US-Lobeshymnen auf BVB-Talent Christian Pulisic
Zwischen Heldenstatus und Tribüne
Die US-amerikanischen Medien halten sich selten zurück, wenn es um Superlative geht. So ist das eben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch die Lobeshymnen, die über Christian Pulisic nach den zwei jüngsten Länderspielen gegen St. Vincent/Grenadinen (6:1) sowie Trinidad und Tobago (4:0) gesungen wurden, waren selbst für US-Verhältnisse außergewöhnlich.

Jüngster US-Profi, der je in einem WM-Qualifikationsspiel in der Startelf stand: Christian Pulisic (r.).
Der BVB-Youngster habe „spektakulär“ gespielt, schwärmte Ex-Nationalspieler Brian McBride nach Pulisic‘ Leistung gegen Trinidad und Tobago. „Jedes Mal, wenn er den Ball berührte, erzeugte er Gefahr. Er war der beste Spieler auf dem Platz“, lobte ihn „ESPN“. Andere US-Medien hafteten dem „Phänomen“, das Stars wie Jozy Altidore in den Schatten gestellt habe, Attribute wie „exzellent“, „wundervoll“ oder „verblüffend“ an.
Dreh- und Angelpunkt
Pulisic hatte zwar anders als gegen den Fußball-Zwerg St. Vincent, als er in 23 Minuten zwei Tore und eine Vorlage auf seinem Konto verbuchen konnte, in der Nacht auf Mittwoch keine direkte Torbeteiligung zu verbuchen. Doch der mit 17 Jahren und 353 Tagen bislang jüngste US-Profi, der je in einem WM-Qualifikationsspiel in der Startelf stand, war Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft und trug entscheidend zum Gruppensieg bei.
Am Donnerstag wird der offensive Flügelspieler in Dortmund zurückerwartet. Schnell wird er dann merken, dass die Situation 6260 Kilometer entfernt von seiner Heimat Pershey/Pennsylvania derzeit eine andere für ihn ist als in den USA. „Sie werden beim BVB meine Tore mitbekommen haben“, sagte er am Mittwoch in einem Interview mit „ESPN“, „aber ich glaube nicht, dass das beeinflusst, ob ich spiele oder nicht.“
In Dortmund nur Ersatz
In den Staaten ist er aktuell ein Held, in Dortmund dagegen nur Ersatz. BVB-Trainer Thomas Tuchel berief Pulisic beim Supercup nicht in den Kader, gegen Mainz und in Trier schaffte er es nur auf den Spielberichtsbogen, weil Mario Götze fehlte. Gespielt hat er für den BVB in dieser Saison noch keine Minute.
Andere liegen in Tuchels Gunst derzeit vorne: Ousmane Dembele und Andre Schürrle, aber auch Emre Mor, der dritte Neuzugang für Pulisic‘ Einsatzgebiet auf den Flügeln. Dabei ist Pulisic in seiner Entwicklung eigentlich einen Schritt weiter als der ebenfalls hoch veranlagte Türke, der bei allem Talent zuweilen noch so wirkt wie die Spielfigur eines Konsolenspielers, dessen Pass-Taste kaputt ist.
Geduld ist das Zauberwort
Pulisic, der bis zuletzt als Wechselkandidat galt, wird etwas sein müssen, was die wenigsten Männer in seinem Alter sind: geduldig. Gelingt ihm das, dürfte sein Stern auch in Dortmund bald so hell strahlen wie in den Staaten. An Talent mangelt es ihm wahrlich nicht.