
BVB-U23-Trainer Christian Preußer sieht seine Mannschaft gerüstet für den Saisonstart beim SV Wehen Wiesbaden. © Thomas Bielefeld
Saisonstart in Wiesbaden: Ein Mount-Everest-Bezwinger als Sinnbild für die BVB-U23
Borussia Dortmund
Die BVB-U23 startet am Montag beim SV Wehen Wiesbaden in die Saison. Ein Mount-Everest-Bezwinger hat dem Team im Vorfeld Mut gemacht. Darauf kommt es Trainer Christian Preußer jetzt an.
Zwischen dem Quartier des BVB, dem Hotel Sonne, und dem Gasthof Ochsalm liegen 656 Höhenmeter. Ein Klacks für Willi Steindl. Er ist ganz andere Dimensionen gewöhnt. Genau darum soll es gehen. Der Österreicher ist Anfang Juli Gastredner beim Mannschaftsabend der U23 von Borussia Dortmund.
BVB-Spieler begeistert von Vortrag eines Höhenbergsteigers
Steindl ist Hotelier, ihm gehört die „Sonne“, in der die Schwarzgelben während des Trainingslagers in Kirchberg in Tirol untergebracht sind. Vor allem aber ist er Höhenbergsteiger. Gemeinsam mit einem 17-köpfigen Tross hat er wenige Wochen zuvor den Mount Everest bestiegen. 8848 Meter hat Steindl im Himalaya erklommen. Er hat es geschafft bis auf den höchsten Berg der Erde, auf das Dach der Welt. „Ohne die Unterstützung meines Teams hätte ich nicht durchgehalten“, sagt Steindl. Die Borussen lauschen gebannt, hängen an seinen Lippen.
Der Vortrag ist durchaus als Parabel zu verstehen für das, was auf die U23 des BVB in der 3. Liga zukommt. Die Überwindung von Hindernissen auf dem Weg zum Gipfel, die Durchhaltevermögen und gegenseitige Unterstützung erfordert, sei jedenfalls sehr wohl übertragbar auf den Fußball. „Ich glaube, jeder Einzelne ist während einer Saison auch mal in einer Phase, in der es nicht so gut läuft oder es ihm nicht so gut geht. Wenn man dann Teammitglieder hat, an denen man sich orientieren kann, die einem helfen, die einem Mut zusprechen – dann kann es einen aus einem Tief herausholen. Das ist wichtig in einer Mannschaft und vor allem über die ganze Saison“, sagt BVB-Routinier Niklas Dams.
BVB startet am Montag beim SV Wehen Wiesbaden in die Saison
Am Montag (19 Uhr) beginnt in der Brita-Arena des SV Wehen Wiesbaden die Expedition der Schwarzgelben. Angeleitet wird sie von Christian Preußer. Gut sechs Wochen nach seinem Amtsantritt in Dortmund geht es nun erstmals um Punkte. „Wir fühlen uns gut vorbereitet auf die Saison“, sagt Preußer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Athletisch seien die Spieler in einem Top-Zustand. Inwieweit taktisch alles passe, das werde die Partie in Hessen zeigen. Während der Vorbereitung waren Teile der Belegschaft immer wieder fort, pendelten zwischen Profis und U23. Das hat die Implementierung der eigenen Vorstellungen natürlich erschwert. Daher stand genau das in den vergangenen Tagen noch einmal im Vordergrund. Dreimal für jeweils eine Viertelstunde vermittelte der BVB-Trainer seinem Personal in komprimierter Form die Maximen, auf die es ihm ankommt. „Wir haben unsere grundsätzliche Spielidee nochmal im Video vor Augen geführt. Dabei geht es um Prinzipien, die system- und gegnerunabhängig gelten“, so Preußer.
BVB-Trainer Christian Preußer sieht Auftakt als Standortbestimmung
Dabei musste er fein austarieren, die neu hinzugekommenen Spieler nicht mit Input zu überfrachten. Dosierte Druckbetankung war also gefragt. Auch der ruhende Ball nahm viel Raum im Übungsbetrieb ein. „Wir haben im Training viel Wert auf Standardsituationen gelegt. Sie werden im Laufe der Saison eine wichtige Rolle spielen und können in engen Spielen der Dosenöffner sein“, betont Preußer.
Wehen Wiesbaden sei ein starker Auftaktgegner. „Da wissen wir gleich, wo wir stehen. Sie sind gut im Spielaufbau und kommen viel übers Spielerische. Sie können aber auch den langen Ball spielen, weil sie in Nilsson vorne jemanden haben, der die Bälle festmachen kann. Die Kombination aus beidem gilt es zu verteidigen. Wir wollen gut dagegenhalten und unsere spielerischen Komponenten einbringen“, sagt der BVB-Coach.
BVB-Torwart-Duell wird erst in Zukunft entschieden
Für sein Debüt in Schwarzgelb steht ihm nahezu der komplette Kader zur Verfügung. Auch Antonios Papadopoulos, Lion Semic, Prince Aning, Falko Michel und Michael Eberwein gehören zum Aufgebot. Bradley Fink ist Samstag aus dem Trainingslager der Profis in Bad Ragaz zurückgekehrt. Über seinen Einsatz wird kurzfristig entschieden. Lediglich Justin Njinmah (muskuläre Probleme) und Dennis Lütke-Frie (Außenbandriss) fallen definitiv aus. Marco Pasalic, den zuletzt eine Infektion ausbremste, ist mittlerweile wieder ins Training eingestiegen.
Fest steht auch, wer in Wiesbaden die Angreifer zur Verzweiflung treiben soll: „Im ersten Spiel wird Luca Unbehaun im Tor stehen. Wie es danach weitergeht, halten wir uns noch offen.“ Der Torwart-Zweikampf mit Marcel Lotka, der jüngst bei den Profis im Trainingslager in Bad Ragaz mitmischte, ist somit noch nicht entschieden.
Luca Unbehaun wird gegen Wehen Wiesbaden das BVB-Tor hüten
Bei aller Konkurrenz ist Christian Preußer ein respektvoller Umgang untereinander wichtig. Deshalb stellte er gemeinsam mit der Mannschaft einen Regelkatalog auf, „wie wir verbindlich miteinander zusammenarbeiten wollen“. Diesen Vertrag haben alle unterschrieben. So viel steht fest: Es geht nur als Team. Und auch wenn es nicht auf den Mount Everest geht, lassen sich so Berge versetzen.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
