Karim Adeyemi im Zweikampf mit Kingsley Coman.

Kaum zu stoppen: BVB-Joker Karim Adeyemi (l.). © imago / Revierfoto

Mit Karim Adeyemi kommt die BVB-Wende gegen den FC Bayern

rnBorussia Dortmund

Nach dem furiosen 2:2 gegen Bayern München stehen die BVB-Torschützen Anthony Modeste und Youssoufa Moukoko im Fokus. Der heimliche Gewinner ist jedoch Karim Adeyemi.

Dortmund

, 10.10.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Drei, vier Schritte kommt Karim Adeyemi an der Außenlinie entgegen, lässt den Pass von Marius Wolf einfach durch seine Beine laufen und FCB-Verteidiger Josip Stanisic damit verdammt alt aussehen. Dank der Täuschung hat er plötzlich Platz vor sich, er kann Fahrt aufnehmen. Auffällig: Selbst im höchsten Tempo hebt er bei jedem Ballkontakt kurz den Kopf und verschafft sich so einen Überblick über die Besetzung des Zentrums. Noch passt das Timing nicht, er treibt den Ball lieber noch ein paar Meter – um ihn dann zwei Kontakte später aus dem Halbfeld wohl temperiert und perfekt in den Lauf von Anthony Modeste zu legen.

Karim Adeyemi ist gegen den FC Bayern der BVB-Gamechanger

Mit dieser Vorarbeit hätte es der 19-Jährige sicherlich in jede Analyse dieses Spiels geschafft, wenn Modeste in der 84. Minute den Ball aus fünf Metern an Manuel Neuer vorbeibugsiert hätte, statt ihn sich mit dem rechten Fuß gegen sein Standbein zu schießen. „Adeyemi-Solo ebnet Weg für Last-Minute-Ausgleich durch Modeste“. So oder so ähnlich hätten die Zeilen dann wohl gelautet. Am Ende kam es anders. An seinem Anteil an diesem späten Punktgewinn gegen den Rekordmeister ändert das aber nichts. Adeyemi war am Samstag der Gamechanger.

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Die Bayern waren vor wenigen Sekunden durch Leroy Sane mit 2:0 in Führung gegangen, als Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber die Wechseltafel hochhielt. Karim Adeyemi stand an der Linie bereit, er kam für Salih Özcan. Edin Terzic musste jetzt Risiko gehen, löste sein 4-3-3-System auf und baute auf 4-2-3-1 um. Adeyemi übernahm den Part auf der rechten Außenbahn – und das nahezu perfekt.

BVB-Sportdirektor Kehl: „Karim hat es hervorragend gelöst“

Waren Donyell Malen, Raphael Guerreiro oder auch Julian Brandt in vielen Situation zu ängstlich und scheuten die direkten Duelle mit den Gegenspielern, hatte Adeyemi förmlich Spaß daran, sich mit Stanisic und Co. zu messen und sie in den meisten Fällen auch aussteigen zu lassen. „Er hat es hervorragend gelöst. Er hat immer wieder Eins-gegen-Eins-Situationen gehabt“, lobte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. „Das war eigentlich genau das, was wir uns erhofft hatten, weil die Bayern auch Mann gegen Mann gespielt haben.“

Schon in den vergangenen Spielen war zu erkennen, dass der Integrationsprozess des Neuzugangs, der durch die Zehen- und Fußverletzung zu Beginn der Saison ausgebremst worden war, sich nun immer weiter voranschreitet. Adeyemi hat das Spiel des BVB verinnerlicht, kennt Lauf- und Passwege seiner Mitspieler, weiß, wie er sich auch gegen den Ball zu verhalten hat. In Köln wurde ihm noch mangelnde Defensivarbeit vorgeworfen, in Sevilla hatte er das schon besser im Griff. Dort belohnte er sich obendrein mit dem Treffer zum 3:0.

Joker Karim Adeyemi gibt Borussia Dortmund neue Hoffnung

„Das ist das, was wir in Salzburg häufig von ihm gesehen haben“, sagte Kehl. Lange und intensiv hatte der BVB Adeyemi beobachtet, ebenso lange und intensiv waren die Verhandlungen mit dem 19-Jährigen, hinter dem auch der FC Bayern her war. Dass sich die Hartnäckigkeit der BVB-Verantwortlichen um Sebastian Kehl im Transfergeschachere lohnen würde, davon waren im Dortmunder Umfeld alle überzeugt. Im Topspiel zeigte sich erstmals so richtig, wieso.

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Adeyemi war ein einziger Unruheherd auf der rechten Seite, sorgte mit seinen Einzelaktionen und tiefen Läufen dafür, dass auch beim Publikum im Signal Iduna Park trotz des 0:2-Rückstands ein Fünkchen Hoffnung aufkam. „Karim ist eine Waffe. Heute hat er der Mannschaft mit diesen vielen Läufen sehr geholfen und den Bayern Nadelstiche verpasst“, meinte Kehl. Die – vielleicht mitentscheidende Gelb-Rote-Karte – gegen Coman holte er übrigens auch heraus. Und dann war ja da auch noch der hohe Ball in der Nachspielzeit, der in den Sechzehner segelte und den Nico Schlotterbeck mit einer Grätsche vor dem Aus rettete. Der Rest ist bekannt. Eine Schlagzeile hat Karim Adeyemi also definitiv verdient.