Schwarzgelbes A bis Z: Teil drei - Held von Berlin und der BVB-Walzer

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Schwarzgelbes A bis Z: Teil drei - Held von Berlin und der BVB-Walzer

rnBorussia Dortmund

Borussia Dortmund liefert für jeden Buchstaben des Alphabets mindestens eine Geschichte. Wir haben die besten rausgesucht: Hier kommt das schwarzgelbe A bis Z - ein Muss für jeden BVB-Fan.

von Sascha Staat

Dortmund

, 20.04.2020, 15:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Borussia Dortmund, das ist für Millionen Fans weit mehr als ein Fußballklub. Es ist ein Herzensort für Geschichten, Anekdoten und Erlebnisse. Wir haben genau 26 davon aufgeschrieben - für jeden Buchstaben im Alphabet eine. Unser schwarzgelbes A bis Z, ein Muss für echte BVB-Fans.

TEIL 3: Held von Berlin und der BVB-Walzer

N wie Nobby: Norbert Dickel hat unter den Fans von Borussia Dortmund absoluten Kultstatus inne. Irgendwie ist nur schwer vorstellbar, dass jemand ihn nicht „Nobby“ nennt oder sogar siezt. Herr Dickel, wie geht es Ihnen? Das klingt schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Zum „Held von Berlin“ wurde er, weil er sich vor dem Pokalfinale 1989 gegen Werder Bremen fitspritzen ließ und damit das vorzeitige Ende seiner Karriere besiegelte. Am 1. Juli 1992 übernahm er dann die Funktion des Stadionsprechers vom Dortmunder Kabarettisten Bruno Knust, der als „Günna“ auch bei den Ruhr Nachrichten präsent ist. Am 17. November 2019 war Dickel genau 10.000 Tage im Amt, eine stolze Marke. Seine Popularität nutzte er unter anderem mit der Herausgabe des Liedes „ Borussia, schenk uns die Schale“, das er gemeinsam mit dem BVB-Jahrhundertchor produzierte. Immerhin gelang der Sprung auf den zweiten Platz der deutschen Single-Charts. Legendär ist auch sein Currywurst-Imbiss in der Dortmunder Innenstadt, den er aus Zeitgründen aber nach fünf Jahren aufgab. Dass Dickel noch viel mehr kann als nur Fußball zu spielen, bewies er Anfang der 1990er-Jahre. In dem Film „Die 4 von der Tankstelle“ spielte er sich selbst. „Nobby“ ist eben „mit allen Abwassern gewaschen“, wie es Frank Mill formulieren würde.

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O wie Olympiastadion: Im großen, weiten Rund eines Olympiastadions, da fühlt sich der BVB anscheinend besonders wohl. Denn viele der großen Triumphe wurden in exakt solch einem Stadion eingefahren. Gleich drei Mal gewann Borussia Dortmund den DFB-Pokal in Berlin. Zunächst 1989 mit dem bereits erwähnten Doppelpack von Norbert Dickel, dann 2012 mit dem famosen 5:2-Erfolg gegen die Bayern, womit das erst Double der Vereinsgeschichte einher ging. Und schließlich folgte 2017 der dritte Streich im Oval der Hauptstadt. Gleich zwei Mal wurde 1997 im Olympiastadion zugeschlagen. Zunächst in dem von München, als Karl-Heinz Riedle endgültig zu „Air“ Riedle wurde und Lars Ricken nur noch lupfen musste. Wenige Monate später ging die Reise nach Tokio. Dort steht nach wie vor das Olympiastadion von 1958. Durch das 2:0 gegen Cruzeiro Belo Horizonte fand der Weltpokal den Weg in den schwarzgelben Trophäenschrank. Es wird also Zeit, dass wieder ein paar Endspiele in den passenden Arenen ausgetragen werden. Rom oder London wären bestimmt Reiseziele mit einem ziemlich guten Omen.

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P wie Peter: Peter Erdmann wird nur eingefleischten Borussen ein Begriff sein. Eigentlich wurde er von allen auch nur „Erbse“ genannt. Er verstarb zwar 2017, aber durch den „BVB-Walzer“ ist er unsterblich geworden. Das Lied geht nämlich auf ihn zurück. Als die Zuschauer am 30. Dezember 1976 auf der Abschlussfeier eines Hallenturniers in der Westfalenhalle Schlager-Star Roberto Blanco eiskalt ausbuhten, sprang Erdmann spontan ein und brachte mit seinem Vortrag des „BVB-Walzers“ die Halle zum Kochen. Heute sind Textzeilen wie „Ist die Meisterschaft geschafft, zieh’n wir hin zum Borsigplatz“ zur Melodie des Schneewalzers jedem auf der Südtribüne bekannt. Erdmann gehörte übrigens zu den ersten Gründern eines BVB-Fanclubs und war sogar Vorsänger auf der „Süd“. Doch nachdem Hooligans unter anderem mehrfach seine Kneipe „Zum Kügelchen“ zerstörten, verließ er 1987 frustriert die Stadt. Nach 25 Jahren kehrte er aber in die BVB-Familie zurück und trat sogar bei verschiedenen Veranstaltungen auf. So kam wieder zusammen, was zusammen gehörte: Die „Erbse“, sein Walzer und Borussia Dortmund.

Peter Quallo spielte von 1988 bis 1992 für Borussia Dortmund.

Peter Quallo spielte von 1988 bis 1992 für Borussia Dortmund. © imago / WEREK

Q wie Quallo: Peter Quallo, dieser Name ist wirklich nur noch den allerhärtesten der harten BVB-Fans ein Begriff. Von 1988 bis 1992 spielte für die Schwarzgelben, die ersten beiden davon noch in der Jugend. Dann zog es ihn zu Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer verpflichteten den Abwehrspieler und überwiesen eine Million Mark. Eigentlich verschwindend gering im Vergleich zu den Beträgen, die heutzutage bezahlt werden. Dennoch war er bis zum Sommer 2018 der Rekordtransfer der Düsseldorfer, was sich irgendwie wie ein schlechter Scherz anhört. Abgelöst wurde er dann nach 26 Jahren von einem weiteren Ex-Borussen, Marvin Ducksch. Den Stürmer ließen sich die Fortunen glatte zwei Millionen Euro kosten. Quallo ist seinen Platz in den Rekordbüchern also los, aber er arbeitet mittlerweile wieder für seinen Heimatverein. Seit Herbst 2015 leitet er den Fanshop Krone am Alten Markt. Für einen gebürtigen Dortmunder genau der passende Job.


R wie Ricken: Natürlich, wer auch sonst? Lars Ricken steht wie wenige andere stellvertretend für Borussia Dortmund. im Nachwuchsbereich war er zunächst wie Sportdirektor Michael Zorc noch für den TuS Eving-Lindenhorst aktiv, danach ging es für vier Jahre zum TSC Eintracht Dortmund. Nur die Ardeystraße trennt das Vereinsgelände vom ehemaligen Westfalenstadion, der BVB war für ihn plötzlich wirklich den oft zitierten Steinwurf entfernt. Über Jugend, Profis und Amateure schnürte er insgesamt 29 Jahre die Schuhe für die Borussia, schoss das schwarzgelbe Tor des Jahrhunderts im Finale der Champions League 1997 und leitet heute das Nachwuchsleistungszentrum seines Herzensvereins. Dort trägt er garantiert auch nicht irgendwelche Nadelstreifenanzüge, über die er zu Beginn seiner Laufbahn in einem TV-Werbespot für einen US-Sportartikelhersteller philosophierte.

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S wie Silva: Nein, nicht wie bei Antonio da Silva, dem Linksfuß, der mit dem BVB 2011 und 2012 die Meisterschaft gewann. Gemeint ist Julio Cesar. Der Brasilianer heuerte im Sommer 1994 bei Borussia Dortmund an und kam wie schon zuvor Stefan Reuter, Andreas Möller und Jürgen Kohler aus Turin von Juventus in den Ruhrpott. Ein Jahr später führte die Bundesliga die Spielernamen auf den Trikots ein. Das erste Pflichtspiel der Saison war der Supercup gegen Borussia Mönchengladbach. Gleich in doppelter Hinsicht blieb es für ihn in Erinnerung, denn er erzielte im Düsseldorfer Rheinstadion das einzige Tor des Tages. Während die Freude darüber groß war, zeigte er sich irritiert, was sein Trikot anging. Silva stand dort in dicken Lettern über der Nummer 5, da sein kompletter Name Julio Cesar da Silva lautet. Doch dieses Missverständnis wurde direkt korrigiert und fortan lief der Abwehrspieler mit dem Namen Cesar auf dem Rücken auf.

Timo Konietzka erzielte das erste Tor der Bundesliga-Geschichte.

Timo Konietzka erzielte das erste Tor der Bundesliga-Geschichte. © imago / Horstmüller

T wie Timo: Timo Konietzka ist nicht irgendwer in der Geschichte von Borussia Dortmund. Er ist auch nicht irgendwer in der Geschichte des deutschen Fußballs. Konietzka erzielte nicht nur 126 Tore für Borussia Dortmund, er schoss auch das erste Tor in der Geschichte der Bundesliga. Am 24. August 1963 traf er nach 35 Sekunden gegen Werder Bremen. Kurios ist, dass von dem Treffer selbst weder TV-Aufnahmen noch Fotos existieren. Die Journalisten hatten sich hinter dem Dortmunder Tor platziert, denn die heimstarken Bremer galten als klarer Favorit. Zu seinem Spitznamen, der 1985 zu seinem offiziellen Namen wurde, kam er durch seinen Mitspieler Helmut Bracht. Wegen seiner für den Wehrdienst stark gekürzten Frisur sah er dem sowjetischen General Semjon Konstantinowitsch Timoschenko ähnlich. Und so war Friedhelm, sein eigentlicher Name, irgendwann Geschichte.