Er bemerkt gleich: So wird das nichts! Freundlich-bestimmt dreht Mats Hummels sich um, manövriert den jungen Fan und seinen Vater gleich mit um 180 Grad. Jetzt ist das Trio raus aus dem Gegenlicht der Scheinwerfer auf dem Trainingsplatz, jetzt lächeln, das Handyfoto gelingt, scharf und schön, mit drei strahlenden Gesichtern. Für die beiden Singapurer vielleicht ein Moment, an den sie sich immer wieder gerne erinnern werden. Für Hummels eine von tausenden Situationen, hier in Asien wie auch sonst in Europa. Kein BVB-Profi pflegt den Umgang mit den Fans so geduldig wie er, der Weltmeister von 2014 lässt kaum einen Wunsch unberücksichtigt. Im Zweifel wartet der Mannschaftsbus mit laufendem Motor, bis nicht nur die Fans beglückt sind, sondern auch Hummels seine Aufgabe als erledigt ansieht.
BVB-Verteidiger Hummels will „etwas zurückgeben“
„Fußball“, erklärt Hummels auf Nachfrage seine Beweggründe für den fast unermüdlichen Einsatz, „lebt von den Fans, die diesen Sport lieben, die im Fernsehen zuschauen, die ins Stadion kommen, die Trikots kaufen, ihre Klubs unterstützen.“ Er sei ja selbst so ein Steppke gewesen, der den Moment nie vergessen wird, als er sein erstes Trikot geschenkt bekam. Deswegen sei es für ihn „eine Frage des Respekts. Es geht mir darum, den Fans auch etwas zurückzugeben. Ich hoffe, dass es funktioniert.“
Altstar Hummels kann mit wenigen pointierten Worten eine wochenlange Diskussion im Fußballuniversum auslösen und genauso mit wenigen Sätzen unterstreichen, dass ihm auch gegen Ende seiner langen und erfolgreichen Karriere in diesem inszenierten Showgeschäft bewusst ist, was die Faszination Fußball ausmacht. Die Leidenschaft von allen, die spielen. Und die Begeisterungsfähigkeit von allen, die den Sport verfolgen.
Lob für Hummels von BVB-Trainer Terzic
Seine Rolle auf dem Platz hat Hummels seit dem Sommer in Dortmund herausragend mit Leben gefüllt. Als Konstante. Als Kommunikator. Als ein Kapitän. „Mats ist einer unserer Schlüsselspieler, aufgrund seiner Erfolge und Erfahrung, aber auch aufgrund seiner Leistungen in dieser Saison“, sagt Edin Terzic. Der BVB-Trainer lobt nicht nur die vielen starken Auftritte seines Abwehrchefs auf dem Rasen. Hummels ist im Gesamtpaket wichtig, „es geht auch darum, wie er die Mannschaft führt“. Das Verhältnis der beiden sei „sehr gut“. Ständig stünden sie, vergleichbare Fußball-Romantiker und heiß auf Erfolg, im Austausch. Sie sprechen über das Training, die Taktik, die Partien. „Aber noch nie über seinen Vertrag“, erklärt Terzic.

Denn wie es mit dem diplomatischen wie kritischen Hummels und Borussia Dortmund weitergeht, das ist längst nicht geklärt. Im kommenden Sommer endet seine Festanstellung mit dem bis zum Sommer 2023 laufenden Kontrakt. Immer wieder flammt die Diskussion um ihn neu auf. Zeitnahe Antworten auf die offene Frage stellt der Innenverteidiger aber auch in Asien nicht in Aussicht. „Ich bin mit der Situation gerade sehr happy, ich bin fit und habe keine Schmerzen. Ich kann mit auf Fußball konzentrieren und habe sehr, sehr, sehr viel Freude daran.“
Wenig spricht bei Hummels gegen einen neuen BVB-Vertrag
Alles andere, so Hummels, „wird nicht jetzt oder in den nächsten Wochen entschieden, sondern im nächsten Jahr.“ Einen genauen Zeitpunkt habe er mit der sportlichen Leitung des BVB noch nicht besprochen. Sportdirektor Sebastian Kehl hatte immer wieder die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Hummels hervorgehoben. Solange er auch sportlich ein Anker bleibt und für Terzic einer der ersten Ansprechpartner, spricht wenig gegen einen neuen Vertrag.
Zweifellos wird Mats Hummels für den BVB noch gefühlt unendlich viele Unterschriften leisten. Immer dann, wenn Fans ihn belagern, seinen Namen rufen, ihn begeistert empfangen wie auch am Dienstagabend 2000 Fans im Nationalstadion von Vietnam in Hanoi oder in der Nacht zuvor, als der BVB auch um 3 Uhr morgens von einer Fanschar begrüßt wurde. Ob er im Frühjahr auch diese andere, entscheidendere Signatur unter einen Vertrag mit Borussia Dortmund setzt, klärt sich erst im nächsten Jahr.
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