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Vereins-DNA auf allen Ebenen - so schwarzgelb war der BVB noch nie
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund legt Wert auf die DNA des Vereins. Im Sommer kamen Michael Skibbe, Otto Addo und Mats Hummels zum Klub zurück. Schwarzgelber war der BVB nie besetzt. Das ist kein Zufall.
Michael Skibbe - hier im ausführlichen Interview über seine Arbeit beim BVB - coachte elf Jahre in Dortmund, von 1989 bis 2000. Otto Addo kommt auf sechs schwarzgelbe Jahre als Spieler (1999 – 2005). Und Mats Hummels kickte von 2008 bis 2016 bei Borussia Dortmund. Drei Borussen mit Stallgeruch, drei Rückkehrer im Sommer 2019. Der BVB setzt so intensiv wie wenige andere Klubs auf Typen, die wissen, wie der Verein tickt.
„Eine schwarzgelbe Vergangenheit allein reicht nicht“, schränkt Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ein. „Diese Leute müssen eine hohe Qualität mitbringen. Neben dem Können ist es dann hilfreich und entscheidend, die Vereins-DNA zu kennen und zu spüren.“
Kontinuität in der obersten Etage
Angefangen bei Reinhard Rauball, der bereits 1979 erstmals als Präsident dem Verein vorstand, über KGaA-Geschäftsführer Watzke, der 2001 als Schatzmeister seine erste leitende Funktion im Klub übernahm, und nicht zuletzt bei Sportdirektor Michael Zorc, der als Spieler und Manager mehr als 40 Jahre schwarzgelbes Leben vorweisen kann, verfestigt sich die Einschätzung von Kontinuität in der obersten Ebene.
Ob im sportlichen oder administrativen Bereich, die Chefs umgeben sich gerne mit eingefleischten Borussen. Watzke fällt die Begründung dafür nicht schwer: „Borussia Dortmund muss seine Entscheidungen immer in seinem besonderen Umfeld treffen. Wer diesen Verein zehn oder 20 Jahre aus nächster Nähe erlebt hat, dem fällt das leichter.“
Treue ist keine selbstverständliche Firmenphilosophie
Für ein großes mittelständisches Unternehmen, das der BVB mit mehr als einer halbe Milliarde Jahresumsatz darstellt, ist diese Treue keine selbstverständliche Firmenphilosophie. Expertise und Innovationskraft von außen werden in der Geschäftswelt hoch geschätzt und eingekauft. Mit allen Vor- und Nachteilen, die „fremde“ Mitarbeiter bringen.
Die Gefahr, zu sehr im eigenen Dünkel zu verharren und keine externen Impulse mehr zu erhalten, kennt Watzke. Er sieht sie beim BVB aber nicht gegeben. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir im eigenen Saft schmoren. Matthias Sammer war beim DFB, bei Bayern München, kommt jetzt zurück. Sebastian Kehl hat sich nach seiner Karriere zwei Jahre lang fortgebildet. Otto Addo und Michael Skibbe haben lange und erfolgreich auch in anderen Ländern gearbeitet.“
Die BVB-Mannschaft der 90er-Jahre hat großen Anteil
Auch in anderen erfolgreichen Klubs, man nehme den FC Bayern München mit dem Duo Hoeneß/Rummenigge, herrscht Konstanz in der Chefetage. Auch wenn dort die interne Erneuerung nur zögerlich vorangeht. Eine Nabelschau sollte aus der hohen Identifikation nämlich nicht werden. Im Gegenteil.
Konstante Weiterentwicklung statt harter Umbrüche, diese Linie soll die Personalentscheidungen in Dortmund auch in Zukunft leiten. „Aus der Mannschaft der 90er-Jahre haben wir Top-Leute im Klub, allen voran Michael Zorc. Dann Lars Ricken, Matthias Sammer, Kalle Riedle. Die wissen, was den BVB ausmacht“, erläutert Watzke. Ganz ähnlich soll es weitergehen, geht es nach den Klubbossen.
Schmelzer, Sahin Marco Reus könnten Kehl folgen
„Jetzt kommt die nächste Generation. Sebastian Kehl ist der erste, aber sicher nicht der letzte Ex-Profi, den wir einbinden. Aber das entscheidende Kriterium ist und bleibt die Qualität.“ Marcel Schmelzer, Nuri Sahin oder Marco Reus wären einige der Kandidaten, die in verschiedenen Funktionen auch in zehn Jahren noch für den BVB arbeiten könnten. Roman Weidenfeller und Patrick Owomoyela tun es als Repräsentaten jetzt schon.

Sebastian Kehl ist als Leiter der Lizenzspielerabteilung seit einem Jahr an Bord. © imago
Bei Reus hatte Watzke das bereits betont („Dass wir ihn in irgendeiner Form nach der Karriere beim BVB einbinden, wenn er das möchte, ist auch klar.“), Sahin hatte selber kundgetan, dass er sich sehr gut vorstellen könne, eines Tages als Trainer zu arbeiten. Natürlich am liebsten beim BVB. Er könnte nach seiner aktiven Karriere einer der nächsten Rückkehrer werden.
Watzke: Charakter, Qualität und schwarzgelbes Herzblut
„Ein Vorteil bei Rückholaktionen ist, dass wir den Charakter sehr gut einschätzen können und wissen, welche Persönlichkeiten wir uns ins Haus holen“, sagt Watzke. „Charakter ist neben Qualität und schwarzgelbem Herzblut das andere entscheidende Kriterium.“
Diese Maßgabe wird auch in Zukunft gelten, wenn Personalien von oberster bis mittlerer Ebene beim BVB geklärt werden müssen. Schwarzgelber als im Sommer 2019 war der BVB nie besetzt.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
