Neue BVB-Stabilität eröffnet viele Perspektiven Doch die fragilen Momente bleiben

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Der Kontrast hätte größer nicht sein können. Die beiden großen Jubeltrauben aus vielen Leibern in schwarzgelben Trikots nach den Treffern von Jamie Bynoe-Gittens (67. Minute) und Julian Brandt (85.), die Borussia Dortmund den Weg zum 2:0-Auswärtssieg in Bremen ebneten, erlebte Youssoufa Moukoko als tief enttäuschter Zuschauer mit.

Rückschlag für BVB-Stürmer Moukoko

In seine nächste Startelfchance war der 18-Jährige mit viel Schwung und Ehrgeiz gegangen. Sie endete aber nach nur 25 Minuten mit großen Schmerzen im linken Sprunggelenk und einer ebenso großen Ungewissheit. Erst nach der abschließenden MRT-Untersuchung am Montag werden Moukoko und der BVB schlauer sein – die Befürchtung war aber direkt nach der Erstuntersuchung auf dem Platz die, dass der 18-Jährige vor einer erneuten und womöglich längeren Zwangspause steht.

Ein Riss der Syndesmose im gleichen Gelenk hatte ihn schon vor knapp zwei Jahren für mehr als drei Monate außer Gefecht gesetzt. Die Grätsche von Leonardo Bittencourt galt zwar dem Ball, sie erreichte aber nur den linken Unterschenkel Moukokos, der von den Füßen des Bremers wie von einer Zange eingeklemmt wurde.

Makellose BVB-Bilanz im Jahr 2023

Die Szene, noch nicht einmal mit einer Gelben Karte bestraft, sorgt für den ersten Wermutstropfen auf die makellose Bilanz des noch jungen Fußballjahrs 2023. Dortmunds sechster Sieg im sechsten Pflichtspiel war erneut wenig glanzvoll herausgespielt, aber mit der Mischung aus Arbeit, Glück und Spielkunst höchst seriös erwirtschaftet. Auch dafür gab es am Ende drei Punkte, die verdient waren und den Aufwärtstrend der Borussia festigen – nach einer Hinrunde mit einigen Höhen, aber viel zu vielen Tiefschlägen.


Bis hierhin hat endlich eine neue Konstanz Einzug gehalten. Die fünf Bundesliga-Siege in Serie haben den BVB auch in Schlagdistanz zu Platz eins gebracht, der nur noch drei Zähler entfernt ist. Die Frage, ob Borussia Dortmund daher auch ein ernstzunehmender Titelkandidat ist, kann aber auch nach der Partie in Bremen noch nicht schlüssig beantwortet werden.

Alle BVB-Spieler loben das höhere Niveau

Die Phasen, in denen Dortmund einen Gegner dominieren kann, sie haben zugenommen. Die Phasen, in denen die Mannschaft ins Schwimmen gerät, treten seltener zutage. Mehr Konstanz auf höherem Niveau war das erklärtes Ziel, an dem Trainer Edin Terzic mit seiner Mannschaft in der langen Winterpause akribisch gearbeitet hat. Das deutlich höhere Niveau, begründet in der Rückkehr etlicher Langzeitverletzter, loben alle Spieler.

Jamie Bynoe-Gittens bejubelt seinen Treffer gegen Bremen.
Jamie Bynoe-Gittens brachte den BVB in Bremen auf die Siegerstraße. © imago / osnapix

In Bremen brachte es der BVB nur in einigen Phasen der 90 Minuten auf den Platz, das reichte, um letztlich ein sicherer Sieger zu sein. Wenn man das gesamte Spiel betrachte, meinte auch Terzic anerkennend, „wieviele Chancen wir hatten, wieviele wir zugelassen haben, dann sind wir der verdiente Sieger.“ Widerspruch gab es von seinem Kollegen Ole Werner nicht, der aber mit den Phasen hadern durfte, in denen Bremen in einer bis zum Dortmunder Führungstreffer komplett offenen Partie einem Tor nahe war.

BVB mit allen Chancen gegen den FC Chelsea

Diese Phasen zeigten auch, wie fragil die neue Stabilität bisweilen noch ist. Auch in Bremen gab es einige Unsauberkeiten in den eigenen Aktionen, die den Gegner zurück ins Spiel brachten. Weiterhin strapaziert der BVB das eigene Glück (Abseits bei Pfostenschuss von Ducksch, 60.) und kann sich auf einen konstant starken Gregor Kobel verlassen, der in Bremen den Schuss von Mitchell Weiser spektakulär parierte (22.). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Dortmund deutlich öfter vor dem gegnerischen Tor auftauchte als Werder.

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Der nächste Prüfstein für den BVB wartet bereits. Am Mittwoch ist der FC Chelsea im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League zu Gast. Ein Gegner, der ohnehin schon über einen Luxus-Kader verfügte und im Winter nochmals mit dreistelligen Millionen-Investitionen für Aufsehen gesorgt hat. Dass die Londoner in diesem Vergleich dennoch alles andere als der eindeutige Favorit sind, sagt viel über die Entwicklung in Dortmund und das neue Selbstvertrauen aus. Und deshalb schickte Julian Brandt auch eine kleine Kampfansage voraus, als er meinte: „Wir sind momentan in der Lage, gegen jede Mannschaft Chancen herauszuspielen. Und wenn wir in Führung gehen, wird es für jeden Gegner schwer.“

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