Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen bei der Borussia vom Niederrhein: Den Worten des in der vergangenen Woche beurlaubten Daniel Farke schenkt man in Dortmunds Chefetage Gehör. Wenn der 46-Jährige einen Spieler bedingungslos lobt und damit die intensiven Analysen der BVB-Scouts und Kaderplaner bestätigt, dann gilt das etwas. Wie im Fall von Ramy Bensebaini (28). „Ramy“, sagte Farke im vergangenen Oktober (wohlgemerkt nach einem schwächeren Auftritt des Algeriers), „ist ein außergewöhnlicher Spieler. Für mich ist er der kompletteste Linksverteidiger der Bundesliga.“ Kompliment!
BVB-Neuzugang Bensebaini bringt viele Stärken mit
Ohne Farkes Aussage auf die Goldwaage zu legen, muss man sie einordnen. Er spricht nicht vom besten, defensivstärksten oder torgefährlichsten Linksverteidiger der Bundesliga, sondern von einem „kompletten“ Profi. Bensebaini kann ganz viel, und viel davon eben richtig gut. Der Algerier hat eine gute Schusstechnik, ist schnell, extrem kopfballstark, vom Temperament her ein echter Kämpfer. Sein Vorwärtsdrang ist ähnlich ausgeprägt wie seine knallharten Verteidigungsleistungen.
Eine gewisse Anfälligkeit für leichtere (Muskel-)Verletzungen sagt man ihm in Gladbach nach, und ein aufbrausender Heißsporn kann er auch sein. Skandale? Disziplinlosigkeiten? Hat er sich in vier Gladbacher Jahren nicht vorwerfen lassen müssen. Bensebaini ist ein gestandener Profi, der die Pfiffe, mit denen er von Teilen des Publikums im Borussia-Park verabschiedet wurde, nach tadellosem Einsatz für den Klub eigentlich nicht verdient hatte. Den nächsten Abgang zur ungeliebten Namenscousine nach Marco Reus, Mahmoud Dahoud, Thorgan Hazard oder Marco Rose nehmen ihm die Fans der Fohlen übel.
Bensebaini blüht unter Rose auf
Bensebainis Blüte begann 2019 mit der Rose-Zeit. Zum Spiel des Ex-Trainers passte der intensive, hochtourige Stil des Algeriers glänzend. Wie er den FC Bayern München zweimal im Alleingang bezwang, sprach sich schnell herum in der Bundesliga, ebenso das Attribut, dass er einer der Spieler ist, die in besonderen Partien noch einmal eine Extraportion Galligkeit aus sich herausholen können. Als französischer Pokalsieger (mit Stade Rennes) und Afrika-Cup-Sieger angereist, schien die damalige Ablösesumme von neun Millionen Euro angemessen. Enttäuscht hat er die Erwartungen nicht, auch wenn das Ende – er hätte den Klub schon im Sommer 2022 verlassen können/wollen – sich so lange hinzog, dass es an der Basis rumoren musste.
Mit seinem Vorgänger beim BVB, Raphael Guerreiro, lässt sich Bensebaini schwer vergleichen. Man könnte sagen: Er ist der Anti-Guerreiro. Ein Spieler mit Wucht und Wehrhaftigkeit, der die Tacklings genauso liebt wie die Attacke. Borussias Portugiese wählte bevorzugt die feine Klinge, Bensebaini kommt eher mit der Keule auf den Platz. Guerreiro, dem verkappten Spielmacher auf dem Flügel, gelangen in 224 Spielen für den BVB 50 Tore und 40 Vorlagen, Bensebaini steht nach 113 Einsätzen für Mönchengladbach, 25 Treffern und acht Assists.
Bensebaini gibt dem BVB neue Optionen
An die offensive Produktivität von Guerreiro reicht Bensebaini also nicht heran. Doch es darf als gesichert gelten, dass lustloses Traben und leidenschaftsloses Verteidigen mit ihm auf dem Platz auf dieser Position der Vergangenheit angehören. Bensebaini kann neben dem Job auf der Außenbahn auch bedenkenlos als linker Innenverteidiger in einer Dreierkette aufgeboten werden oder vorgerückt als Schienenspieler.

Unter Marco Rose, vor mehr als einem Jahr, hatte Borussia Dortmund sich bereits intensiv um Bensebaini bemüht, nach dem Abgang des Trainers wurde diese Personalie allerdings hinten angestellt. Damals stand er auch bei mehreren Klubs in England auf dem Zettel, unter anderem Manchester City. Nun kommt der BVB im zweiten Anlauf zum Zug und hat den 1,87 Meter großen Algerier ablösefrei bis 2027 verpflichtet – bei einem Marktwert von rund 20 Millionen Euro.
Bensebaini im zweiten Anlauf zum BVB
Kaum ein Gladbacher Profi kann nach der abgelaufenen Saison von einer gelungenen Spielzeit sprechen. Für Bensebaini tut das nochmal stellvertretend Gladbachs Ex-Trainer Daniel Farke, der dem von den Ultras kritisierten Spieler zur Seite stand und an ihm festhielt. „Wir haben diese Saison kein einziges Spiel gewonnen, wenn Ramy nicht in der Startaufstellung stand.“
- Geboren wurde Ramy Bensebaini am 16. April 1995 in Constantine (Algerien).
- Über Lierse SK und HSC Montpellier fand er zu 2016 den Weg zu Stade Rennes, wo er sich einen Stammplatz erkämpfte.
- 2019 gewann er mit Rennes den französischen Pokal und wurde Afrika-Cup-Sieger mit Algerien.
- Seiner Popularität in der Heimat sind wohl auch seine 3,1 Millionen Follower bei Instagram zuzuschreiben.
- 2019 wechselte Bensebaini für die Ablöse von neun Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach. Nun kommt er zur neuen Saison zum BVB. Als Gehalt darf er geschätzt auf bis zu fünf Millionen Euro hoffen.
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