Nicht nur bei Instagram: BVB-Profi Julian Brandt kennt nur schwarz und weiß

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Nicht nur bei Instagram: BVB-Profi Julian Brandt kennt nur schwarz und weiß

rnBorussia Dortmund

Den Stammplatz beim BVB verloren, in der Nationalmannschaft nicht erste Wahl. Julian Brandt befindet sich wieder einmal an einem schwierigen Punkt seiner Karriere. Wird er sie beim BVB fortsetzen?

Dortmund

, 23.03.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Seit etwas mehr als einem Jahr verzichtet Julian Brandt auf Farbe, sein Instagram-Feed ist seitdem komplett schwarz-weiß gehalten. Das wird ästhetische Gründe haben, steht aber irgendwie auch sinnbildlich für seine Karriere bei Borussia Dortmund. Der 25-Jährige bewegt sich leistungstechnisch fast ausschließlich in Extremen, nur ganz selten irgendwo dazwischen. Bei ihm gibt es nur Licht oder Schatten, gut oder schlecht, schwarz oder weiß. Auch in der öffentlichen Beurteilung.

BVB-Profi Brandt: Nach guter Hinserie mit abfallender Formkurve

Es gibt Spiele, in denen blitzt auf, mit welch großem Talent dieser Kicker gesegnet ist, was für ein Gefühl er in seinem starken rechten Fuß hat, wie trickreich er sich der Umzingelung seiner Gegenspieler entziehen kann. Doch dann gibt es auch wieder diese Partien, in denen dem Mittelfeldspieler einfachste Bälle verspringen, er Pässe nicht an den Mann bringt, er sowohl offensiv als auch defensiv in Zweikämpfen das Nachsehen hat.

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Gegen Ende der Hinserie hatte man eigentlich das Gefühl, letztgenannte Auftritte würden der Vergangenheit angehören, Brandt sei endlich beim BVB angekommen. Ende November, Anfang Dezember - ausgerechnet in einer Phase, in der Borussia Dortmund nicht unbedingt die Sterne vom Himmel spielte - gehörte der Mittelfeldspieler zu den wenigen Lichtblicken. Sechs Scorerpunkte in den letzten fünf Hinrunden-Spielen waren der zahlenmäßige Beweis dafür. „Was mir in den letzten ein, zwei Jahren vorgeworfen wurde, waren fehlende Scorerpunkte“, erklärte Brandt Anfang des Jahres in einer Medienrunde. „Das ist das, woran ich festhalte – ich möchte weiter Zählbares holen. Klar muss die Leistung auf dem Platz auch stimmen, das ist selbstverständlich. Das ist auch bei mir ein Prozess.“

Julian Brandt zuletzt dreimal in Folge nicht in der BVB-Startelf

Ein Prozess, der zuletzt allerdings wieder mächtig ins Stocken geraten ist. Zwar hat Brandt schon jetzt nach 24 Bundesligaspielen mehr Scorerpunkte gesammelt (fünf Tore, sieben Vorlagen) als in seiner ersten und bisher besten BVB-Saison (elf), aber vor allem in den letzten Wochen war seine bis dato positive Entwicklung wieder rückläufig. In seinem - wie er es selbst nannte - risikobehafteten Spiel häufte sich die Anzahl der Fehler zu sehr, zu selten war er ein entscheidender Faktor. Das sah auch BVB-Trainer Marco Rose so. Er setzte ihn in den letzten drei Bundesligaspielen gegen Bielefeld und in Mainz und Köln zunächst auf die Bank, zog lieber Marius Wolf vor. Und das, obwohl Kapitän Marco Reus fehlte und Giovanni Reyna noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war.

Daher war diese Maßnahme - ähnlich wie bei der Nicht-Berücksichtigung Thorgan Hazards vor einigen Wochen - durchaus mit einer klaren Botschaft versehen: Marco Rose erwartet mehr von seinem Offensivspieler. Dass dem so ist, das hat Julian Brandt schon im exklusiven Interview mit den Ruhr Nachrichten bestätigt. „Marco Rose gibt mir zum einen ein extremes Vertrauen und zum anderen fordert er enorm viel von mir. Er hat eine sehr hohe Erwartungshaltung. Er hat mich oft auch kritisiert, aber immer auf eine respektvolle und verständliche Art und Weise.“

BVB-Profi Julian Brandt für die Nationalmannschaft nachnominiert

Neben dem Bankplatz beim BVB gab es für den 25-Jährigen in den vergangenen Wochen dann noch einen weiteren Dämpfer. Nachdem Brandt Ende letzten Jahres noch sein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft gefeiert hatte und sich auch nach außen hin mit Blick auf die WM in Katar vorsichtig optimistisch gab, dass seine Zeit dort noch nicht vorbei sei, fand er zunächst bei Bundestrainer Hansi Flick für die anstehenden Länderspiele keine Berücksichtigung. Erst als Serge Gnabry am Mittwoch wegen eines Infekts ausfiel, wurde Brandt am Mittwoch nachnominiert. Erste Wahl ist er beim DFB aber nicht. „Julian Brandt hat die letzten zwei Spiele nicht von Anfang an gespielt“, lautete der Erklärungsansatz von Marco Rose noch vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln, in dem Brandt ebenfalls nur 24 Minuten sammelte.

Die Situation, in der er sich befindet, sie dürfte ihm bekannt vorkommen. Das Gute ist, er weiß, wie er aus ihr herauskommen kann. „Ich habe versucht, mir weiter zu vertrauen. Weil ich wusste: Irgendwann kommt dieser Punkt, an dem es wieder besser läuft.“ Trotzdem werden aktuell die Kritiker wieder lauter, die hinterfragen, ob dieser eigentlich so begnadete Fußballer, den Borussia Dortmund trotz namhafter Konkurrenz im Sommer 2019 von Bayer Leverkusen verpflichten konnte, tatsächlich noch eine Zukunft beim BVB hat. Mehrfach hat er betont, dass er es diesen Leuten zeigen wolle.

Trotzdem wurde er schon im vergangenen Sommer mehrfach mit anderen Klubs in Verbindung gebracht, sein Vertrag bei den Schwarzgelben läuft noch bis 2024. Borussia Dortmund ist bei der Personalie Julian Brandt also nicht zum Handeln gezwungen. Dennoch werden die BVB-Verantwortlichen in den letzten Wochen der Saison ganz genau hinschauen, ob zwischen all dem Schwarz und Weiß vielleicht doch auch ein paar andere Farbtöne stecken. Am besten schwarzgelbe.

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