Die BVB-Spieler feiern das 2:2 gegen den FC Bayern München.

Ein gefühlter Sieg: Die BVB-Spieler feiern das 2:2 gegen den FC Bayern München. © dpa

Berechtiges Lob für BVB-Mentalität – doch am Ende ist es nur ein Punkt

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Borussia Dortmund ringt den Bayern mit großer Moral doch noch einen Punkt ab. Dennoch sollte der BVB den Weg der Selbstkritik fortsetzen.

Dortmund

, 09.10.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was waren das für irre Szenen in der Nachspielzeit im Signal Iduna Park. Ausnahmezustand auf dem Platz und den Tribünen. Borussia Dortmund nach dem Last-Minute-Ausgleich durch Antony Modeste im absoluten Freudentaumel. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren, was da eigentlich gerade genau passiert war. Und so fragte in der Mixed Zone ein Reporter Sebastian Kehl, wie sich dieser Sieg denn angefühlt habe. „Ich habe mich auch ertappt, dass es sich sehr euphorisch anfühlt. Am Ende ist es aber in Anführungsstrichen nur ein Punkt“, meinte der BVB-Sportdirektor.

BVB gegen Bayern: Dieser Abend hätte ganz anders enden können

Aufgrund des irrsinnigen Zustandekommens wurde der erste Punktgewinn nach sieben Bundesliga-Niederlagen in Serie gegen den FC Bayern auf den Tribünen gefeiert wie die 5:2-Demonstration im DFB-Pokalfinale 2012. Als habe man soeben die Wachablösung im deutschen Fußball eingeleitet. Doch die Verantwortlichen taten gut daran, trotz dieses Erdbebens im Signal Iduna Park und des nötigen Lobes für Moral und Mentalität den Fuß etwas auf die Euphoriebremse zu drücken. Sie setzen damit den zuletzt eingeschlagenen Weg der Selbstkritik fort. Denn sie wussten: Dieser Abend hätte auch ganz anders enden können.

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Wenn zum Beispiel Jude Bellingham kurz vor der Halbzeit vom Platz geflogen wäre, nachdem er Alphonso Davies bei einem Zweikampf mit dem Fuß unglücklich im Gesicht traf. Oder wenn Sadio Mane oder Jamal Musiala kein großes Tänzchen vor dem Tor veranstaltet hätten (64.), Kimmichs Schuss nicht knapp am Pfosten vorbeigeflogen wäre. In dieser Phase, als der BVB kaum stattfand und die Bayern mit der 2:0-Führung im Rücken locker aufspielten, stellten sich die meisten Zuschauer eigentlich nur eine Frage: Wie hoch würde der Rekordmeister dieses Spiel gewinnen?

Der BVB zeigt gegen den FC Bayern die oft vermisste Mentalität

Es fiel schwer, noch ernsthaft dran zu glauben, dass Borussia Dortmund noch einmal zurückkommen würde. Zwar hatte der BVB im ersten Durchgang eine ordentliche Leistung gezeigt, stand defensiv gefestigt gegen allerdings auch nicht sonderlich kreativ und zielstrebig auftretende Bayern. Und dennoch stand es nach 53 Minuten 0:2. Zweimal war der BVB unsortiert, bekam keinen Druck auf den Gegenspieler. Und die Bayern sind eben die Bayern. Dachte man zumindest.

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Doch ausgerechnet der Rekordmeister, dessen Gier man Borussia Dortmund immer wieder unter die Nase reibt, verfiel plötzlich in Schockstarre. Es ist den Schwarzgelben daher hoch anzurechnen, dass sie – anders als in anderen Topspielen – sich ihrem Schicksal nicht ergeben, sondern den Glauben an sich behalten haben. Dafür haben sie sich zurecht belohnt. Und da darf man auch mal feiern. Aber zur gesamten Einordnung gehört dann eben auch: Es war am Ende auch nur ein Punkt - besiegen konnte man den großen Rivalen aus dem Süden wieder nicht.