NiklasSüle trägt ab der kommenden Saison das Trikot von Borussia Dortmund. © imago / MIS

Borussia Dortmund

Pro und Contra: Niklas Süle zum BVB - Coup oder Risiko?

Der BVB baut seine Defensive um und verpflichtet zur kommenden Saison Niklas Süle vom FC Bayern München. Dieser Transfer lässt aufhorchen - aber macht er auch Sinn? Unser Pro und Contra.

Dortmund

, 07.02.2022 / Lesedauer: 4 min

Personeller Paukenschlag in der Bundesliga: Niklas Süle, der sich gegen eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern München entschieden hat, wechselt im Sommer ablösefrei zu Borussia Dortmund. Coup oder Risiko? Darüber diskutieren Dirk Krampe und Jürgen Koers in unserem Pro und Contra:

Pro: Süle zum BVB - ein stimmiges Gesamtpaket (Von Dirk Krampe)

Im vergangenen Sommer erfuhr Niklas Süle die größte öffentliche Abstrafung, die einem Profi-Fußballer wohl zuteilwerden kann. Der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw erklärte zum Auftakt des EM-Trainingslagers in Seefeld, man habe für Süle ein Sonder-Trainingsprogramm entwickelt, um ihn in kürzester Zeit bis zum Turnier noch fit zu bekommen. In der Tat wirkte Süle, auch als Folge von einer verletzungsgeplagten Rückrunde, gelinde gesagt nicht austrainiert und wettbewerbsfähig.

Die absolute Gewinner-Mentalität sucht man beim BVB vergeblich

Heute stellt sich das Bild anders dar: Und wenn Süle gesund und fit ist, gibt es wenige deutsche Innenverteidiger mit einer höheren Qualität. Süle bringt die notwendige Kompromisslosigkeit im Zweikampf mit, aber auch das nötige fußballerische Rüstzeug, das von einem modernen Manndecker auch Qualitäten im Aufbauspiel verlangt. Und Süle ist verdammt schnell auf den Beinen, was man zugegebenermaßen bei seiner Statur kaum glauben mag. Nicht zuletzt könnte er in den Dortmunder Kader implementieren, was dort seit Jahren vermisst wird: absolute Gewinner-Mentalität.

Auch das finanzielle Gesamtpaket ist stimmig: Zwar wird der gebürtige Frankfurter mit einem geschätzten Jahresverdienst in der Nähe von zehn Millionen Euro in die Riege der Dortmunder Topverdiener aufsteigen, aber er kostet keine Ablöse. Dass er zudem auf einen höheren Verdienst zum Beispiel in England verzichtet, weil er offenbar Lust auf das Projekt in Dortmund hat, sollten ihm auch die anrechnen, die seine Verpflichtung eher skeptisch sehen. Identifikation mit dem neuen Klub kann ja nicht schaden!

Borussia Dortmund steht vor einem größeren Kader-Umbau

Ein anderer Aspekt macht diesen Transfer zusätzlich wertvoll. Einen Spieler vom BVB zu überzeugen, der bei den Bayern Stammspieler ist, das sendet auch ein Signal an die Säbener Straße. Der BVB will sportlich maximal ambitioniert bleiben. Das Signal, dass Borussia Dortmund an seine Anhänger sendet, ist ein anderes: Süles Verpflichtung könnte der Auftakt zu einem größeren Kader-Umbau in der Defensive sein. Und der scheint angesichts der seit Jahren ungelösten Probleme dort auch angezeigt.

Niklas Süle hat bei Borussia Dortmund einen Vertrag bis 2026 unterschrieben. © dpa

Contra: Süle zum BVB - ein Coup ohne Clou (Von Jürgen Koers)

Mit der Verpflichtung von Niklas Süle bleibt Borussia Dortmund einem Trend der vergangenen Jahre treu - das ist kein uneingeschränkt gutes Zeichen.

Der BVB investiert viele Millionen Euro in fertige Spieler

Wer mit Blick auf den BVB die Frage nach der Identität dieses Vereins und dem Identifikationspotenzial der Mannschaft stellt, den könnte Süles Anwerbung irritieren. Mitte 20, viel gewonnen, zwei (!) Kreuzbandrisse in der Akte, warum sollte sich dieser Spieler für Dortmund statt München oder Manchester entscheiden, wo er größere Aussichten auf Erfolg hätte und einstreichen könnte. Bei Transfers von Profis der Kategorie reifer Nationalspieler hat der BVB in den vergangenen Jahren selten das bekommen, was er vorab erwartet und bezahlt hat (Schürrle, Götze, Toprak, Yarmolenko, Schulz, Brandt, Hazard, Can).

In den erfolgreichsten Jahren der Borussia galt Jugend als die wichtigste Tugend. Mitte des vergangenen Jahrzehnts verwässerte dieses Credo, weil es auf dem abgefragten Niveau - die Champions-League-Einnahmen sind Pflicht - nur mit Grünschnäbeln nicht funktioniert. Seitdem hat der Klub viel Geld in fertige Spieler investiert und dabei in den Transferbilanzen wesentlich schlechter abgeschnitten als bei den Toptalenten aus aller Welt. Zu mehr Erfolgen hat das nicht geführt und auch nicht zu Mannschaften, die das Fußballherz hüpfen lassen.

Borussia Dortmund stand eimal für andere Werte

Die Bayern hätten Süle gerne behalten, ihn ablösefrei zu bekommen, ist definitiv ein Coup für den BVB. Aber einer ohne Clou. Strategisch gehört dieser Zugang zur Kategorie „Weiter so“ - ein teurer Spieler mit hoher Qualität, der wenig Fantasie und Begeisterung auslöst. Das ist nicht zwingend schlecht. Aber Borussia Dortmund stand einmal für andere Werte.

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