Slaven Bilic über BVB-Coach Edin Terzic: „Er wird das nächste große Ding“

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Slaven Bilic über BVB-Coach Edin Terzic: „Er wird das nächste große Ding“

rnBorussia Dortmund

Beim BVB tritt der neue Cheftrainer Edin Terzic aus dem Schatten ins Rampenlicht. Seine ehemaligen Weggefährten, Slaven Bilic und Hannes Wolf, trauen ihm eine überragende Karriere zu.

Dortmund

, 16.12.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Er machte es dem Novizen wahrlich nicht leicht. Edin Terzic sollte kämpfen, eifern, argumentieren. Einfache Antworten waren nicht erwünscht. Als der heutige BVB-Coach 2013 bei Slaven Bilic anheuerte als Co-Trainer bei Besiktas Istanbul, musste er stichhaltige Argumente liefern. „Slaven hat am Anfang jedes Mal, wenn ich eine Meinung gesagt habe, das Gegenteil behauptet.“ Nicht etwa, weil dieser Junge aus Dortmund falsch lag, nein: „Er wollte mich kitzeln und mich dazu zwingen, wirklich alle Aspekte zu bedenken. Das hat mich geprägt.“

Slaven Bilic über BVB-Trainer Terzic: „Ich bin sehr stolz“

Ironie des Schicksals: Slaven Bilic, mit dem Terzic in der Türkei und später bei West Ham United in der Premier League viereinhalb Jahre erfolgreich zusammenarbeitete, wurde am Tag nach Terzics Cheftrainer-Debüt beim BVB bei seinem aktuellen Klub West Bromwich Albion entlassen. Seinem Zögling schickte er zuvor noch die größten Lobeshymen hinterher, sein ehemaliger Assistent stehe vor einer großen Zukunft. „Er hat alles, was es braucht und wird zurecht bei Borussia Dortmund hoch angesehen“, sagte Bilic bei Sky Sport in England. Von dessen Berufung zum sportlichen Entscheider sei er nicht überrascht gewesen. „Ich habe ihm gesagt, er kann es schaffen. Ich bin sehr stolz.“

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Von 2013 bis 2015 wirkte das Duo zusammen bei Besiktas, landete in der Süper Lig zweimal auf Rang drei und schaffte es ins Achtelfinale der Europa League. Auf dem Schleudersitz bei West Ham United hielten sie sich danach zweieinhalb Jahre lang in der Premier League. Terzic beendete dann die „Fernbeziehung“ zum BVB und kehrte nach Dortmund zurück. Bilic ahnte, dass sich sein ehemaliger „Co“ durchsetzen würde und erwartet noch viel mehr als das. „Ich bin mir sehr sicher, dass er das nächste große Ding wird im europäischen Trainergeschäft.“

Edin Terzic war beim BVB Assistent von Hannes Wolf

Er schätze sich glücklich, dass er von so tollen anderen Trainern habe lernen dürfen, sagt Terzic. Von Jürgen Klopp habe er sich als junger Scout beim BVB viel abgeschaut, von Bilic und zuletzt von Lucien Favre „sehr viel gelernt. Ich bin froh, dass ich alle kennenlernen durfte und meine Freunde nennen darf.“ Das gilt im Speziellen auch für einen anderen Wegbereiter, der in Dortmund bestens bekannt ist: Hannes Wolf.

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Wolf und Terzic lernten sich als Sportwissenschafts-Studenten an der Ruhr-Universität in Bochum kennen. „Wir haben als Doppelspitze im Sturm der Uni-Mannschaft gespielt“, sagte Wolf im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Wir haben auch damals schon seine Qualitäten gesehen, wie er vor und mit einer Gruppe agiert. Deshalb habe ich ihn später auch zum BVB geholt, als ich zum ersten Mal dort A-Jugendtrainer wurde.“ Terzic bekam eine halbe Stelle als Wolfs Assistent bei der U19 und eine halbe Stelle als Scout unter Sven Mislintat.

Hannes Wolf über den neuen BVB-Coach: „Er ist auch ein Borusse“

Der Kontakt blieb – trotz wechselnder Stationen der beiden Fußballlehrer – immer bestehen. Mehr noch: „Wir kennen uns schon sehr lange, er ist ein super Typ, wir sind gute Freunde, er ist auch ein Borusse“, sagt Wolf. Entsprechend „riesig“ habe er sich über den 2:1-Sieg seines Kumpels bei dessen Bundesliga-Debüt in Bremen am Dienstagabend gefreut.

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Der Anfang sei damit geglückt, ein nicht zu unterschätzendes Momentum angesichts der Umstände. Wolf meint: „Der Sieg in Bremen war extrem wichtig, ein Erfolg zum Start schafft Vertrauen. Und es ist gar nicht einfach, so ein 1:5 aus den Kleidern zu schütteln.“ Für das Debakel gegen Stuttgart nahm sich Terzic mit in die Verantwortung, ein kluger Schachzug, um Gemeinsamkeit und Wir-Gefühl mit seiner Mannschaft zu stärken, der er nun in neuer Rolle vorsteht.

Was für Terzic zählt ist das nächste BVB-Spiel gegen Berlin

Hannes Wolf, derzeit als Trainer der U18 des Deutschen Fußball-Bundes ohne Arbeitseinsatz auf dem Trainingsplatz, hat als versierter Taktikexperte auch erste Züge von Terzic‘ Handschrift entdeckt. „Man konnte direkt sehen, dass sie versucht haben, das Tempo hochzuhalten, dass der Ball in einigen Phasen schnell unterwegs war. Und sie haben den Kampf angenommen.“ Erste Weichen sind gestellt, die Veränderungen benötigen Zeit, die allerdings kaum vorhanden ist. „Im Training konnte er aber noch nicht viel machen bislang, es ging ja quasi erst einmal nur um Regeneration.“ Die inhaltliche Arbeit bei der konzeptionellen Rückkehr zu „BVB-Fußball“ kann es bis zur kurzen Winterpause nur in kleinen Dosen geben, die Einheiten dienen entweder der Regeneration oder die Spieler werden beim Abschlusstraining nur kurz belastet.

Sicher ist, dass der so hoch gelobte neue BVB-Coach sich von diesen Vorschusslorbeeren nicht blenden lassen wird. Wohin auch immer sein Weg ihn führen mag, wie lange auch immer er dem BVB erhalten bleibt: Was für ihn zählt, ist allein das nächste Spiel am Freitagabend bei Union Berlin (20.30 Uhr/live im Free-TV).