BVB-Offensivkraft Julian Brandt: „Jeder gönnt Gregor mal ein paar Spiele zu Null“
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund steht vor wegweisenden Wochen - wie auch Julian Brandt. Im Rahmen einer Medienrunde sprach der BVB-Mittelfeldspieler über die Ziele in der Bundesliga und Europa League.

Julian Brandt spricht über seine Ambitionen mit dem BVB. © Inderlied/Kirchner-Media
Julian Brandt ist bei Borussia Dortmund an guten Tagen ein Mann für geniale Momente. An schlechten Tagen allerdings auch für Aussetzer. In der Hinrunde überwogen beim Blondschopf die gelungenen Vorstellungen. Brandt brachte es auf fünf Treffer und vier Assists. Im Rahmen einer Medienrunde auf dem Trainingsgelände des BVB sprach der 25-Jährige am Donnerstag über seine Ambitionen für die zweite Saisonhälfte.
BVB-Mittelfeldspieler Julian Brandt ...
...über die Begegnung mit seinem Ex-Klub Bayer Leverkusen: „Erst mal freue ich mich immer, gegen den Verein zu spielen, weil ich immer noch viele Leute da kenne, weil ich dort gespielt habe. Ich weiß aber auch, dass die Spiele in den letzten Jahren immer sehr turbulent waren. Es sind immer sehr viele Tore gefallen, sowohl in Leverkusen als auch in Dortmund. Ich glaube, dass wir uns sehr, sehr gut vorbereiten müssen, dass wir da weitermachen müssen, wo wir in den letzten Spielen aufgehört haben, auch wenn die nicht richtig prall waren. Wir müssen fokussiert sein. Und ich persönlich freue ich mich einfach.
...über die Aufarbeitung des Hoffenheim-Spiels: „Ich glaube, dass das mit den Gegentoren natürlich ein Problem ist. Das passiert uns nach wie vor in der Saison zu oft. Wir kriegen zu viele Gegentore. Wir verteidigen oft, glaube ich, gut, aber aber halt nicht konsequent über die 90 Minuten. Es wird auch ein Thema gegen Leverkusen sein, ganz klar. Aber das ist ein Thema, das wir nicht von heute auf morgen abstellen, sondern man muss weiter dranbleiben, auch wenn es manchmal auf Dauer ein bisschen nervig ist. Man macht es ja nicht extra. Ich glaube, jeder gönnt Gregor (Torhüter Gregor Kobel; Anmerkung der Redaktion) auch mal ein paar Spiele wieder zu Null. Wir müssen einfach weiter dranbleiben und weiter hart daran arbeiten. Die Gegner haben eine sehr gute Offensive und ich glaube, gerade gegen Leverkusen kann es ein ganz, ganz großer Schritt nach vorne sein, wenn du da so wenige Gegentore wie möglich kassierst.“
...über die Trainingsinhalte während der Länderspielpause: „Wir haben gestern sehr intensiv an Zweikämpfen trainiert, sowohl offensiv als auch gerade defensiv. Also viel eins gegen eins, zwei gegen zwei, aber auch elf gegen elf. Kompakt zu stehen, in der Box verteidigen - das ist das Thema. Der Trainer wird in den nächsten Tagen noch mehr Schwerpunkte setzen, wo wir uns verbessern können.“
...über die Gründe für die Probleme in der Defensive: „Wir spielen ein sehr hohes und sehr extremes Pressing. Und ich glaube nicht, dass man das innerhalb von Monaten perfektionieren kann. Ich habe zweieinhalb Jahre unter Roger Schmidt Pressing gespielt. Es ist alles nicht so einfach, da muss wirklich am Ende auch jedes Detail funktionieren und passen. Und wenn im Pressing mal ein, zwei Jungs fehlen oder man macht es nicht zu hundert Prozent, dann ist es für den Gegner leicht, sich herauszuspielen. Und die Räume sind dann extrem groß für den Gegner. Ich glaube, dass wir uns momentan noch in einer Entwicklung befinden. Aber trotzdem finde ich, sollten wir einfach dranbleiben, weil es uns extrem viele Möglichkeiten gibt. Das Freiburg-Spiel ist das beste Beispiel. Wenn wir dann das 3:0 schießen und den Ball in der gegnerischen Hälfte erobern, ist es halt auch nicht mehr weit zum Tor. Aber es ist immer schwierig, weil man natürlich immer möchte, dass alles sofort funktioniert und alles sofort perfekt umgesetzt wird. So ein Spielstil braucht einfach auch Zeit.“
...über den Ausfall von Erling Haaland: „Wir hatten in der Saison schon mal eine Phase, in der Erling verletzt war und wir haben es relativ vernünftig hinbekommen. Von daher mache ich mir da jetzt grundsätzlich keine Gedanken, weil wir einfach gute Spieler haben. Für uns Mittelfeldspieler und für alle anderen Offensiven bedeutet es, dass wir mehr Tore schießen müssen. Aber auch da bin ich immer guten Mutes und habe Vertrauen in die Jungs. Von daher hoffen wir zum einen natürlich, dass es bei Erling so schnell geht, wie er es sich erhofft. Aber zum anderen habe ich keine Angst vor den nächsten Wochen, nur weil Erling vielleicht mal ein bisschen angeschlagen ist. “
...über seine Leistungsschwankungen: „Zum Ende der Hinrunde war das Berlin-Spiel natürlich ein Dorn im Auge, das war echt ein bitterer Abend. Was mir in den letzten ein, zwei Jahren vorgeworfen wurde, waren fehlende Scorerpunkte. Das ist das, woran ich festhalte – ich möchte weiter Zählbares holen. Klar muss die Leistung auf dem Platz auch stimmen, das ist selbstverständlich. Das ist auch bei mir ein Prozess. Es wird sicherlich auch in Zukunft das eine oder andere Spiel geben, in dem man nicht zufrieden mit mir ist. Die Erwartungshaltung ist hoch, aber ich bleibe bei mir und bin guten Mutes, dass es so weitergeht, wie es in der Hinrunde war.“
...die hohe Erwartungshaltung an den BVB und die Ziele für die Rückrunde: „Was noch möglich ist, wird sich zeigen und entwickeln. Fürs Erste sind wir extrem gut beraten, erst mal demütig in den nächsten Wochen zu sein und mit einer sehr großen Seriosität an die Sache heranzugehen, aber auch nicht zu weit über den Tellerrand zu gucken. Natürlich ist es immer schön, über Saisonziele zu sprechen und sich vorzustellen, wie es am Borsigplatz wäre. Aber am Ende ist das der falsche Ansatz. Wir sind gerade nach den Resultaten der vergangenen beiden Monate gut beraten, uns aufs Wesentliche zu konzentrieren. Aber natürlich hat jeder von uns Ziele. Ich möchte das Optimum erreichen. Aber so einfach, wie man sich das vornimmt, ist es am Ende nicht. Es kommen extreme Widerstände. Wenn wir so weitermachen in der Bundesliga, ist das ein guter Trend.“
...über die Europa League: „Der Wettbewerb ist natürlich nochmal ein Stück weit attraktiver geworden. Wir spielen jetzt in Glasgow, das ist für Fußball-Romantiker ein schönes Ziel. Und ich glaube schon, dass wir großen Bock drauf haben. Natürlich sitzt die Enttäuschung, dass wir in der Champions League nicht überwintert haben, noch immer ein Stück weit in uns. Aber manchmal im Leben muss man halt gewisse Dinge einfach so annehmen, wie sie sind. Und in jedem Wettbewerb liegt ja auch am Ende wieder eine Chance. Ich glaube, wir sind froh darüber, noch in diesem Wettbewerb zu sein und wir werden versuchen, so weit wie möglich zu kommen.“
...über die Nationalmannschaft: „Das Jahr, in dem ich nicht dabei war, war nicht schön. Ich bin seit vier Jahren bei der Nationalmannschaft. Wenn du dann nicht dabei bist, dann ist das schon eine Umstellung und das muss man erst mal schlucken. Für mich ist es jetzt erst mal wichtig, dranzubleiben, sich weiterhin einen Platz dort zu erkämpfen. Ich habe einen sehr guten Austausch mit dem Trainer und auch mit dem Staff. Am Ende entscheidet sich alles über die Leistung im Verein. Das ist auch das, worauf der Bundestrainer am meisten Wert legt. Und wenn das alles funktioniert, bin ich guten Mutes, dass es auch so weitergehen kann. Trotzdem muss man natürlich auch während der Länderspiele alles geben, weil es bei uns extrem gute Spieler momentan gibt. Man sieht ja, was alles nachkommt, das ist unfassbar. Aber ich glaube nicht, dass meine Zeit in der Nationalmannschaft schon vorbei ist. Sie hat jetzt einen nervigen Knick gehabt, aber davon lasse ich mich am Ende nicht herunterziehen.“