigkeiten ein ganzes Stadion zur Ekstase bringen (wie beim 6:1 gegen Wolfsburg), mit seinen Fehlpässen und seinem lückenhaften Arbeiten gegen den Ball aber auch ein großes Raunen auslösen. Trotz seiner 15 Scorerpunkte ist er deshalb nicht unumstritten. „Er kennt seine Themen, ich kenne seine Themen. Wir arbeiten dran“, sagte Marco Rose am Samstag.



Marco Reus (Vertrag bis 2023):
Der Kapitän ist in der Bundesliga zweitbester BVB-Scorer (23) hinter Erling Haaland (26). Erlebt dennoch eine Saison mit Höhen und Tiefen. Die Diskussionen um seine Rolle („In großen Spielen taucht er ab“) werden ihn weiter begleiten. Der bald 33-Jährige möchte seine Karriere bei Borussia Dortmund beenden.



Reinier (Ausleihe endet im Sommer):
Der stets gut gelaunte Brasilianer hat in zwei Jahren – unter drei Trainern – kaum eine Rolle gespielt. In der laufenden Saison kommt der Offensivspieler lediglich auf 329 Einsatzminuten. Wird im Sommer zu Real Madrid zurückkehren.

BVB-Offensivspieler Thorgan Hazard spielt eine enttäuschende Saison.

BVB-Offensivspieler Thorgan Hazard spielt eine enttäuschende Saison. © imago / Passion2Press

Thorgan Hazard (Vertrag bis 2024): Eine der Enttäuschungen dieser Saison. Der Belgier kommt auf lediglich sieben Scorerpunkte in 30 Pflichtspielen. Häufig mehr Mitläufer als Leistungsträger, immer wieder verletzungsbedingte Rückschläge. Gilt als Verkaufskandidat.



Marius Wolf (Vertrag bis 2024):
Nach zwei Leihgeschäften (Berlin, Köln) standen seine BVB-Perspektiven eher schlecht als recht. Der Allrounder hat sich jedoch als wertvolle Alternative bewiesen, wenngleich sein Gehalt (rund fünf Millionen Euro) üppig bemessen ist. Bei entsprechenden Angeboten wäre der BVB auch bei ihm daher gesprächsbereit.


STURM


Erling Haaland (Vertrag bis 2024):
Seine Torquote ist weiterhin sagenhaft, die Diskussionen um seinen sehr wahrscheinlichen Abgang im Sommer sind gleichbleibend nervig. Spätestens seit seiner im Januar artikulierten Kritik („Der Verein drängt mich“) spaltet der Wechselpoker die Fangemeinde. Hinzu kommt die große Verletzungsanfälligkeit des Norwegers. Es wird Zeit für eine Entscheidung, Tendenz weiterhin: Haaland geht.

Donyell Malen (r.) erlebt eine durchwachsene erste BVB-Saison.

Donyell Malen (r.) erlebt eine durchwachsene erste BVB-Saison. © imago / RHR-Foto

Donyell Malen (Vertrag bis 2026): Der Sancho-Nachfolger, der kein Sancho-Nachfolger sein soll, erlebt eine schwierige erste BVB-Spielzeit. Seine Anpassungsprobleme an die Bundesliga waren zunächst unübersehbar, seine Fitness-Probleme auch. Steigerte sich aber im Herbst und Frühjahr, wenngleich auch Schwankungen dazugehörten. Ziel für die kommende Saison: mehr Stabilität.



Youssoufa Moukoko (Vertrag bis 2023):
In der BVB-Jugend hat der Youngster einen Rekord nach dem anderen gebrochen. Auch in der Bundesliga gehörten die Superlative zunächst zur Tagesordnung. In seiner ersten kompletten Saison erlebt der 17-Jährige direkt die Schattenseiten – drei Muskelverletzungen und die Spätfolgen der Syndesmoseverletzung aus der Vorsaison setzten Moukoko monatelang außer Gefecht. Kein Rhythmus, wenig Einsatzzeit. Das führte zu – wenig berechtigter – Kritik von seinem Berater. Seit Monaten wird intensiv über Moukokos weiteren Karriereplan gesprochen, Entscheidung offen.

Seit Monaten wird intensiv über Youssoufas Moukokos weiteren Karriereplan gesprochen.

Seit Monaten wird intensiv über Youssoufas Moukokos weiteren Karriereplan gesprochen. © imago / Team 2

Steffen Tigges (Vertrag bis 2024): Eigentlich als Stürmer für die U23 verpflichtet, hat sich Tigges über viele Tore in der Regionalliga und 3. Liga für die Profis empfohlen und auch einen entsprechenden Vertrag unterschrieben. In 103 Bundesliga-Minuten gelangen drei Tore. Ob dem derzeit verletzten 23-Jährigen die wenigen Einsatzzeiten reichen, ist auch ein Thema für den Sommer. Tendenz: Tigges wird den Klub bei einer entsprechenden Chance verlassen, Köln war schon einmal interessiert.