Die Notwendigkeit eines großen Kaders betont Edin Terzic eigentlich Woche für Woche, wenn er nach Spielern gefragt wird, die aus Verletzungen zurückkommen oder generell wenig Einsatzzeiten bekommen. „Er wird noch wichtig werden für Borussia Dortmund“, sagt Terzic dann, der jeweilige Name ist dabei eigentlich austauschbar. So war es bei Mahmoud Dahoud, bei Giovanni Reyna gleich mehrfach, und so war es auch bei Mats Hummels, der aus dem Kreis der Wenig-Spieler noch derjenige ist, der am nächsten an der Stammformation ist – ohne dass ihn das zufriedenstellen dürfte.
BVB-Verteidiger Hummels nutzt Chance
Hummels bekam im Revierderby mal wieder eine Chance von Beginn an, die er trotz eines unglücklich geführten Zweikampfs gegen Rodrigo Zalazar bei Schalkes größter Chance der ersten Spielhälfte auch nutzte. Seine Qualitäten in Zweikämpfen am Boden und in der Luft brachte der 34-Jährige ebenso auf den Rasen wie die als Passgeber.
Hummels‘ Auge für den startenden Raphael Guerreiro war eine der Aktionen, mit denen Trainer Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Partie haderten – weil der BVB es dort versäumte, mit einem entschlossenerem Abschluss in einer überlegen geführten ersten Hälfte für klare Derby-Verhältnisse zu sorgen.
BVB-Trainer Terzic setzt auf wenige Spieler
Trotz seiner Bekenntnisse hat Terzic seit Jahresbeginn auf einen sehr engen Kreis an Spielern gesetzt, der regelmäßige Spielzeiten bekam. Das zeigt ein Blick in die Statistiken. Auch nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Youssoufa Moukoko und der Pflicht zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Belastung für Sebastien Haller kam ein Anthony Modeste beispielsweise nur äußerst sporadisch zum Zug. Nur 104 Spielminuten sammelte er in den bislang zwölf Pflichtspielen des Jahres 2023. Verteilt auf fünf Partien. Starten durfte er nicht in einem dieser Spiele, sieben Mal blieb er ohne Einsatz, ein Mal stand Modeste gar nicht im Kader.

Der bullige Stürmer ist nur einer von mehreren Spielern, die weitgehend außen vor sind. Das gilt neben den schon in der Hinrunde kaum berücksichtigten Felix Passlack, Soumaila Coulibaly und Tom Rothe, die 2023 allesamt noch ohne Profi-Einsatz sind, auch für zwei gestandene Kaderspieler. Thomas Meunier sammelte am Sonntag beim 1:3 der U23 gegen Dynamo Dresden 90 Praxisminuten in der 3. Liga, nachdem er bei den Profis zuvor nur eine Minute (beim 2:0 in Bremen) auf den Platz durfte. In fünf Pflichtspielen des Jahres fehlte er noch verletzt. Aber er saß auch sechs Mal die kompletten 90 Minuten auf der Bank.
Dahoud beim BVB ohne Selbstvertrauen
Ähnlich unbefriedigend ist bislang die Rückrunde für Mahmoud Dahoud verlaufen, der sich nach langer Verletzungspause in der Wintervorbereitung wieder zurückmeldete, danach jedoch acht Pflichtspiele ohne Einsatz blieb. 43 Minuten in den anderen vier Partien waren nicht geeignet, an Selbstvertrauen und Form zuzulegen. Dazu kam die Entscheidung, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Hier offenbart sich für Terzic ein Problem in der Festlegung auf maximal 14 bis 17 Feldspieler, die sich zum engeren Kreis zählen dürfen. Dahoud sollte in den letzten 22 Minuten des Derbys Ruhe und Struktur ins Dortmunder Spiel bringen, er kam aber ohne Selbstvertrauen in eine Partie, die mit hoher Intensität geführt wurde. Ähnlich verhielt es sich bei Giovanni Reyna in London. Als sich Julian Brandt beim Spiel gegen den FC Chelsea nach drei Minuten verletzte, bekam Reyna nach vier Spielen zuvor ohne jede Einsatzminute endlich eine lang ersehnte Chance. Fehlender Rhythmus und fehlendes Vertrauen in die eigenen Aktionen aber waren auch ihm anzumerken.
Mehrere BVB-Profis stehen vor Comeback
Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich der Dortmunder Trainer bewegt. Fast alle Spiele im Kalenderjahr waren eng, in fast allen wurde der BVB bis an die Grenze gefordert. Dass Terzic auf eine relativ kleine Gruppe setzte, in der viele Spieler am oberen Leistungslimit spielten, war nachvollziehbar. Die Ergebnisse mit der zehn Partien andauernden Siegesserie gaben dem Trainer Recht. Das Problem entstand freilich, als der Verletztenstand deutlich anstieg. Dass nun ausgerechnet die, die zuvor kaum berücksichtigt wurden, die Kohlen aus dem Feuer holen sollten, funktionierte nicht.
Im wichtigen Spiel gegen den 1. FC Köln am Samstag werden in Marco Reus, Gregor Kobel und wohl auch Karim Adeyemi drei zuletzt fehlende Spieler zurückerwartet. Terzic wird froh sein über die zusätzlichen Optionen. Für die, die ohnehin um jede Minute kämpfen mussten, wird es erneut schwieriger.
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