Marc Bartra ist der neue Liebling der BVB-Fans
Mitten ins Herz
Es grenzte an ein kleines Wunder, dass Marc Bartra am vergangenen Samstag wieder auf dem Fußballplatz stand, um seinem Beruf nachzugehen. Am 11. April wurde der Innenverteidiger beim Sprengstoffanschlag auf die Mannschaft des BVB schwer verletzt - körperlich und seelisch. Doch der Spanier zerbrach nicht daran, sondern bewahrte sein Lächeln.

Der emotionalste Moment dieser Saison: Marc Bartra (M.) nach dem Spiel gegen Bremen vor der Südtribüne.
Wie der 26-Jährige mit dem traumatischen Erlebnis umging, war bemerkenswert - und hat ihn zum neuen Liebling der schwarzgelben Fans gemacht. Seine Tränen am Samstag gingen mitten ins Herz.
Erinnerungen kommen zurück
Am Montagabend ist die traurige Geschichte vom religiös motivierten Terror um ein Kapitel erweitert worden. In Manchester sprengte sich ein Selbstmordattentäter nach einem Popkonzert mithilfe einer mit Metallteilen ummantelten Bombe in die Luft und riss fast zwei Dutzend Menschen - darunter Kinder und Jugendliche - mit in den Tod.
Als Marc Bartra diese traurige Nachricht erreichte, kamen sie wieder hoch, die Erinnerungen an jenen traumatischen 11. April, als der Spanier und seine Teamkollegen von Borussia Dortmund selbst Opfer eines Sprengstoffanschlags waren.
Emotionales Statement
Bartra verletzt sich damals schwer. Er brach sich beim Sturz auf den Boden die Elle und hatte Einsprengungen im rechten Arm. Nuri Sahin berichtete später von den Schmerzenschreien des Spaniers, von den verängstigten Gesichtern, der Unsicherheit. Es waren Schilderungen, die den Terror auch für Nicht-Betroffene spürbar machten - und die auch Menschen mitnahmen, die nicht mit im Bus gesessen hatten.
So war es auch am Dienstag wieder, als im TV Stimmen von Augenzeugen gesendet wurden, die versuchten, ihre schrecklichen Erlebnisse in Worte zu fassen. Man kann an solchen Erfahrungen - vielleicht sogar vom bloßen Gedanken daran – zerbrechen. Doch Bartra wählte einen anderen Weg und erinnerte in einem emotionalen Statement auf seinem Instagram-Profil daran.
"Das macht mich traurig"
„Es ist frustrierend, dass man solch verheerenden Tragödien nicht verhindern kann. Das macht mich traurig und ist schwer zu akzeptieren“, schrieb der Spanier in Bezug auf den Anschlag von Manchester. „Aber das Leben geht weiter. Wir müssen das Beste daraus machen und sollten jeden Moment zu einem wertvollen machen. Das ist es, woran ich mich mit aller Kraft erinnere, wenn ich an die Dinge denke, die ich erlebt habe.“
Es waren Worte wie diese, die Bartra schon in den Tagen nach dem Anschlag auf ihn und seine Teamkollegen fand, und die zeigten, was für ein bemerkenswerter Charakter dieser junge Mann aus dem kleinen katalanischen Dorf Sant Jaume dels Domenys mit seinen 2500 Einwohnern ist. Als er sich im Sommer 2016 in Dortmund vorstellte, blieb sein offenes Lächeln im Kopf, die Fröhlichkeit und Zuversicht, die er in Bezug auf das sportliche Abenteuer beim BVB ausstrahlte.
Tragende Säule
Seit 2002 hatte er das Trikot des FC Barcelona getragen, dort alle Teams bis zu den Profis durchlaufen und an der Seite von Weltstars wie Lionel Messi, Andres Iniesta oder Xavi gespielt. Doch dort war er meist nur Ersatz, in Dortmund aber sollte er plötzlich die Nachfolge des sowohl auf als auch neben dem Platz enorm wichtigen Abwehrchef Mats Hummels antreten.
Andere wären an dieser Last zerbrochen - erst recht, wenn sie wie Barta ein eher durchwachsenes erstes Halbjahr gespielt hätten. Doch der Spanier behielt sich seinen Optimismus und wuchs in der Rückrunde zu einer tragenden Säule der Dortmunder Hintermannschaft heran. Bis zum Anschlag, der ihn jäh aus der oft abgeschirmten Welt eines Profifußballers herausriss.
"Keine Bombe kriegt uns klein"
Doch Bartra verkroch sich danach nicht. Schon am Tag nach dem Anschlag und der noch in der Nacht erfolgten OP meldete er sich mit eingegipsten Arm und erhobenem Daumen aus dem Krankenhaus. Eine Woche später flog er als moralische Unterstützung mit zum Champions-League-Rückspiel nach Monaco und hielt vor der Partie eine emotionale Ansprache. Via Twitter und Instagram ließ er seine Anhänger an seiner Rückkehr in den Alltag teilhaben und kommentierte die Spiele seiner Elf so emotional wie jemand, der schon im schwarzgelben Strampler auf die Welt gekommen ist.
Bartra wurde zur Symbolfigur für den kämpferischen Spruch, den ein Anhänger der Borussia nach dem Anschlag an eine Wand an der Bundesstraße B1 geschrieben hatten: „Keine Bombe kriegt uns klein. BVB wird ewig sein.“ Und zum absoluten Publikumsliebling.
Der emotionalste Moment dieser Saison
Sein Gang vor die Südtribüne am vergangenen Samstag war der emotionalste Moment dieser Saison - bislang zumindest. Denn der absolute Höhepunkt könnte in Berlin folgen. Der Pokalsieg wäre das perfekte Ende von Bartras unglaublicher Geschichte. Fast zu schön, kitschig und hollywoodesk, um wahr zu sein.