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Schwächstes Abschneiden seit 2011: BVB ebnet Glasgow den Weg ins Achtelfinale
Europa League
Der BVB enttäuscht auch in der Europa League auf ganzer Linie. Insgesamt sechs Gegentore setzt es gegen international zweitklassige Rangers. Die Anzahl eigener Fehler bleibt erschreckend hoch.
Verbissen und verzweifelt stemmten sich die Borussen gegen das Aus, zwei Tore brauchte es in der hektischen und zerfahrenen Schlussphase. Die Minuten verrannen, doch statt den Lucky Punch zu setzen, knallten der BVB auf die Bretter: Nur 2:2 (1:2) bei den Glasgow Rangers, zu wenig nach dem 2:4 im Hinspiel, die Europa League ist für Schwarzgelb schon wieder Geschichte. Ein Fiasko, dass der BVB sich selbst eingebrockt hatte.
Fulminanter BVB-Auftakt: Bellingham trifft den Pfosten
Zum Abpfiff wie vom Anpfiff weg kochte die Atmosphäre im mit 50.817 Zuschauern ausverkauften, rustikal-charmanten Ibrox Stadium. 2700 BVB-Fans waren mitgereist und hatten gleich den Torschrei auf den Lippen: Jude Bellingham fiel nach einer einer Ecke der Ball vor die Füße - Pfosten (4.). Der Auftakt für einen fulminanten Fußballabend.
Denn auch die Gastgeber kamen mit beherzten britischen Zweikämpfen gut in die Partie, die Rangers fanden im Aufbau immer einen freien Mann - aber selten den Weg in den Dortmunder Strafraum. Bis zur 20. Minute: Verlagerung auf die linke Seite, Julian Brandt stellte dem quirligen Ryan Kent im Zweikampf plump ein Bein - Strafstoß. Wie im Hinspiel. Wieder das Duell Gregor Kobel gegen James Tavernier. Wieder behielt der Rangers-Kapitän die Nerven. In Addition: 5:2 für Glasgow (21.).
Kobel und Hummels verhindern das zweite BVB-Gegentor
Das bedeutete: Es brauchte drei BVB-Tore für die Verlängerung, ein mittelgroßes Fußballwunder! Dortmund, mit Nico Schulz und Thomas Meunier als Außenverteidiger-Pärchen in der Startelf, verbesserte fortan die Raumaufteilung, zwang die Platzherren mehr in die Defensive. Brandts Versuch, seinen Aussetzer unmittelbar zu reparieren, schlug fehl: Allan McGregor faustete den zentralen Schuss aus der Gefahrenzone (25.). Doch der nächste Abschluss saß: Rangers-Innenverteidiger Connor Goldson legte die Kugel unbeholfen in den Lauf von Bellingham, der den Kopf hob und mit Übersicht aus kurzer Distanz ausglich (32.). Eine packende, hoch intensive und leidenschaftliche Partie, die Spielern und Fans kaum Luft zum Atmen ließ.
Denn es ging sofort turbulent weiter: Erst Kobel und dann Mats Hummels verhinderten den nächsten Rückschlag (35.). Auf der Gegenseite parierte erst McGregor Donyell Malens Rechtsschuss (36.), dann überwand der Mittelstürmer den Keeper: Erneut klärten die Rangers unzulänglich, Bellinghams Weiterleitung mit der Ferse landete bei Malen, der stocherte den Ball über die Linie (42.). Spiel gedreht, alles drin - es fehlte nur noch ein Tor! Fast hätte Thomas Meunier den dritten Treffer erzielt, knickte bei der Aktion jedoch mit dem rechten Fuß um (45.). Nach der Pause vertrat ihn Marius Wolf.
Die eigenen Fehler werden den BVB-Profis zum Verhängnis
Hitzig, aufgepeitscht, wild und in jeder Szene bedeutungsschwer. Es wurde ein mitreißender Europapokalabend, in dem jede Aktion den Ausschlag geben konnte. Erneut erwischten die Rangers den besseren Start, weil der BVB sie gewähren ließ, und die Schotten sagten Thank you: Wolf ließ sich von Calvin Bassey düpieren, Hummels schlug am Fünfer unbedrängt über den Ball, die Gelegenheit ließ sich Tavernier nicht nehmen, er nagelte den Ball zum 2:2 ins Netz, Ibrox tobte (57.). Dortmund zwei Einschüsse im Hintertreffen, und fast vorzeitig geschlagen: Kent drückte den Ball über die Linie, doch Schiedsrichter Antonio Maheu Lahoz gab den Treffer nicht: Emre Can war zuvor gefoult worden (67.).
Also: eine schwarzgelbe Schlussoffensive in einem vogelwilden Kräftemessen. Rose brachte Reinier und Youssoufa Moukoko für Brandt und Thorgan Hazard (69.), kurz darauf Steffen Tigges für Malen (77.). Die zweite Reihe musste in vorderster Linie um Alles oder Nichts kämpfen, irgendwie den K.o. verhindern und zweimal den Ball ins Tor befördern. Moukoko verfehlte per Kopf deutlich (81.). Mehr kam nicht, die Hypothek aus dem Hinspiel war zu hoch. Letztlich schieden die Borussen nach zwei Partien wegen viel zu vieler eigener Fehler aus dem Europapokal aus, bevor die Achtelfinals beginnen. Es ist das schwächste Abschneiden auf internationaler Bühne seit 2011.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
