
Sonntag, 12.40 Uhr: Nico Schulz verlässt das BVB-Trainingsgelände in Brackel. © Groeger
Fall Nico Schulz belastet den BVB – der aktuelle Stand und weitere Hintergründe
Borussia Dortmund
Über die Ermittlungen gegen Nico Schulz ist der BVB „schockiert“. Der Spieler dürfte gewarnt gewesen sein: Seine Ex-Freundin dachte angeblich schon früher an juristische Schritte.
Eine Ex-Freundin von BVB-Profi Nico Schulz hat schwere Vorwürfe gegen den früheren Nationalspieler erhoben. Demnach soll der 29-Jährige seine damals schwangere Lebensgefährtin J. misshandelt haben. Wie die „Bild“ am Samstagabend zuerst berichtete, hat J. im Juni Strafanzeige wegen verschiedener Fälle von häuslicher Gewalt im Jahr 2020 erstattet. Konkret soll Schulz sie geschlagen und getreten haben. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat den Eingang der Anzeige auf Anfrage der Ruhr Nachrichten bestätigt. „Es ist ein Ermittlungsverfahren anhängig. Es hat eine Hausdurchsuchung gegeben und es wurden Speichermedien sichergestellt“, erklärte Staatsanwältin Sonja Frodermann.
BVB-Spieler Schulz bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe
Der Streit zwischen Schulz und seiner Ex-Freundin hat die kurze Beziehung längst überdauert. Bereits Anfang dieses Jahres spielte J. nach unseren Informationen mit dem Gedanken, ihre Vorwürfe öffentlich zu machen, nahm jedoch vorübergehend davon Abstand. Mehrfach wechselte sie ihren juristischen Beistand. Im Juni kam es dann zur Strafanzeige, vorige Woche rückten die Ermittler bei Schulz an.
Der BVB äußerte sich am Sonntag zu dem Fall: „Borussia Dortmund hat die Medienberichterstattung in Bezug auf strafrechtlich erhobene Vorwürfe – das Privatleben von Nico Schulz betreffend – zum Anlass genommen, umgehend ein Gespräch mit dem Spieler und seinen Beratern zu führen. Der Spieler bestreitet die gegen ihn erhobenen Strafvorwürfe. Nico Schulz hat uns mitgeteilt, dass er sich mit Hilfe anwaltlichen Beistands gegen diese Vorwürfe zur Wehr setzen wird und obendrein die Unschuldsvermutung für sich in Anspruch nimmt.“
Borussia Dortmund „distanziert sich von jeglicher Form der Gewalt“
Mit fotografierten Chatprotokollen, Sprachaufzeichnungen und Beweisbildern, die den Ruhr Nachrichten zum Teil vorliegen, will J. ihre Vorwürfe untermauern. Angeblich soll Schulz seiner Ex-Freundin gegenüber die Taten eingeräumt und bedauert haben. Zudem soll der Fußballprofi mehrmals höhere Geldbeträge an J. überwiesen haben.
Als Schulz am Sonntagmittag um 12.40 Uhr mit seinem Wagen vom Trainingsgelände des BVB fuhr, hatten sich die Berichte vom Vorabend längst herumgesprochen. Auch die Verantwortlichen der Borussia machten sich in einem gemeinsamen Gespräch ein Bild von der Lage. In der Stellungnahme steht: „Die erhobenen Vorwürfe, von denen Borussia Dortmund bis zur Medienberichterstattung keinerlei Kenntnis hatte, wiegen äußerst schwer und sind für den BVB schockierend. Borussia Dortmund nimmt sie sehr ernst und distanziert sich von jeglicher Form der Gewalt. Borussia Dortmund ist jedoch kein Verfahrensbeteiligter und hat keinerlei Einsicht in Ermittlungsakten oder in die offenbar vorliegende Strafanzeige.“
Zieht BVB-Spieler Nico Schulz persönliche Konsequenzen?
Inwiefern Schulz, der sportlich seit Monaten auf dem Abstellgleis steht und den Verein längst hätte verlassen sollen, auch als Angestellter Konsequenzen fürchten muss, ist offen. Wegen des frühen Anfangsstadiums der Ermittlungen und der unklaren Sach- und Rechtslage sei es noch nicht möglich, „arbeitsrechtliche und disziplinarische Maßnahmen verlässlich und rechtssicher zu entscheiden“, erklärte der BVB. Das könnte sich ändern, sollte Anklage erhoben werden. Schulz soll dem Vernehmen nach nahegelegt werden, sich erst einmal zurückzuziehen. Der Instagram-Account des Spielers ist offline.
Der Fall Schulz ist pikant, aber in der Branche nichts Ungewöhnliches. Erst vor einem Jahr musste Ex-Nationalspieler Jerome Boateng 1,8 Millionen Euro zahlen, weil er seiner Ex-Freundin einen Faustschlag versetzt hatte.
Premium-Jahrgang 1981. Besetzte im Mittelfeld von Rot-Weiß Unna die Acht, bevor die Position überhaupt erfunden wurde. Studium der Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, anschließend ablösefreier Wechsel zu Lensing Media. Im BVB-Team polyvalent einsetzbar.

Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
