
Beim Heimspiel gegen Bremen kritisierten BVB-Fans die gestiegenen Ticketpreise: „Hier steht die teuerste Dauerkarte der Bundesliga“ © IMAGO/Jan Huebner
Nach Fan-Protesten gegen Ticketpreise: So reagiert der BVB
Borussia Dortmund
Die Gelbe Wand ist verstimmt: Die treuesten Fans von Borussia Dortmund üben im Stadion deutliche Kritik an den gestiegenen Ticketpreisen ihres Klubs. Der BVB reagiert.
Schon lange bevor das Spiel des BVB gegen Werder Bremen sportlich kippte, war es am Samstag plötzlich ungemütlich im Signal Iduna Park. Denn die Fans auf der Südtribüne entrollten Banner, deren Botschaften unmissverständlich waren. Botschaften wie diese: „In der Bundesliga ist allen bekannt, zahl‘n die Fans von Borussia am meisten im Land“, stand dort in großen schwarzen Lettern auf gelbem Grund zu lesen. Und quer entlang des gesamten Fußes der Gelben Wand prangte: „Hier steht die teuerste Dauerkarte der Bundesliga.“
BVB-Stehplatz-Dauerkarte ist die teuerste der gesamten Bundesliga
Die BVB-Fans machten ihrem Unmut gegen ihren eigenen Klub Luft. Der Hintergrund: 240 Euro kostet jetzt eine Stehplatz-Dauerkarte für 17 Bundesliga-Heimpartien in Dortmund. Sie ist damit die teuerste der gesamten Bundesliga. Und: Mit mindestens 435 Euro für eine Sitzplatz-Dauerkarte im Signal Iduna Park verlangt der BVB, der insgesamt 55.000 Dauerkarten verkauft hat, ebenfalls einen vergleichsweise hohen Preis. Nur bei Union Berlin (510 Euro) ist in der ersten Liga der günstigste Sitzplatz noch teurer als in Dortmund.
Die Borussia reagierte am Montag auf Anfrage der Ruhr Nachrichten auf die Fan-Kritik – und bezog Stellung zu den drängendsten Fragen und den Gründen für die gestiegenen Ticketpreise:
? Wie wird der BVB auf die Kritik der Fans an der Ticket-Preispolitik reagieren?
„Der BVB hat den Dialog mit Fans und Fanvertretern immer geführt und wird ihn – auch zu kontroversen Themen – auch weiterhin führen. Die Kritik haben wir vernommen – allerdings kam der Wunsch, fortan alle NRW-Verkehrsverbünde abzudecken, aus der Fangemeinschaft, und er war konsequent mit allen relevanten Gremien abgestimmt. Borussia Dortmund ist seitdem der bundesweit einzige Club, der das gesamte Bundesland ÖPNV-seitig abdeckt. Schon zuvor hatten alle Dauerkarten-Kunden die Fans aus dem Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) subventioniert, dies wurde nun entsprechend ausgeweitet – nicht zuletzt auch aus allgemeinen Nachhaltigkeitsgedanken und der sich eröffnenden Vielfalt an Nutzungsoptionen, beispielsweise der Park-and-Ride-Möglichkeit: Die Kapazität des Stadions übersteigt bekanntlich die Zahl der verfügbaren Parkplätze, weshalb es grundsätzlich ein Ziel des BVB ist, dass so viele Fans wie möglich ohne eigenes Auto anreisen.“
? Warum ist in Dortmund der Ticketpreis höher als in anderen Bundesligastadien?
„Zunächst ist festzuhalten, dass dies zum ersten Mal so der Fall ist und sich darin begründet, dass Borussia Dortmund – anders als andere Vereine, die die Preise über einen längeren Zeitraum stabil halten und dann signifikanter erhöhen – jährlich hauptsächlich inflationsbedingte Anpassungen vornimmt; in diesem Jahr lag die Anpassung bei 3,1 Prozent, also deutlich unter dem Inflationsanstieg von mehr als 7,5 Prozent. In der Kritik geht es außerdem konkret um die „teuerste billigste Dauerkarte“: die Stehplatz-Dauerkarte. Diese kostet für 17 Bundesliga-Heimspiele aktuell 240 Euro, oder umgerechnet 14,12 Euro pro Spiel. Dafür sind zwei BVB-Faktoren ursächlich: Zum einen der erwähnte größtmögliche ÖPNV-Service in gesamt NRW. Und der verhältnismäßig große Anteil an Stehplätzen (28.500), der dazu führt, dass der BVB trotz der größeren Menge an Zuschauern (81.365) geringere Gesamteinnahmen pro Spieltag als andere Clubs der Bundesliga verzeichnet.“
BVB-Ultra-Gruppierung „The Unity“ äußert sich zur Protestaktion
Der Preisanteil für die Nutzung des ÖPNV zur NRW-weiten An- und Abreise beträgt in Dortmund bei einer Dauerkarte pro Spiel etwas mehr als 2 Euro. Laut Schätzungen des BVB nimmt rund die Hälfte der Zuschauer an Heimspieltagen eines der ÖPNV-Angebote wahr.

Die Botschaft der BVB-Fans ist eindeutig: Die Ticketpreise sind aus ihrer Sicht zu hoch. © IMAGO/Team 2
The Unity, die größte organisierte Ultra-Gruppierung des BVB auf der Südtribüne, äußerte sich schriftlich zur Protestaktion im Stadion und erklärte, „den Finger hier in die Wunde legen und stärker als bislang einfordern“ zu wollen, „dass es bei den Preisen ein Umdenken gibt. Nahverkehrsticket hin oder her – für uns sind solche gepfefferten Preise nicht zu akzeptieren“, schrieb „The Unity“. „Was bringen uns all die warmen Dankesworte während der Corona-Pandemie, wenn die Dauerkarten-Rechnung das genaue Gegenteil aussagt. Dass Vereine aus deutlich wirtschaftsstärkeren Regionen spürbar niedrigere Preise aufrufen, macht umso klarer, dass hier etwas gehörig in der Schieflage ist.“ Und: „Wir wollen, dass die Spiele des BVB auch in Zukunft noch für Borussen aller Altersklassen und jedes Einkommens erschwinglich sind.“
Bundesliga: Preise für Dauerkarten im Schnitt um 21,3 Prozent gestiegen
In der Fußball-Bundesliga stiegen seit 2010 bis heute die Preise für Dauerkarten im Schnitt um 21,3 Prozent. Die derzeit günstigsten Saisonkarten bieten der VfL Wolfsburg (145 Euro) und die TSG Hoffenheim (150 Euro) an. Auch der FC Bayern hat billigere Stehplatz-Dauerkarten als der BVB im Angebot (160 Euro), ein ÖPNV-Ticket ist in München jedoch nicht inklusive. Im Ligaschnitt zahlen in dieser Saison Fans 195,67 Euro für ein Saisonticket.
Dass BVB-Fans die Preisentwicklung der Stadiontickets im Blick behalten, fußt auf einem sorgenvollen Blick durch die anderen Top-Ligen Europas. Denn noch ist es nirgendwo günstiger als in Deutschland, Erstliga-Fußball im Stadion zu sehen. Die Engländer verlangen in der Premier League laut einer aktuellen Studie von Dr. Peter Rohlmann (PR Marketing) im Schnitt mehr als das Dreifache für ein Saisonticket (612,21 Euro), auch die italienische Serie A (276,35 Euro), die spanischen Clubs (249 Euro) sowie das französische Oberhaus (224 Euro) rufen höhere Preise auf als die Bundesliga-Vereine.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.

Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
