
Ein emotionaler BVB-Abschied: Marcel Schmelzer auf dem Weg zur Südtribüne. © imago / Chai v.d. Laage
So lief der Partyabend für Schmelzer und Zorc - BVB-Abschiedsspiel geplant
Borussia Dortmund
Marcel Schmelzer und Michael Zorc erleben einen unvergesslichen Samstag im Signal Iduna Park. Nach dem offiziellen Teil geht die BVB-Party weiter. Außerdem ist ein Abschiedsspiel in Planung.
Das schwarze Polohemd mit dem BVB-Logo auf der Brust hatte Michael Zorc längst abgestreift. Das, was sich da gerade eben noch vor der Südtribüne und im gesamten Stadion abgespielt hatte keinesfalls. „Es war sehr emotional, wie man gesehen hat“, sagte der immer noch sichtlich beeindruckte Sportdirektor, als er den Kabinentrakt in Richtung Katakomben verließ. Das Polohemd hatte er gegen einen feinen Anzug getaucht. Denn: Die Feierlichkeiten waren an diesem Samstagabend noch lange nicht zu Ende.
Michael Zorc nach seinem BVB-Abschied: „Es ist zu viel der Ehre“
Begonnen hatten sie schon vor dem Anpfiff. Vier große Buchstanden in Schwarz und Gelb waren auf der Südtribüne zu sehen: Zorc. Davor prangten zwei Portraits. Eines zeigte Zorc als jungen Spieler im Trikot von Borussia Dortmund, das andere stammte aus seiner Zeit als Manager. Darunter der Schriftzug: „Einmal Borusse, immer Borusse“. „Ich kann das gar nicht richtig mit Worten beschreiben“, sagte Zorc. Er meinte damit seine innere Gefühlswelt. Er musste sie aber auch gar nicht groß beschreiben. Alle hatten es gesehen. Als sich Zorc nach den Worten von Hans-Joachim Watzke zur Südtribüne umdrehte, überkamen ihn die Gefühle. „Ein bisschen habe ich mich geschämt: Ein alter Mann, fast 60 Jahre und dann heult der da rum.“
Ein typischer Spruch für den Mann, der sein ganzes Leben der Borussia gewidmet hat. 44 Jahre hat er dem Klub die Treue gehalten. Erst als Spieler, dann als Sportdirektor. Für Menschen wie Michael Zorc ist die Bezeichnung Vereinslegende wohl erfunden worden. Und trotzdem sagte er: „Ich finde es ein bisschen zu viel der Ehre, wenn ich ganz ehrlich bin.“ Allerdings nicht, ohne sofort mit einem Funkeln in den Augen hinterherzuschieben: „Aber schön ist es trotzdem.“
Schmelzer kündigt Abschiedsspiel mit der BVB-Double-Mannschaft an
Und trotzdem wollte er an diesem Tag das Scheinwerferlicht auch auf andere richten. Ganz besonders auf Marcel Schmelzer. Seine Rede nach Spielschluss begann Zorc deswegen auch ganz bewusst mit dem Verweis auf den ehemaligen Kapitän, der ähnlich wie Zorc kaum der Typ ist, der unbedingt im Rampenlicht stehen muss. Genossen hat er es dennoch. „Ich habe schon in den letzten Tagen viele coole Nachrichten erhalten, was mich sehr gefreut und auch sehr berührt hat“, sagte er gut eine Stunde nachdem er sich im Block der Ultras das Mikrofon geschnappt und „Borussia Dortmund, du bist unsre Droge“ angestimmt hatte. „Und dann noch der Moment in der Halbzeit mit der Choreo, mit dem Trikot“, kam Schmelzer ins Schwärmen. „Das hat dem ganzen noch mal die Kirsche aufgesetzt.“
Allerdings kam ihm die Choreographie dann doch bekannt vor. Lukasz Piszczeck war in der vergangenen Saison mit einer ähnlichen Szenerie verabschiedet worden. „Ich wusste letztes Jahr ja schon, dass da was mit mir und Piszczu geplant war“, sagte Schmelzer. Da der 34-Jährige sich aber gemeinsam mit dem Verein dazu entschloss, seinen Vertrag beim BVB zu verlängern, um die Reha nach seiner Knie-Operation zu beenden, blieb sein Banner erst einmal in der Kiste. Piszczek wurde alleine verabschiedet, ohne Publikum. „Ich hoffe, das können wir noch nachholen“, sagte Schmelzer und machte den Fans gleich konkrete Hoffnungen. „Ich denke, da ist etwas in Planung, dass die Jungs aus der Double-Mannschaft noch einmal zusammenkommen.“
Michael Zorc und Marcel Schmelzer lassen ihre Zukunft offen
Wie es für ihn nun weitergehen wird, steht indes noch nicht fest. „Es war ganz lange mein Plan, dass ich noch mal raus wollte aus Deutschland und wenn möglich auch aus Europa. Aber ich habe mich in den letzten Monaten dazu entschlossen, das sein zu lassen und komplett aufzuhören“, erklärte der ehemalige Linksverteidiger, der 2005 zum BVB gewechselt war. Er werde sich nun zurückziehen und sich Gedanken machen über seine Zukunft. „Ich kann mir mehrere Sachen vorstellen.“
Und wie sieht das bei Michael Zorc aus? So ganz ohne Borussia Dortmund wird es nicht gehen. Zwar werde er versuchen, das Leben mit einem freien Terminkalender zu genießen. Aber: „Ich habe mir meine Dauerkarten schon gesichert und werde in Reichweite zu Aki Watzke das Treiben auf dem Rasen kritisch beäugen.“ Vielleicht ja irgendwann auch wieder in einer offiziellen Funktion.
BVB-Sportdirektor Zorc lässt Abend im Borusseum ausklingen
So unklar die langfristigen Planungen von Michael Zorc und Marcel Schmelzer sind, so konkret waren die kurzfristigen für den Samstagabend. „Am liebsten würde ich eigentlich jetzt nach Hause gehen und mich einfach nur in den Garten setzen und das alles Revue passieren lassen. Aber ich werde noch bei Michael vorbeischauen. Diesen Abschied hat er sich verdient“, sagte Schmelzer. Zorc war zu diesem Zeitpunkt schon vorgelaufen in Richtung Borusseum. Wo sonst als im Signal Iduna Park, in seinem Zuhause, hätte er gemeinsam mit einigen Spielern, Verantwortlichen, Freunden, Familie und ehemaligen Weggefährten diesen für ihn so besonderen Tag auch ausklingen lassen können?
Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
