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Pro und Contra: Sind die Bayern schlicht zu gut für den BVB?
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund verliert gegen den FC Bayern München. Knapp, aber schon wieder. Unsere BVB-Reporter Tobias Jöhren und Dirk Krampe diskutieren: Sind die Bayern schlicht zu gut für den BVB?
Der BVB kriegt die Bayern einfach nicht zu packen. Trotz der starken Leistung im Topspiel gehen Spiel und Punkte nach München. Schon wieder. Seit 2013 hechelt Borussia Dortmund dem FC Bayern München hinterher, sie rücken ihm mal mehr oder weniger eng auf die Pelle und erntet Respekt, aber keine Schale. Wir diskutieren: Sind die Bayern schlicht zu gut für den BVB?
Seit Samstagabend hat man eine ganz gute Vorstellung davon, warum Favre an den Realitätssinn beim BVB appellierte. Denn realistisch betrachtet ist es einfach verdammt schwierig, den FC Bayern München in seiner derzeitigen Form und Struktur zu besiegen. In einem Spiel. Über eine ganze Saison erst recht – und es ist schwer vorstellbar, dass sich daran in dieser Spielzeit etwas ändert, dafür wirkt die Mannschaft von Trainer Hansi Flick trotz ihrer Erfolge in den vergangenen Jahren und insbesondere in diesem Sommer noch immer zu gierig auf Titel.
Abstand des BVB zum FC Bayern scheint zumindest kleiner geworden zu sein
Trotzdem darf der BVB nach dem ersten Frust frischen Mut und neue Kraft aus der Niederlage vom vergangenen Samstag schöpfen und für sich reklamieren, dass der Abstand zum Champions-League-Sieger kleiner zu sein scheint als in der Vorsaison. Die Nummer zwei in Fußball-Deutschland ist auf dem richtigen Weg, darauf darf man ruhig ein bisschen stolz sein. Das große Problem ist, dass die Nummer eins zu selten falsch abbiegt.
Von Dirk Krampe: Für Frust-Momente wie diesen bei Borussia Dortmund hält das Internet viele motivierende Sprüche bereit. „Gewinner geben niemals auf, Aufgeber gewinnen nie“ ist einer. Ein anderer: „Wenn du jetzt aufgibst, wirst du nie erfahren, wie nahe du am Sieg warst.“
Aufgeben ist in der Tat keine Option. So chancenlos ist Dortmund nicht! Niemand sonst bietet den Bayern seit Jahren so hartnäckig die Stirn, nur Borussia Dortmunds Entwicklung verfolgt man in München mit ernsthafter Sorge. Und das zu Recht. Zugegeben, die Rahmenbedingungen sprechen nicht unbedingt dafür, dass sich am Status Quo grundlegend etwas ändert. Die Bayern haben mehr Geld, viel mehr Geld. Setzen sie es sinnvoll ein, werden sie auf Strecke kaum einzuholen sein.
Borussia Dortmund kann aus dem 2:3 gegen Bayern München eine Menge mitnehmen
Doch wenn sich der Frust gelegt hat, kann Borussia Dortmund aus dem 2:3 eine Menge mitnehmen. Man ist schon nahe dran an den Bayern. Wer weiß denn, was passiert wäre, wenn Erling Haaland in der 46. Minute das 2:1 gemacht hätte. Trotz aller Qualität und weiter riesigen Mentalität im Kader der Münchner ist ein anderer Fakt der wahre Mutmacher für den Fortgang dieses Duells: Die Spielweise unter Hansi Flick ist spektakulär, aber auch mit hohem Risiko behaftet. Selten hat der Meister so viel angeboten. Der BVB kann diesen Schwachpunkt attackieren.
Es wird den Bayern nicht immer gelingen, eine enge Partie wie am Samstag zu drehen. Dranbleiben, eigene Fehler minimieren. Die, die der Gegner macht, ausnutzen. Die Rezeptur für Siege gegen die Bayern kennt der BVB und hat die Qualität, um daraus ein schmackhaftes Drei-Punkte-Menü zu machen. Never give up!
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.

Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
