BVB-Profi Thomas Delaney wird Borussia Dortmund wohl in diesem Sommer verlassen. © imago images/Horstmüller
Borussia Dortmund
Trotz außergewöhnlicher Zurückhaltung: BVB und Sevilla nähern sich im Delaney-Poker
Borussia Dortmund verhandelt mit dem FC Sevilla über eine Ablöse für Thomas Delaney und man nähert sich an. Auf dem Transfermarkt herrscht dennoch eine außergewöhnliche Zurückhaltung.
Zwölf Tage bleibt das Transferfenster für die Klubs der Fußball-Bundesliga noch geöffnet. Was in dieser kurzen Zeitspanne passiert oder eben nicht, da rätseln selbst abgebrühte Insider. Ein Berater, der seit 30 Jahren im Geschäft tätig ist, spricht von der verrücktesten Wechselperiode, die er je mitgemacht habe. Seine Analyse: In den fünf Topligen Europas versuche jeder der rund 20 Klubs noch vier, fünf Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen. 400 Fußballer kämen auf einen Transfermarkt, auf dem alle Beteiligten am liebsten nur verkaufen und – wenn überhaupt – zum Nulltarif einkaufen wollen. Covid-19 und die Einbußen, mit der die Pandemie auch den Profifußball runterzieht, kehren die Vorzeichen um. Nicht nur bei Borussia Dortmund gilt die Devise: Erst muss Geld reinkommen, bevor überhaupt welches ausgegeben werden könnte.
Borussia Dortmund würde seinen Kader gerne verkleinern
Auch der BVB würde seinen Kader gerne noch verkleinern und optimieren, den Lizenzspieleretat etwas drücken. Aber die Fußballbörse sei kein Wunschkonzert, sagte Michael Zorc. Der Sportdirektor erlebt seit Monaten einen außergewöhnlich ruhigen Transfermarkt.
Während die finanzschwächeren Klubs ums Überleben kämpfen, haben die umsatzstärksten Branchengrößen am meisten Federn gelassen, namentlich der BVB und der FC Bayern. Die Münchner haben kürzlich 150 Millionen Euro Verlust gemeldet, auch in Dortmund ist nach 44 und 73 Millionen Euro minus in den beiden von Covid-19 geprägten Spielzeiten das Portemonnaie leer.
BVB und andere Klubs leiden unter Corona
Die Größenordnungen variieren, die Folge ist überall ähnlich: Interessenten verweisen auf Corona, knappe Kassen und wollen den Preis drücken. Die abgebenden Klubs haben keinen Cent zu verschenken. Ein Patt.
Eine Ausnahme bildet der Fall Thomas Delaney. Der FC Sevilla soll dem Vernehmen nach fünf Millionen Euro Ablöse angeboten, der BVB das Doppelte gefordert haben. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten haben sich beide Parteien inzwischen angenähert. Eine Einigung in den kommenden Tagen ist sehr gut möglich. Das wäre einer der seltenen Deals derzeit.
Nicht nur Borussia Dortmund spürt die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt
Man prüfe ja, was möglich ist, betonte auch Julian Nagelsmann. Dem Trainer der Bayern fehlt Qualität in der Breite des Kaders beim Rekordmeister, aber viele Häkchen wird er hinter den Namen auf seinem Wunschzettel nicht mehr machen können. „Es ist keine leichte Situation, das gilt für alle Klubs. Da ergeht es Dortmund ähnlich wie uns beim FC Bayern. Es gibt gerade wenig Dynamik, außer in den ganz abgespaceten Sphären.“ Doch anders als in den Vorjahren haben die wenigen voluminösen Wechsel nicht den bekannten Dominoeffekt ausgelöst.
Manch ein Klubmanager wäre froh, ein paar Namen von der Gehaltsliste streichen zu können, und sei es per Leihgeschäft. Bei Borussia Dortmund wird selbst das schwierig – wegen des sehr hohen Lohnniveaus. Auch die Spieler möchten keine großen Abstriche machen bei Überweisungen und sportlichen Ambitionen. Abgesehen davon, dass die Interessenten für potenzielle Kandidaten wie Roman Bürki, Marius Wolf oder Nico Schulz nicht Schlange stehen. Auch bei Spielern aus der zweiten Reihe wie einem Tobias Raschl ist der Markt zäh.
Der BVB hat schon rund 100 Millionen Euro eingenommen
Durch Verkäufe (Sancho, Balerdi, Toljan, Gomez) hat der BVB rund 100 Millionen Euro brutto (!) eingenommen, für Donyell Malen und Gregor Kobel weniger als die Hälfte wieder ausgegeben. Weiter in Vorleistung zu treten hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ausgeschlossen. Weil in der Branche nicht nur keiner weiß, was in den nächsten zwölf Tagen passiert, sondern auch in den nächsten zwölf Monaten: Der BVB wird auch mit einer Teilauslastung von 25.000 Zuschauern bei den Heimspielen kaum schwarze Zahlen schreiben. Weil die Politik keine Perspektive für eine Rückkehr zu vollen Stadien entwickelt, befinden sich die Klubs im Blindflug und lassen im Zweifel Vorsicht walten.
Zurückhaltung im Profifußball – tatsächlich verrückte Zeiten.
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