Stadionallianz gegen Gewalt: Watzke verspricht Dialog mit den BVB-Fans
Borussia Dortmund
Innenminister Herbert Reul und Vertreter von neun Profi-Klubs aus NRW unterzeichnen in Dortmund eine Vereinbarung gegen Gewalt in Stadien. BVB-Boss Watzke will den Dialog mit den Fans suchen.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unterzeichnete stellvertretend für Borussia Dortmund die Kooperationsvereinbarung. © dpa
Heftiger Gegenwind bläst der Kooperationsvereinbarung „Stadionallianzen gegen Gewalt“ aus Teilen der aktiven Fanszene entgegen. Alle neun Erst- und Zweitligisten aus Nordrhein-Westfalen haben das Abkommen am Montagnachmittag im Fußballmuseum in Dortmund unterzeichnet. NRW-Innenminister Herbert Reul und Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellvertretend für die Vereine unterstrichen dabei die Notwendigkeit.
Stadionallianz gegen Gewalt: Engere Zusammenarbeit ist das Ziel
Man habe sich bewusst für die Kulisse im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund entschieden, sagte Reul: „Was wir heute hier machen, ist hoffentlich der Anfang zur Lösung eines seit Jahrzehnten immer wiederkehrenden Problems.“ Sicherheitsbehörden und Vereine wollen demnach enger zusammenarbeiten, um physische und verbale Gewalt aus den Stadien zu bekommen.
Bereits vor der Unterzeichnung hatte ein ein Bündnis der Fanhilfen aus Dortmund, Düsseldorf, Münster, Mönchengladbach, Köln und Leverkusen die Initiative in einem Offenen Brief kritisiert, da sie den örtlichen Polizeibehörden unter dem Vorwand der vermeintlichen Sicherheit neue Handlungsräume eröffne und eine verstärkte Kriminalisierung von Fußballfans erwarten lasse. So sieht die Vereinbarung vor, dass Vereine sich öffentlich von „unerwünschten Verhaltensweisen“ distanzieren sollen. Auch, wenn noch keine strafrechtliche Relevanz vorliegt. „Das erlaubt den Schluss, dass die Meinungshoheit künftig allein durch die Vertragspartner beansprucht wird, wodurch die Grenze des Sagbaren nicht mehr durch formelle Gesetze und ordentliche Gerichte, sondern durch örtliche Ordnungsbehörden definiert werden könnte“, schreiben die Fanvertreter.
Stadionallianz gegen Gewalt in Dortmund unterzeichnet
Auch den geplanten verstärkten Austausch zwischen Polizei und Vereinen zur Nutzung von Stadionverboten und „präventivpolizeilichen Maßnahmen“ (Gefährderansprachen, Platzverweise, Bereichsbetretungsverbote und Meldeauflagen) hinterfragen die Fanhilfen kritisch. Hier hatten Fanszene und Ordnungsbehörden in den vergangenen Jahren verstärkt den Dialog gesucht - was bei den Anhängern gut ankam.
Ein Schritt weg vom in den vergangenen Jahren gegangenen Weg der Entspannung sei der neue Vorstoß aber „überhaupt nicht“, wie Reul erklärte: „Entspannung mit Fans und Zusammenwirken mit Fans ist klug, ist richtig und vernünftig. Aber ich habe die Hausaufgabe zu lösen, wie kann sich Polizei und unser Einsatz mit dem der Vereine abstimmen. Und da haben wir jetzt einen Weg gewählt, der nicht alle Probleme löst, aber der ein Anfang, ein Anstoß ist, die Frage zu beantworten.“
BVB-Boss Watzke: „Kann Anstoß zu einer großen Sache werden“
Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der stellvertretend für die neun unterzeichnenden Klubs sprach, stellte das heraus. „Das kann der Anstoß zu einer großen Sache werden. Dabei ist es sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Wort Anstoß richtig ist. Wir müssen das jetzt in den Klubs mit Leben füllen.“ Der 61-Jährige räumte ein, dass es in der Fanszene durchaus andere Anforderungen an die Kooperationsvereinbarung gebe und versprach einen sachlichen Dialog.
Zudem müsse man auch selbstkritisch einräumen, dass in den Klubs vielleicht aufgrund der Corona-Situation die innerbetrieblichen Diskussionen weniger intensiv genutzt worden seien als in der Vergangenheit. „Aber wir können versuchen, das sukzessiv aufzuarbeiten“, so Watzke. Die Vereinbarung könne etwas „wirklich Gutes“ werden, wenn sie in den Klubs entsprechend umgesetzt werde. Innerhalb der Sitzungen zur Ausarbeitung der Übereinkunft habe es kontroverse Meinungen gegeben. „Die erste Vorlage ist nicht das Endresultat, da ging es ordentlich zur Sache. Aber so muss ein demokratischer Prozess sein.“
Reul sieht Stadionallianz gegen Gewalt als neue Chance
Dabei gibt es bereits Gesetze, die zur Anwendung kommen, um der Gewalt Herr zu werden - auch in Stadien. Warum ist es nötig, dass nun weitere Schritte unternommen werden? „Weil es offensichtlich nicht gereicht hat“, sagt Reul. „Wir sind irgendwo nicht vorangekommen. Wir sind hängengeblieben, das Problem ist geblieben, die Bilder in den Fernsehsendungen sind geblieben. Und die Menschen verlangen danach, dass wir es lösen. Und dann kommt wie immer der Ruf danach, lasst die nur bezahlen und schon lösen sich alle Probleme, und das glaube ich eben nicht.“