
© imago images/Kolvenbach
Pro und Contra: Sollte BVB-Profi Bellingham für seine Aussagen bestraft werden?
Meinung
BVB-Profi Jude Bellingham drohen nach seinen umstrittenen Aussagen zu Schiedsrichter Felix Zwayer gravierende Konsequenzen. Aber ist das richtig? Dirk Krampe und Kevin Pinnow diskutieren.
BVB-Mittelfeldspieler Jude Bellingham hat nach dem 2:3 gegen die Bayern ein Aufsehen erregendes Interview gegeben. Der Deutsche Fußball-Bund hat wegen Bellinghams Aussagen zu Schiedsrichter Felix Zwayer am Montag Ermittlungen aufgenommen, ihm droht ein Verfahren vor dem DFB-Kontrollausschusss. Wir diskutieren: Sollte Jude Bellingham für seine umstrittenen Aussagen bestraft werden?
Ja - BVB-Profi Bellingham ist über das Ziel hinausgeschossen
Auch wenn diese Meinung unpopulär sein wird: Diese Bellingham-Aussagen kann der DFB nicht einfach im Raum stehen lassen. Problematisch ist weniger seine Feststellung, man habe einen Schiedsrichter mit der Leitung des Bayern-Spiels beauftragt, „der schon einmal ein Spiel verschoben hat.“ Dafür ist Felix Zwayer ja auch gesperrt und als Randfigur des Wettskandals 2005 mit einer geringen Geldstrafe belegt worden. In diesem Punkt hat Jude Bellingham also Fakten wiedergegeben.
Problematisch ist allerdings der Satz, der sich noch anschloss. „Was willst du da erwarten?“, hat Bellingham rhetorisch gefragt, was man als Andeutung interpretieren kann, Zwayers Leistung am ‚Samstag könnte auch andere Ursachen als eine schlechte Tagesform haben. Damit hat Bellingham die Integrität eines Bundesliga-Schiedsrichters in Frage gestellt. Dieser Tragweite seiner Aussage war sich Bellingham sicher nicht bewusst, doch bekanntlich schützt Unwissenheit vor Strafe nicht.
Auch wenn man dem 18-Jährigen zusätzlich auch noch „strafmildernd“ zugestehen sollte, dass er im Zustand höchster Frustration gesprochen hat, ist er deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Als Kronzeuge trug Zwayer 2005 am Ende zur Aufklärung bei, seine Strafe hat er verbüßt und ist somit resozialisiert. Ihn weiter einzusetzen, könnte nun nach jedem strittigen Pfiff einen Spießrutenlauf zur Folge haben. Das ist grob unsportlich und muss vom DFB mit einer klaren Haltung sanktioniert werden.

Es gab zwischen Schiedsrichter Felix Zwayer und BVB-Profi Jude Bellingham viel zu diskutieren. © imago images/Norbert Schmidt
Nein - bei Bellinghams Aussagen handelt es sich schlichtweg um Fakten
Keine Frage, so richtig geschickt war das nicht von Jude Bellingham. Ihm hätte bewusst sein müssen, welche Wellen seine Aussagen rund um Felix Zwayer und dem Hoyzer-Wettskandal schlagen würden. Das hätte er leicht verhindern können. Und dennoch: bestraft werden dafür darf er nicht – weder strafrechtlich noch vom DFB-Sportgericht!
Selbstverständlich ist man beim Deutschen-Fußball-Bund empört darüber, dass plötzlich ein 18-Jähriger aus England ein Thema wieder aufmacht, über das der DFB am liebsten für alle Zeiten den Mantel des Schweigens ausgebreitet hätte.
Letztlich hat Bellingham jedoch nichts anderes getan, als Fakten zu benennen, die durch das Urteil des DFB-Sportgerichts vom 18. Mai 2006 belegt sind.
Dieses lässt keine Zweifel daran, dass der DFB davon ausgeht, dass Felix Zwayer Bestechungsgeld angenommen hat, um „als Schiedsrichter-Assistent kritische Situationen für den Wuppertaler SV zu vermeiden“. Darüber hinaus habe er laut Urteil die bekannten Spielmanipulationen des Robert Hoyzer über einen längeren Zeitraum hinweg nicht an den DFB gemeldet. Zwayer nahm das Urteil an.
Sechs Monate wurde der Schiedsrichter damals vom DFB gesperrt, durfte danach weitermachen, als sei nie etwas gewesen. Das ist der eigentliche Skandal. Und nicht die Aussagen eines 18-Jährigen, der sich von einem Schiedsrichter, der eigentlich gar nicht mehr pfeifen dürften sollte, um den Lohn seiner harten Arbeit gebracht fühlte.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.

Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
