Peter Stöger soll beim BVB neue Träumereien formen
Ein absoluter Teamplayer
Peter Stöger ist der neue Mann auf der BVB-Kommandobrücke. Nur eine Woche nach seinem Aus in Köln übernimmt er in Dortmund. Der Wiener gilt als lustig, manchmal kauzig. Ein Porträt.

Ein Teamplayer: BVB-Trainer Peter Stöger. © picture alliance / Ina Fassbende
Peter Stöger hat im Sommer einen interessanten Satz gesagt. "Wo viel Liebe ist, sind Träumereien - oder extremes Leiden." Der 51 Jahre alte Wiener mit der markanten Brille, dem man seine Herkunft deutlich anhören kann, kennt sich mit emotionalen Fußballvereinen aus, auch mit Träumereien und extremen Leiden.
"Peter kann eine Mannschaft wieder zusammenführen"
Viereinhalb Jahre 1. FC Köln gehen nicht spurlos an einem Trainer vorbei. Erwarteter Aufstieg, gefeierter Europapokalplatz, völliger Absturz: Stöger hat in der Domstadt alle Facetten seines eigenen Satzes kennengelernt. Nun, nur eine Woche nach einem unwürdigen Ende in Köln, also Dortmund. Auch hier ist viel Liebe. Echte sogar. Und Stöger soll aus dem fußballerischen Leid des BVB neue Träumereien formen.
"Es sind kleine Mosaiksteine, die wieder zusammengeführt werden müssen", glaubt er, "so ist das Geschäft. Wir müssen schauen, wo diese Dinge sind, die nicht optimal laufen." Und Michael Zorc, der Dortmunder Sportdirektor, sagt: "Es ist irgendwas mit der Mannschaft passiert. Peter kann eine Mannschaft wieder zusammenführen."
Zwei Co-Trainer
Unterstützt wird Stöger dabei von seinem langjährigen Wegbegleiter, Co-Trainer und engem Vertrauten Manfred Schmid (46), mit dem er schon beim 1. FC Köln, Austria Wien und beim SC Wiener Neustadt zusammenarbeitete. Außerdem stößt Ex-BVB-Profi Jörg Heinrich (48) neu ins Trainerteam, das seit Sonntag den Platz auf der BVB-Kommandobrücke eingenommen hat.
Doch wie tickt der neue Trainer, der in den nächsten sechs Monaten dafür sorgen soll, dass Borussia Dortmund auch in der kommenden Saison in der Champions League starten darf?
Ein Taktiktüftler
In Köln bekommt man auf diese Frage eigentlich überall dieselbe Antwort. Extrem ruhig sei er, der Peter, introvertiert, manchmal kauzig. Er spreche wenig, aber wenn, dann immer bezogen auf die Sache. Ein akribischer Arbeiter soll er sein, ein Taktiktüftler, ein absoluter Teamplayer. Lustig sei er auch - und sehr nett. Kein Heißmacher, eher ein Anti-Klopp, einer, der stets die Fassung bewahre.
Mit all diesen Eigenschaften ist Stöger zum Rekordtrainer des 1. FC Köln geworden. 1635 Tage war er im Amt, so lange, wie niemand seiner Vorgänger zuvor. Dabei zeichnete ihn immer und bis zuletzt ein ausgezeichneter Draht zu den Fans und seinen Spielern aus.
Fans feiern scheidenden Coach
Nach Stögers letzter Partie als FC-Trainer am 2. Dezember, einem 2:2 auf Schalke, versammelte er seine Mannschaft ein letztes Mal um sich herum, so, wie er es nach jedem Spiel macht. Danach blickte man in betretene Mienen in Weiß und Rot. Tim Handwerker, Linksverteidiger, weinte noch auf dem Platz bitterlich, die Gästekurve feierte den scheidenden Coach. Es gibt schlechtere Abgänge für einen Trainer, der in dieser Saison in 13 Spielen nur drei Punkte geholt hat.
Beliebt war Peter Bosz auch. Nicht unbedingt bei den Fans, aber im Verein und in der Mannschaft. Und ein bisschen wirkt es jetzt so, als folge beim BVB ein sehr netter Peter auf einen sehr netten Peter.
Erfolg steht vor Spektakel
Zwischen Bosz und Stöger lassen sich nicht nur beim Vornamen Gemeinsamkeiten erkennen. Doch es gibt eben auch Unterschiede. Vor allem in puncto defensiver Stabilität erhoffen und erwarten sich die BVB-Bosse Besserung.
Stöger, der einst als Mittelfeldregisseur 65 Länderspiele für Österreich bestritt, stand bislang nicht unbedingt für Hurra-Fußball. Der Erfolg genießt deutlich höhere Priorität als das Spektakel. "Der BVB ist für mich eine Möglichkeit, eine Sache anzugehen, die sich auf einem anderen Level bewegt", sagt Stöger, "es gibt unfassbare Möglichkeiten." Bis zum 30. Juni nächsten Jahres hat er Zeit, sie zu nutzen - und die BVB-Fans wieder gut träumen zu lassen.