Marco Reus genießt Triumph und verdrängt die Sorgen
Teilriss des Kreuzbandes?
Finalfluch besiegt, DFB-Pokal gewonnen - und möglicherweise schwer verletzt: Marco Reus erlebte am Samstag ein Wechselbad der Gefühle. Bei seiner Torvorlage zum frühen 1:0 verletzte sich der BVB-Star vermutlich am Kreuzband, ihm droht mal wieder eine lange Pause.

Marco Reus hat endlich seinen ersten großen Titel gewonnen. Den Triumph im DFB-Pokal bezahlte er aber wohl mit einer weiteren schweren Verletzung.
Doch Reus war das in Berlin erst einmal egal. Der 27-Jährige feierte nach dem 2:1 über Frankfurt seinen ersten Titel überschwänglich. „In solchem Momenten“, schwärmte er, „fühlt man einzig pure Freude.“
Zur Pause verletzt raus
Marco Reus und Endspiele – das war bislang keine gute Kombination. Viermal hatte der 27-Jährige in den vergangenen Jahren in Finalspielen gestanden, viermal hatten seine Dortmunder verloren. Und auch im fünften Anlauf sah es am Samstag zunächst so aus, als würde sich der Finalfluch fortsetzen. Zwar ging der BVB auch dank Reus‘ gelungenem Flügelwechsel auf Lukasz Piszczek mit 1:0 in Führung. Doch der Nationalspieler verletzte sich in der Szene am Knie, musste angeschlagen erleben, wie sich die Eintracht ins Spiel zurückkämpfte, und zur Pause schließlich beim Stand von 1:1 ausgewechselt werden.
Am Ende allerdings strahlte Reus, als er nach dem hart umkämpften 2:1-Sieg als erster Borusse die Bühne emporhumpelte und dem Pokal noch vor der offiziellen Übergabe durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einen dicken Schmatzer verpasste. Das Foto davon ging am Abend um die Welt.
Triumph lässt Schmerzen vergessen
Es hatte endlich geklappt mit dem ersten Titel – und dieses Gefühl überwog sogar die Sorge um eine erneute lange Pause, die dem Pechvogel der vergangenen Jahre droht. „Es ist einfach traumhaft. Im fünften Anlauf haben wir es endlich gewuppt. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft“, sagte er, als er spät am Abend vor die Pressevertreter trat. „Ich freue mich unmenschlich, dass es endlich geklappt hat. Jetzt genießen wir den Moment, die Nacht.“
Erstaunlich locker ging Reus in diesen Momenten mit seiner Verletzung um. Noch auf dem Platz war bei ihm der sogenannte Schubladentest gemacht worden, mit dem sich ein Kreuzbandriss feststellen lässt. Anschließend war er zwar noch mal ins Spiel zurückgekehrt, zur Pause aber habe der „gesunde Menschenverstand“ entschieden, dass es keinen Sinn mehr mache. „Ich hatte in der Szene vor dem 1:0 was am Knie gemerkt, konnte danach nicht mehr sprinten und nicht mehr passen“, schilderte Reus die direkten Folgen seiner Verletzung.
Drei Monate Pause drohen
In der ARD wurde er noch deutlicher: „Es ist vielleicht ein bisschen Kreuzband“, sagte er und lachte dabei fast ein wenig spitzbübisch. „Diesmal nehme ich das in Kauf.“ Direkt nach der Ankunft in Dortmund ließ sich Reus untersuchen. Die vorläufige Diagnose: Teilriss des Kreuzbandes, gleichbedeutend mit rund drei Monaten Pause.
Dass seine Teamkollegen den Titelgewinn auch ohne ihn schafften und die zweite Hälfte gegen die Eintracht mit 1:0 gewannen, erfüllte Reus mit Stolz. Der Offensivstar ist in dieser Saison zur Führungsfigur gereift und im Team hoch anerkannt. Es war daher auch kein Zufall, dass Kapitän Marcel Schmelzer seinem Vize Reus den Pokal übergab, nachdem er ihn einmal in den Berliner Nachthimmel gereckt hatte. Es war ein Ausdruck der großen Wertschätzung – die Reus allerdings bescheiden zurückwies.
Vorbild im Alltag
„Es war sehr schön, dass er mir den Pokal gegeben hat“, sagte Reus, „aber ich denke da mannschaftsdienlich. Ich freue mich vor allem für die Jungs, dass es geklappt hat. Es war eine Saison mit vielen Auf und Abs. Doch wir sind immer aufgestanden, sind zusammengewachsen – das ist einfach unglaublich. Alle haben diesen Titel verdient. Angefangen beim Zeugwart.“ Auch diese Einstellung – die von ihm im Alltag aktiv vorgelebt wird – ist es, die ihn so wertvoll für den BVB macht.