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Philipp tourt mit dem BVB durch die USA - ist aber kein richtiger Teil der Mannschaft mehr
Borussia Dormund
Maximilian Philipp ist Teil des BVB-Trosses, der durch die USA tourt - er ist aber kein richtiger Teil der Mannschaft mehr. In den Testspielen steht der Offensivspieler keine einzige Minute auf dem Platz.
Richtig glücklich schaut Maximilian Philipp nicht drein, als er in Richtung Mannschaftsbus schleicht. Der BVB hat gerade 3:2 gegen den FC Liverpool gewonnen, aber der 25-Jährige hat nichts dazu beigetragen. Mal wieder nichts. Auch beim 3:1-Erfog gegen die Seattle Sounders zwei Tage zuvor war dem Offensivmann nur die Zuschauerrolle geblieben. Philipp stand in den Testspielen in Amerika als einziger BVB-Profi keine einzige Minute auf dem Platz - obwohl er fit ist.
Philipp kann einem in diesen Tagen fast nur leidtun
Nun ist Philipp nicht unbedingt der Typ Mensch, der ständig mit einem breiten Grinsen im Gesicht an Journalisten vorbeiläuft. Und er würde sich wohl auch nie öffentlich über seine Situation beklagen. Der gebürtige Berliner ist kein Spieler, der Stunk macht, dafür ist er viel zu professionell - und vermutlich ist er dafür auch schlicht zu gut erzogen.
Doch selbst, wenn man weiß, dass das Fußballgeschäft manchmal hart ist und dass die Profis für ihre Arbeit fürstlich entlohnt werden, so kann Philipp einem in diesen Tagen fast nur leidtun. Denn er ist zwar Teil des BVB-Trosses, der durch die USA tourt, doch er ist kein wirklicher Teil der Mannschaft mehr. Es hat vielmehr den Eindruck, als solle er sich in erster Linie bloß nicht verletzen, um einen bevorstehenden Wechsel nicht zu gefährden.
18 Millionen Euro Ablöse stehen für Philipp im Raum
Mittlerweile steht dieser Wechsel ziemlich lange bevor, und es wird ja auch so kommen. Die Frage aber lautet, wann es so weit ist. Philipp möchte weg, der BVB möchte ihn abgeben, der VfL Wolfsburg, mit dem sich der Offensivallrounder längst einig ist, möchte ihn verpflichten. Rund 18 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum. Das Problem: Offiziell vermeldet ist noch nichts - und deswegen schleicht Philipp noch in Schwarzgelb durch die USA und nicht in Grün und Weiß durch die Autostadt.

Hat aktuell wenig Kontakt zum VfL Wolfsburg: BVB-Sportdirektor Michael Zorc. © BVB/Alexandre Simoes
BVB-Sportdirektor Michael Zorc beteuert, dass es aktuell wenig Kontakt nach Wolfsburg gebe. Das kann und sollte sich vermutlich schnell ändern. Vielleicht bringt ja die Verletzung von Wolfsburg-Stürmer Daniel Ginczek, der nach einem operativen Eingriff am Rücken erst einmal ausfällt, Schwung in die Verhandlungen. Denn bislang, so ist aus Wolfsburg zu hören, galt beim VfL die Prämisse, zunächst selbst Transfererlöse zu erzielen, bevor man sich einen Philipp-Transfer leisten kann und will. Das könnte sich nun ändern.
Favre wünscht sich einen kleineren Kader
Wünschenswert wäre es für alle Seiten, das ist in den USA offensichtlich geworden. Lucien Favre macht keinen Hehl daraus, dass er sich einen kleineren Kader wünscht. Auf die Frage, warum Philipp in den Testspielen nicht gespielt habe, sagt der BVB-Trainer nur, dass es so besser gewesen sei. Und Torhüter Roman Bürki erklärt ganz allgemein: „Ich denke schon, dass es einen Zeitpunkt gibt, an dem die Mannschaft stehen muss. Einen Zeitpunkt, an dem man weiß: Okay, mit dem diesem Kader gehen wir in die Saison.“ Einfach sei das nie, wenn man wisse, dass es Mannschaftskameraden gebe, die den Verein noch verlassen werden, weil sie im eigenen Team nicht die nötigen sportlichen Perspektiven besitzen. „Das ist immer traurig, wir sind Freunde“, sagt Bürki, „aber letztlich spielen elf Spieler von Anfang an und die anderen sind nicht hundertprozentig zufrieden. Es ist das Geschäft.“
Es ist das Geschäft, es ist nicht immer schön. Manche werden gefeiert, andere werden nicht mehr gebraucht. Philipp hofft, in Wolfsburg wieder wichtig zu sein. In Dortmund ist er es nicht mehr. Und so richtig war er es auch nie, seitdem er im Sommer 2017 für 20 Millionen Euro vom SC Freiburg zum BVB wechselte.
Philipp wird zum Opfer seiner Vielseitigkeit
Dabei war der Start gar nicht schlecht. In seinen ersten 14 Bundesliga-Spielen für Borussia Dortmund, damals unter Peter Bosz, erzielte er sechs Treffer und bereitete zwei Tore vor. Doch dann stoppte ihn eine Patellasehnen-Verletzung, die ihn gut drei Monaten ausfielen ließ. Im weiteren Saisonverlauf kamen noch drei Treffer hinzu.

Zur vergangenen Saison wurde Philipp dann gewissermaßen zum Opfer seiner Vielseitigkeit. Er sollte der Mittelstürmer sein, der mehr als 15 Tore pro Saison schießen kann. Zumindest so lange, wie noch kein neuer Mittelstürmer, der später Paco Alcacer heißen sollte, gefunden war. Philipp mühte sich im Sturmzentrum, wusste aber selten wirklich zu überzeugen. Ein einziger Bundesliga-Treffer gelang ihm unter Favre, zu wenig, um nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Nun werden sich die Wege trennen. Und der Eindruck verfestigt sich, dass es dafür wirklich höchste Zeit wird.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
