Über Watzkes Aussagen lässt sich nicht streiten
Der BVB-Kommentar
Die Karten liegen offen auf dem Tisch. Seit Hans-Joachim Watzkes Interview mit der "Funke Mediengruppe" ist für alle offen ersichtlich, was im Dunstkreis des BVB schon lange kein Geheimnis mehr war: Die Zusammenarbeit zwischen Thomas Tuchel und dem Klub ist gekennzeichnet durch verloren gegangenes Vertrauen, gegenläufige Strategien und fehlende Kommunikation.

Die Zusammenarbeit zwischen Thomas Tuchel (r.) und dem Klub ist gekennzeichnet durch verloren gegangenes Vertrauen, gegenläufige Strategien und fehlende Kommunikation.
Über den Inhalt von Watzkes Aussagen lässt sich daher nicht streiten. Es ist nur allzu verständlich, dass der BVB-Boss es nicht akzeptiert, dass ihn sein leitender Angestellter in aller Öffentlichkeit und wider besseren Wissens indirekt des Verrats an der eigenen Mannschaft bezichtigt. Und genau das hatte Tuchel nach der Partie gegen Monaco getan - auch wenn er namentlich nur die UEFA an den Pranger gestellt hatte. Der Subtext seiner damaligen Aussagen war für jeden klar ersichtlich.
Weit mehr als das berühmte Blatt Papier
So lässt sich lediglich darüber diskutieren, ob Watzke den bereits lange zuvor schwelenden Dissens ausgerechnet vor dem Spiel gegen Hoffenheim öffentlich machen musste. Gefährdete er damit den sportlichen Erfolg, wie ihm viele Kritiker - und abermals nur indirekt - Tuchel ("Wir brauchen unseren Fokus für unsere Ziele und können uns nicht mehr ablenken lassen") vorwarfen?
Wohl kaum. Denn zwischen die Spieler und Trainer passt weit mehr als das berühmte Blatt Papier - auch wenn Tuchel, der sich in den vergangenen Wochen aufgrund der vielen Spiele seiner Elf im Vier-Tages-Rhythmus öffentlich positionieren konnte, zuletzt einen gegenteiligen Eindruck erwecken wollte.
Ablehnende Reaktion
Die Wahrheit ist, dass der Rückhalt des Trainers innerhalb seiner Mannschaft wesentlich kleiner ist, als es für eine funktionierende Teamchemie gesund wäre. Zu groß ist die Diskrepanz zwischen öffentlich getätigten Äußerungen Tuchels und seinem internen Handeln, das rational nicht zu erklären ist.
In der Öffentlichkeit dagegen hat sich der 43-Jährige zuletzt in eine Position großer Stärke gebracht. Das zeigt die ablehnende Reaktion vieler Anhänger auf Watzkes Aussagen.
Vertrauensvorschuss verdient
Die, die dem BVB-Boss jetzt vorwerfen, seinen eigenen Klub nicht verstanden zu haben, sollten sich an eins erinnern: Watzke hat sieben Jahre lang im Gespann mit Sportdirektor Michael Zorc, Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball und dem damaligen Trainer Jürgen Klopp bewiesen, dass Kontroversen bei ihm intern bleiben, solange die Gegenseite fair spielt. Er hat sich einen Vertrauensvorschuss verdient.