Alex Breyer aus Aplerbeck ist glühender Dortmund-Fan. Der 52-jährige Versicherungskaufmann hat alle großen BVB-Feiern seit 1989 mitgemacht. Er ist im Vorstand des Fanclubs Dortmund-Süd und Besitzer einer Stadion-Dauerkarte. Alex Breyer kennt sich aus, wenn es um den BVB und dessen Anhänger geht.
Und natürlich fiebert er auf das Wochenende hin, an dem der BVB seine neunte Meisterschaft perfekt machen kann. Auf das letzte Saisonspiel gegen Mainz und die mögliche Party danach. Die Pressekonferenz der Stadt Dortmund zur Planung des Meisterschafts-Wochenendes am Dienstag (23.5.) verfolgte der Aplerbecker im Live-Stream. Was er dort zu sehen und zu hören bekam, regt ihn auch Tage später noch auf.
Scharfe Kritik an OB Westphal
Über die Äußerungen von OB Thomas Westphal sagt Breyer: „Man hört da raus, dass die Stadtspitze keine Lust hat, obwohl mehr möglich gewesen wäre.“ Westphal hatte dazu aufgerufen, das Spiel am Samstag (27.5.) zu Hause oder mit Nachbarn in Kleingartenanlagen zu schauen. Niemand müsse in die Stadt kommen, dort finde nichts Besonderes statt, so die Botschaft.
Breyer nennt das „lebensfern“. Fans fühlten sich in der Stadt „nicht willkommen“. Er sagt: „Wenn ich meine Nachbarn treffen will, dann mache ich das an einem von 364 anderen Tagen im Jahr.“
Der Dauerkarten-Inhaber denkt dabei auch an viele Fans ohne Stadionticket, die von außerhalb anreisen und ein teures Hotel buchen, um eine Meisterfeier in Dortmund mitzuerleben. „Und sicher werden die Leute aus dem Stadion danach in die Stadt kommen, um zu feiern“, sagt Breyer. Er glaubt nicht, dass der Appell des OB fruchten wird. „Die ganze Kommunikation ist eine Katastrophe.“
Meisterfeier eine „Luschi-Veranstaltung“?
Der BVB-Fan aus Aplerbeck kritisiert die grundsätzliche Haltung der Stadtspitze. „Wenn es nach denen geht, feiern wir gar nicht. Da sind ein paar Spaßbremsen am Werk“, sagt Breyer. Er hat den Eindruck, Dortmund solle am Wochenende zur „spaßbefreiten Zone“ erklärt werden. Diese Meinung bekomme er von vielen Fans gespiegelt. „Die Leute sind genervt davon, dass das so eine Luschi-Veranstaltung werden soll. Außerhalb der Stadt wird man sich über Dortmund lustig machen.“

Die Stadtspitze stelle Einschränkungen und Verbote in den Mittelpunkt. „Ich höre immer nur, was alles nicht geht. Aber es wird nicht über Möglichkeiten gesprochen.“ Stattdessen würden ständig Selbstverständlichkeiten betont - „wie auf einem Kindergeburtstag“, sagt Breyer. Zum Beispiel, dass friedlich gefeiert werden soll.
Gerade jetzt - nach jahrelangen Entbehrungen wegen Corona und einem DFB-Pokalsieg 2021 bei Ausgangssperre - hätte Breyer sich gewünscht, dass die Stadtspitze auf die Bedürfnisse der Fans eingeht.
Präsentation der Schale
Was Breyers Meinung nach möglich gewesen wäre: Public Viewing mit einer Fan-Party am Samstag sowie ein Korso am Sonntag mit anschließender Präsentation der Schale an einem zentralen Ort. Etwa auf einer Bühne, wie es sie bei der Meisterfeier 2011 an den Westfalenhallen gegeben hat.
Breyer hätte sich ein Programm mit Norbert Dickel und Gerd Kolbe vorstellen können, die launige Interviews mit den Spielern führen. Ein bisschen Musik und Comedy. Er sagt: „Ich erwarte keine Wunder. Da muss nicht Rammstein auftreten.“
Breyer sagt, er sei „kein Meckerkopp“. Für Sicherheitsmaßnahmen wie ein Glasverbot und Zugangsbeschränkungen für Borsigplatz oder Alten Markt habe er durchaus Verständnis. Er wisse auch, dass eine BVB-Meisterschaft „nicht das wichtigste Thema der Welt“ sei.
„Aber jetzt ist einmal im Jahr ein emotionaler Ausbruch und die Stadt versucht, diesen unterm Deckel zu halten.“ Der Verwaltung wirft er „Teilnahmslosigkeit und emotionale Ferne“ vor. „Ich liebe Dortmund, aber nicht weil es gut regiert wird.“
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