Sebastian Kehl nimmt Team in die Pflicht „Es wäre fahrlässig, den BVB schon abzuschreiben“

Sebastian Kehl nimmt Team in die Pflicht: „Es wäre fahrlässig, den BVB schon abzuschreiben“
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Bohrende Fragen zum Transferstau bei Borussia Dortmund musste Sebastian Kehl nicht mehr befürchten, nachdem sich nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in Marbella der Knoten endlich gelöst hat. Doch der Sportdirektor des BVB hatte spannende Details eines „sehr langen Prozesses“ bis hin zu der von vielen Fans herbeigesehnten Rückkehr von Jadon Sancho mitgebracht zu „19:09 – der schwarzgelbe Talk“.

BVB-Kontaktaufnahme mit Sancho

Erst Mitte Dezember, verriet Kehl, wurde die Idee geboren, beim Engländer vorzufühlen, „wie er denn seine Situation sieht, und ob es überhaupt eine Chance gibt, ihn auszuleihen“. Bei Sancho fiel sie auf fruchtbaren Boden. Und doch dauerte es noch vier Wochen, ehe Borussia Dortmund die Rückkehr verkünden konnte. Mit Sanchos Verpflichtung und der am Donnerstagabend immer noch nicht endgültig perfekten Leihe von Linksverteidiger Ian Maatsen hat Kehl seine Hausaufgaben für diesen Winter weitgehend erledigt – und auch in dieser Transferphase dazugelernt. Auch bei Maatsen vom FC Chelsea „sind es Kleinigkeiten, die nicht an uns liegen“.

Gut eine Stunde lang stellte sich Kehl, in der zweiten Saison nach dem Rückzug des Langzeit-Managers Michael Zorc bei der Borussia in der sportlichen Hauptverantwortung für die Kaderplanung und -weiterentwicklung, den Fragen des Moderatoren-Duos Mathias Scherff (Radio 91.2) und Jürgen Koers (Ruhr Nachrichten). Immer wieder landete die Diskussion über den bisherigen Saisonverlauf und die sich daraus ergebenden Ableitungen für die Restserie bei einem Punkt.

Kehl nimmt BVB-Team in die Pflicht

Mehrfach nahm der 43-Jährige die aktuelle Mannschaft in die Pflicht. „Wir müssen in die Erfolgsspur zurück, wir müssen es schaffen, deutlich stabiler aufzutreten, wir dürfen uns nicht so leicht umwerfen lassen.“ Das, so Kehl, käme aber nicht von alleine, „dafür müssen wir hart arbeiten“. Am Glauben mangele es ihm nicht, das dokumentierte Kehl in einem bemerkenswerten Satz: „Es wäre fahrlässig, Borussia Dortmund schon abzuschreiben. Die Qualität der Mannschaft ist höher als das, was wir abgeliefert haben.“

Den Übergang von der Rolle als aktiver Profi hin zum Sport-Manager mit Führungsverantwortung hat der ehemalige Kapitän der Borussia mit der Zielstrebigkeit und Entschlossenheit geplant und gemeistert, die ihn auch auf dem Rasen auszeichnete. Studium bei der UEFA, viele Hospitationen, dann der Einstieg beim BVB im Dunstkreis von Zorc, von dem er lernte und dem er fast logisch auch nachfolgte. Steht nun der nächste Karriereschritt bevor? Nach dem angekündigten Rückzug von Hans-Joachim Watzke zum Herbst 2025 („Da wird was wegbrechen, Aki ist Borussia Dortmund“) soll die sportliche Gesamtverantwortung schon mit dem Übergang in die nächste Saison in neue Hände gelegt werden, möglicherweise mit der noch zu schaffenden Position eines Geschäftsführers Sport.

Druck auf den BVB ist immens

Kehl ist selbstbewusst und ambitioniert genug, um sich diese Position zuzutrauen. Er war aber auch eloquent und wortgewandt genug, um die Fragen des Moderatoren-Duos zu umschiffen. „Ich werde natürlich mit Aki Watzke darüber sprechen“, meinte er, „welche Vorstellungen die entsprechenden Gremien haben.“ Vorrangig aber ging es natürlich um die aktuelle Situation. „Der Druck“, meinte Kehl, „ist immens, wenn du als Borussia Dortmund nur auf Platz fünf stehst.“ Die Diskrepanz zwischen den Leistungen in der Champions League und in der Bundesliga sei „nicht erklärbar“.

Den Turnaround zu schaffen sei die Pflicht der Mannschaft, helfen sollen die Personalmaßnahmen des Winters, in dem sich die Installation zweier neuer Co-Trainer neben den zwei neuen Spielern für die Mannschaft vielleicht sogar als echte Königstransfers erweisen könnten. Kehl jedenfalls hat der Start von Nuri Sahin und Sven Bender begeistert. „Sie verfügen über verschiedene Profile und sind unterschiedliche Charaktere. Sie haben den Draht in die Kabine und helfen uns auch inhaltlich.“ Ein Schattentrainer Sahin sei „kein Thema, wir sind von der aktuellen Konstellation total überzeugt“.

BVB-Sportdirektor Kehl demonstriert Angriffslust

Die Pause nach dem enttäuschenden Dezember hat zumindest beim Sportdirektor Frust und Enttäuschung vertrieben. Kehl demonstrierte Angriffslust. „Der Januar kann unser Monat werden. Wir sollten schon sehr selbstbewusst da rangehen.“