
© Kirchner-Media
Pro und Contra: Sollte der BVB Paco Alcacer ziehen lassen?
Borussia Dortmund
Paco Alcacer hält nicht mehr viel in Dortmund. Obwohl der BVB-Stürmer eine bemerkenswert gute Quote vorzuweisen hat, steht er vorm Abflug. Unser Pro und Contra.
Zum Rückrundenstart in Augsburg (5:3) fand der Torjäger nicht einmal im 20er-Kader Berücksichtigung, auch wegen schlechter Trainingsleistungen. Wir diskutieren: Sollte der BVB Paco Alcacer ziehen lassen?
Pro: „Adios“ ist die beste Wahl (Von Jürgen Koers)
Paco Alcacer hat als Torfabrik in seinen ersten Wochen in Dortmund, im Herbst 2018, viele Bestmarken aufgestellt. Inzwischen kommt das Attribut hinzu, sich in rekordverdächtiger Zeit vom gefeierten Torjäger zum schmollenden Reservisten verwandelt zu haben. Reisende soll man nicht aufhalten. Wer will, kann gehen!
Die zwei Gesichter des Paco Alcacer
Einen Mittelstürmer mit diesem besonderen Instinkt, diesem Gespür für die Situationen, in denen ein Knipser knipsen muss, den findet man selten. Das zeichnet den 26-jährigen Spanier aus. Technisch gut, ausreichend schnell und erst dann zufrieden, wenn er mindestens ein Tor geschossen hat. Lieber Doppel-Paco, Dreier-Paco. Diesem Spieler würde Borussia Dortmund niemals, auch nicht bei entsprechenden Angeboten, die Papiere in die Hand drücken und mit den besten Wünschen wieder verabschieden.
Doch es gibt auch noch den anderen Alcacer. Den Valencianer, der weder mit einem guten Gefühl nach Deutschland gekommen ist, noch in Dortmund richtig heimisch geworden ist. Den Alcacer, der nach Spielen als Bankdrücker frisch geduscht aus dem Stadion stürmt, während die letzten Kollegen nach versehenem Dienst gerade erst in Richtung Kabine stampfen.
Ein „Adios“ scheint die beste Wahl für Alcacer zu sein
Auf dem Rasen hat Alcacer als Vollblutfußballer durchaus seine Freude. Zumindest mit den Spanisch sprechenden Kollegen kommt er auch gut zurecht. Aber Borussia Dortmund ist auch nach eineinhalb Jahren, in denen der BVB ihn von der dritten Reihe in Barcelona wieder ganz vorne ins Schaufenster stellte, nicht sein sportliches Zuhause geworden. Es ist bitter, doch ein „Adios“ scheint die beste Wahl zu sein.
Contra: Professionalität, bitte! (Von Tobias Jöhren)
Der Reflex ist da, keine Frage. Spätestens nach Erling Haalands Traumdebüt für Borussia Dortmund verstärkt sich der Eindruck, dass es beim BVB nicht sonderlich negativ auffallen würde, wenn sich Paco Alcacer in den nächsten Flieger Richtung Spanien begäbe. One way wohlgemerkt.
Paco Alcacer weiß, wo das Tor steht
Doch trotz der großen Haaland-Show in Augsburg und Alcacers komplizierter Phase in diesen Tagen sollte sich der BVB genau überlegen, ob ein sofortiger Verkauf des Spaniers die richtige Entscheidung wäre, denn Alcacer weiß, Heimweh hin oder her, wo das Tor steht. 26 Tore hat er in 47 Plichtspielen für die Borussia erzielt. Er besitzt Joker-Qualitäten, braucht nicht viel Anlauf, um entscheidenden Einfluss auf Fußballspiele zu nehmen. Kurioserweise hat auch Alcacer als Einwechselspieler schon mal eine Partie gegen den FC Augsburg gedreht. Vergangene Saison war das. 31 Minuten. Drei Alcacer-Tore. Am Ende stand‘s 4:3 für den BVB.

Alcacer erzielte in bislang 47 Plichtspielen für den BVB 26 Tore. © dpa
Dass Alcacer aktuell unzufrieden mit seiner sportlichen Situation ist, ist sein gutes Recht. Dass er schlecht trainiert und sich verhält wie ein bockiges Kind, dem jemand das Spielzeugauto geklaut hat, freilich nicht. Bei aller Kälte, die viel zu oft im Fußballgeschäft herrscht, muss der BVB in diesem Fall dennoch Konsequenz zeigen. Heimweh, so verständlich es sein mag, darf kein Grund für unprofessionelles Verhalten sein.
Alcacer sollte lieber liefern als schmollen
Im Sommer steht eine EM an, die Alcacer gerne spielen möchte. Er sollte lieber liefern als schmollen - und der BVB sollte Alcacer im Falle fehlender, lukrativer Angebote lieber auf die Tribüne setzen, als ihn jetzt womöglich unter Wert zu verkaufen.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.

Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
