
© imago / Michael Weber
Tränenreiches Drama: BVB-Youngster Reyna hat Stress mit seinem Körper
Borussia Dortmund
„Ich bin stark jetzt.“ Das hat Giovanni Reyna am Tag vor dem BVB-Spiel beim VfB Stuttgart gesagt. Dann musste er unter Tränen erneut verletzt vom Platz. Wie geht es nun weiter?
Ein Mitspieler nach dem anderen gab ihm tröstende Worte mit auf den schweren Weg, doch auf den letzten Metern in Richtung Kabine brach es aus Giovanni Reyna heraus. Die Tränen übermannten ihn. Schmerzen. Bitterkeit. Verzweiflung. Schon wieder verletzt. Wie soll man das verstehen, wahrhaben wollen, akzeptieren?
BVB-Youngster Reyna: „Dann waren es plötzlich fünf Monate“
Die Leiden des jungen Reyna schreiben ein trauriges Kapitel BVB-Geschichte in dieser Saison. Fünf Monate Ausfallzeit zwischen September und Februar, Comeback mit erneuter Verletzung im Spiel gegen Mönchengladbach, nun der nächste Rückschlag in Stuttgart, als die Muskeln im rechten hinteren Oberschenkel nach dem ersten (!) Sprint nach 53 Sekunden die Arbeit verweigerten. Am Sonntag gab es auch per Diagnose Gewissheit: Muskel- und Sehnenverletzung, Saison beendet. Der 19-jährige Offensivspieler muss sich und seinem Körper noch einmal komplette Ruhe geben und für die nächste Spielzeit einen grundsoliden Neuaufbau zu betreiben.

© Deltatre
„Jetzt fühlen sich meine Beine sehr gut an, ich bin wieder stark“, sagte Reyna vor der Reise ins Schwabenland bei BVB-TV. Während der jüngsten Länderspielreise ließ er sich die Haare kurz schneiden. Ein Zeichen für den Neustart, nachdem eine Saison, die mit Toren und Vorlagen sehr gut begonnen hatte, plötzlich „scheiße“ verlaufen war. Bei der Nationalmannschaft brach eine Verletzung auf, nichts Schlimmes, hieß es erst. „Ich habe geglaubt, dass es ein oder zwei Monate dauert. Dann waren es plötzlich fünf.“
BVB-Trainer Marco Rose: „Wir werden ihn fit und stabil bekommen“
Auch psychisch eine Herausforderung für den junge US-Amerikaner, der bis dahin nicht als besonders anfällig galt. In der Vorsaison absolvierte er 46 Pflichtspiele. Doch bei detaillierten Untersuchungen und Diagnosen, die dann im Herbst angefertigt wurden, stellte sich heraus, dass Reyna physisch diverse Defizite noch aufzuarbeiten hatte. Sein fußballerischer Aufstieg vom U19-Spieler zur Stammkraft bei den Profis verlief schnell und nahtlos, sein Körper jedoch musste nachsitzen. Wie sehr ihm die harte Belastbarkeit im Wettkampfmodus noch fehlt, zeigt, dass er jetzt zweimal nach kurzer Zeit aus dem Spiel genommen werden musste. Die Balance stimmt einfach nicht. Reyna hat Stress mit seinem Körper.
„Gio war fix und fertig“, sagte BVB-Trainer Marco Rose, der nach der Partie in Stuttgart versicherte, „dass der Junge von uns jegliche Unterstützung bekommt. Wir werden ihn fit und stabil bekommen.“ Reyna, der kurzfristig eine Bereicherung im offensiven Mittelfeld darstellt und mittelfristig als Nachfolger von Marco Reus aufgebaut werden soll, habe dem BVB nach seiner komplexen Muskelverletzung sehr gefehlt, „ich war heilfroh, als er zurück war, weil er uns so viel gibt“, betonte Rose. Nun muss er wieder ohne den Hoffnungsträger planen, der sich Mitte der Woche noch so zuversichtlich gezeigt hatte.
BVB-Spieler Reyna muss alle körperlichen Baustellen schließen
Er wisse, wie er auf seinen Körper achten müsse, wann er müde sei, wann er Gas geben könne, erklärte Reyna. Sein Gefühl mag ihn getrogen haben. Der Wunsch, gesund zu bleiben, jeden Tag zu arbeiten und viel zu spielen, geht vorerst nicht in Erfüllung. Weil die BVB-Saison mehr oder weniger gelaufen ist, kommt es bei ihm weniger darauf an, möglichst bald sein Comeback zu feiern. Nun geht es in erster Linie darum, alle körperlichen Baustellen zu schließen und dann den Neuanfang mit neuem Vertrauen in den eigenen Körper anzugehen. „Er ist so ein toller Junge“, sagte Rose, „er hat das Potenzial, ein Weltklassespieler zu werden.“ Jetzt muss er erstmal fit werden.
Wir haben diesen Text aktualisiert.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
