Tuchel muss Julian Weigls Position neu besetzen
Sahin ist der logische Kandidat
An Gehhilfen humpelte Julian Weigl am Montag ins Funktionsgebäude der Profis von Borussia Dortmund am Trainingszentrum in Dortmund-Brackel. In den nächsten Tagen wird entschieden, wann der 21-jährige Mittelfeldspieler operiert wird. Klar ist: Er wird dem BVB über den Saisonstart hinaus fehlen. Thomas Tuchel muss schon jetzt einen Ersatz finden.

Julian Weigl schlägt die Hände vors Gesicht, auch Thomas Tuchel (r.) ist sichtlich geschockt. Borussia Dortmunds Taktgeber im defensiven Mittelfeld wird für einige Monate fehlen.
In seiner zweiten BVB-Saison bekam der ehemalige Münchner Weigl, der bei 1860 ausgebildet wurde, seinen erhöhten Bekanntheitsgrad deutlich zu spüren. Er hatte ein fantastisches Premieren-Jahr in der Bundesliga hinter sich, in dem er sofort zum Stammspieler heranwuchs und die Entdeckung der Saison war.
Hohe Bedeutung fürs BVB-Spiel
Das hatte Folgen: Gegnerische Trainer hatten den passsicheren Weigl schnell als Dreh- und Angelpunkt des Dortmunder Spielaufbaus ausgemacht und nach Maßnahmen gegen seine Übersicht und Ruhe gefahndet. Weigl wurde unter Druck gesetzt, manngedeckt in der eigenen Hälfte, teilweise sogar in Doppeldeckung genommen. Seine Werte zeigen, dass er an Bedeutung für das BVB-Spiel dennoch nichts eingebüßt hat.
Bis zu seiner Verletzung hat er in den 30 Liga-Einsätzen 2026 Pässe gespielt, 67 pro Partie im Schnitt. 90 Prozent der Bälle kamen an, das ist weiter einer der besten Werte aller BVB-Profis, was umso bemerkenswerter ist, als dass sich Weigl vor der Saison auch zum Ziel gesetzt hatte, mehr Risiko zu gehen und mit langen Bällen hinter die gegnerischen Linien zu kommen. „Das ist der nächste Entwicklungsschritt“, meinte er im Gespräch mit dieser Redaktion.
"Stay positive"
Der nun notwendige nächste Schritt wird sein, eine schwere Verletzung wegzustecken. „Stay positive!“ Bleib stark, das hat sich Weigl als Tattoo stechen lassen, und nach diesem Motto wolle er auch die lange Reha angehen, verriet er noch am Samstagabend über die sozialen Netzwerke.
Ein Beitrag geteilt von Julian Weigl (@juweigl) am 13. Mai 2017 um 10:10 Uhr
Weigls Verlust trifft den BVB hart. Trainer Thomas Tuchel beschrieb das treffend, als er meinte: „Wenn er spielt, ist der Ball eine halbe Sekunde schneller am Ziel, als wenn er nicht spielt.“ Daher spielte Weigl auch in dieser Saison ziemlich oft, genauer in 30 der 33 Bundesliga-Partien, dazu in neun Champions-League-Spielen und dreien im DFB-Pokal. Von den Feldspielern kann nur Pierre-Emerick Aubameyang höhere Einsatzquoten vorweisen.
Schlüsselposition
Tuchel wird sich nun entscheiden müssen, wie er die Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld am sinnvollsten besetzt. Beim 5:2 in Hamburg bildeten Sebastian Rode und Gonzalo Castro die Doppel-Sechs, beim 1:4 in München besetzte Raphael Guerreiro neben Castro die Mitte, beim 3:2 in Gladbach vor einigen Wochen waren es Castro und Nuri Sahin.
Sahin ist von seiner Spielübersicht und Qualität im Pass-Spiel der nominell logische Kandidat. Am Sonntag absolvierte er erstmals nach seinem Außenbandanriss im Sprunggelenk das komplette Mannschaftstraining – ohne erkennbare Probleme. Gut möglich, dass Tuchel ihn bereits am Samstag gegen Bremen für den Pokal-Ernstfall testet.