Sokratis-Treffer erhitzt Gemüter - BVB-Bosse in Rage
Tor mit viel Zündstoff
Das Wort grotesk fiel häufig im Dortmunder Lager. Michael Zorc benutzte es, Hans-Joachim Watzke auch. Im BVB-Geschäftsführer brodelte es. Und das, obwohl sportlich alles bester Ordnung war. Doch statt über Sport zu reden, musste sich Watzke über den Video-Schiedsrichter auslassen - und einen Protest des 1. FC Köln gegen die Wertung des 5:0-Sieges.

Die Szene, die die Gemüter erhitzte: Sokratis (2.v.r.) trifft, Schiedsrichter Patrick Ittrich (l.) entschied zunächst auf Foul. Letztlich wurde der Treffer doch gegeben.
„Man muss auch verlieren können“, sagte der 58-Jährige in Richtung der Gäste aus dem Rheinland, „wenn sie jetzt Protest einlegen wollen, dann sollen sie es machen.“ Beide Entscheidungen des Video-Schiedsrichers seien richtig gewesen, meinte Watzke. „Wer nach so einem Spiel, das wir 5:0 gewonnen haben und in dem Köln vielleicht zweimal aufs Tor geschossen hat, an Protest denkt, das ist doch total lächerlich.“
"Ganz schlechte Verlierer"
Es sei seiner Meinung nach völlig egal, ob der Ball beim Pfiff des Schiedsrichters 20 Zentimeter vor, auf oder hinter der Linie gewesen sei. Am Tor hätte sich so oder so nichts geändert. „Ganz schlechte Verlierer“, nannte Watzke den FC.
„Wenn man 5:0 verloren hat, dann wischt man sich den Mund ab und versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen. Das ist meine Meinung.“ Er wisse nicht, ob der Kölner Protest eine Chance auf Erfolg habe. „Aber es wäre doch grotesk, beide Szenen sind doch richtig bewertet worden.“ Abgesehen davon sei der BVB so haushoch überlegen gewesen, dass es sowieso nie einen Zweifel daran gegeben habe, wer als Verlierer und wer als Gewinner vom Platz gehen würde.
"Nahezu grotesk und lächerlich"
Michael Zorc schlug in dieselbe Kerbe. Es sei, klar, „nahezu grotesk und lächerlich“, die Wertung des Spiels in Frage zu stellen. „Der Ball war unterwegs. Es gab keine Möglichkeit für irgendeinen Spieler noch einzugreifen. Für mich ist völlig unerheblich, ob der Ball kurz vor oder hinter Linie war, als der Pfiff ertönt ist. Wenn wir jetzt das ganze System noch perversieren wollen, können wir das natürlich auch noch machen. Es war kein Foulspiel, es war ein reguläres Tor von Papa.“ An der sportlichen Wertung des Spiels gebe es ohnehin ja nun wirklich „überhaupt keine zwei Meinungen".
Der Torschütze selbst äußerte sich gewohnt sachlich. Sokratis, der eigentlich immer gleich dreinschaut, schaute auch nach diesem besonderen Tor noch gleicher drein. „Ich habe nichts gemacht, habe den Torhüter nicht behindert. Das habe ich dem Schiedsrichter auch gesagt. Es ist gut, dass wir den Video-Schiedsrichter heute hatten. Das war ein korrektes Tor von mir.“
Reichlich Diskussionsstoff
Den Pfiff des Schiedsrichters habe er gar nicht mitbekommen. Es sei nur ein wenig merkwürdig, wenn man an der Mittellinie warten müsse, ob und wann man jubeln dürfe. „Aber es ist gut und wichtig, dass wir diese Technologie haben. Letzte Woche in London haben wir das ja alle deutlich gesehen. Da hätten wir den Video-Schiedsrichter gerne dabei gehabt.“
Zumindest am Sonntag lieferte der Video-Schiedsrichter aber eben auch reichlich Diskussionsstoff. So viel, dass am Ende nicht über ein 5:0 gesprochen wurde, sondern eigentlich nur über eine Szene. Auch das war irgendwie ziemlich grotesk.