
BVB-Routinier Mats Hummels legt den Finger immer wieder in die Wunde. © imago / Nordphoto
Pro und Contra: Ist die öffentliche Hummels-Kritik für den BVB zielführend?
Meinung
Mats Hummels übt nach dem 1:1 gegen Sevilla ordentlich Kritik. Doch sind die deutlichen Worte des BVB-Routiniers zielführend? Unser Pro und Contra.
Im Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern München (2:2) zeigen die BVB-Profis große Moral, drei Tage später präsentieren die Dortmunder in der Champions League ihr anderes Gesicht. Nach der enttäuschenden Leistung beim 1:1 gegen Sevilla übt Mats Hummels im Interview bei Prime Video deutliche Kritik. Wir fragen: Ist das zielführend? Darüber diskutieren Jürgen Koers und Kevin Pinnow in unserem Pro und Contra:
Pro: Weiter so, Mats Hummels (von Jürgen Koers)
Zwei Fragen drängen sich auf nach der Kritik von Mats Hummels am Spiel seiner Mannschaft gegen den FC Sevilla. Darf der Kapitän öffentlich die Defizite ansprechen, die er wahrnimmt? Und hilft er damit seinem Team? Die Antwort lautet in beiden Fällen: ja!
Die Kritik von BVB-Routinier Mats Hummels trifft den Kern
Dem stellvertretenden Spielführer, erfolgreichster und erfahrenster Spieler des Kaders, steht es fraglos zu, sich in der Sache mit dem Auftreten zu beschäftigen und darüber zu sprechen. Hummels zeigt trotz seiner 33 Jahre in dieser Saison konstant starke Leistungen. Seine Lust auf Fußball und auf Siege könnten sich jüngere Teamkollegen zum Vorbild nehmen. Sein Wort hat Gewicht, seine Einlassungen haben Tiefe. Denn sie treffen den Kern.
Wenn Hummels betont, es gehe nicht darum, manchmal das Besondere zu machen auf dem Rasen, sondern möglichst oft das Richtige, legt er beim BVB den Finger in die Wunde. Manche Spieler begnügen sich mit gelegentlicher Großartigkeit. Zur Leistungskultur, die diesem Klub vorschwebt, gehört auch, in naher Zukunft eine Ergebnismaschine zu werden. Spiele in Serie zu gewinnen. Nicht mehr so leicht besiegbar zu sein. Nicht zu früh zufrieden zu sein.
Nach dem Highlight gegen Bayern fehlt beim BVB die mentale Schärfe
In der Euphorie nach dem Comeback gegen die Bayern haben womöglich manche Borussen mentale Schärfe verloren. Hummels sorgt mit seiner fundamentalen Kritik dafür, dass keine Genügsamkeit Einzug hält in der BVB-Kabine. Von Trainer Edin Terzic, Sportdirektor Sebastian Kehl und der Funktionärs- und Beraterriege wird er dafür ausschließlich Zuspruch bekommen. Und wenn die Schelte einem anderen Spieler missfallen sollte, wäre es an ihm, seine Einstellung zu hinterfragen. Die Vorwürfe sorgen ja nicht für Aufruhr, weil sie neu oder unerhört sind. Sondern weil sie zutreffen. Weiter so, Mats Hummels!
Contra: Hummels erreicht genau das Gegenteil (von Kevin Pinnow)
Wieder einmal hat Mats Hummels zum öffentlichen Rundumschlag ausgeholt. Dabei müsste der BVB-Routinier doch eigentlich erfahren und schlau genug sein, um zu wissen, dass er selten viel mehr damit auslöst als große Schlagzeilen. Wenn das tatsächlich sein Ziel sein sollte, hat er es wie nach dem Spiel bei Manchester City erreicht. Aber zeigt das die eigentlich erhoffte Wirkung? Rüttelt er so seine Mitspieler wach? Löst das die Probleme innerhalb des Teams? Nein! Es verstärkt sie.
BVB-Meinungsführer Mats Hummels sollte andere Wege wählen
Mitspieler fühlen sich vom Dortmunder Chef-Kritiker öffentlich angegangen. Sie blocken mittlerweile ab, lassen die Kritik an sich abprallen. So wird nie ein Umdenken innerhalb der Mannschaft von Borussia Dortmund stattfinden. Wenn Hummels seine Teamkollegen wirklich erreichen will, muss er andere Wege wählen. Intern und sachlich statt medial und teils persönlich.

BVB-Führungsspieler, der manchmal überdreht: Jude Bellingham. © imago / Uwe Kraft
Auch Jude Bellingham muss das. Der Engländer ist ein herausragender Kicker, ausgestattet mit allem, was man im modernen Fußball benötigt. Aber in Sachen Führungskompetenz fehlt es in Teilen noch. In Glasgow ist er Nico Schulz in der vergangenen Saison hart angegangen. Und auch jetzt gegen Sevilla haderte er mit allem und jedem – auch mit seinen Mitspielern.
BVB-Youngster Jude Bellingham muss noch dazulernen
Der 19-Jährige winkte nach verloren gegangenen Bällen ab, nahm sich Donyell Malen nach einer missglückten Ballannahme zur Brust, beschwerte sich nach fast jedem Pfiff beim Schiedsrichter. Er konzentriert sich dann oft auf alles. Aber nur bedingt aufs Fußballspielen. Damit schadet er sich. Und seiner Mannschaft.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.

Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
