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Larifari oder Wir-Gefühl? Der BVB muss im Januar Zeichen setzen
Meinung
Der BVB hat im Jahr 2022 viel gutzumachen. Mit der Larifari-Einstellung aus dem Dezember dürfte schon der Rückrundenstart schiefgehen. Es braucht Widerstand, Wille, Wettbewerb, Wir-Gefühl.
Zuerst das Offensichtliche: Der BVB muss die Gegentorflut eindämmen. 26 Einschläge in 17 Bundesliga-Spielen sind eine Katastrophe. Die Gründe liegen nicht allein in der immer wieder umformierten Abwehr. Das hohe Pressing von Trainer Marco Rose greift noch zu selten. Die Offensivspieler leisten sich gedankenlos zu viele Ballverluste. Und in der Defensive fehlte öfter als vertretbar der letzte Wille, das eigene Tor mit aller Macht zu verteidigen. In der Rückrunde muss hinten der Schließ-Muskel besser zupacken, sonst stinkt’s gewaltig. Es braucht mehr Widerstand.
Borussia Dortmund ist in fremden Stadien nur die Hälfte wert
Eine leider obligatorische Schwäche: Auswärts sind die Schwarzgelben nur Mittelmaß. Magere zehn Punkte holten die Borussen aus acht Gastspielen in der Liga, in der Königsklasse wurden sie bei drei Auftritten zweimal verhauen. Es ist eine Frage der Qualität, auch in der Fremde mit breiter Brust aufzutreten. Dazu muss die Mannschaft generell eine bessere Haltung entwickeln. Es braucht mehr Willen.
Bei allem Verständnis für die nervenden Vergleiche mit den Mega-Bayern: Der BVB muss seine eigenen Ansprüche erfüllen, dann kann man weiter schauen. Topverdiener wie Mats Hummels, Emre Can oder Axel Witsel haben ihr Potenzial in der Hinrunde selten ausgeschöpft. Manchen Borussen fehlt noch Professionalität für den Hochleistungsbetrieb Bundesliga. Die Verletzungsproblematik hat ihre Ursachen auch in mangelhafter Prävention (Physiotherapie, Ernährung, Regeneration). So, wie die Leistungen vom Spektakel über Arbeitssiege zu Blamagen sanken, dürfte auch das Niveau im Training abgefallen sein. Rose hat „ein paar Sachen angeschoben“. Es braucht mehr Wettbewerb.
Der BVB steht schon im Januar vor großen Herausforderungen
Mit mehr gesunden Spielern muss sich ein leistungsfördernder Konkurrenzkampf entwickeln. Wer aufläuft, muss vorher Mitspieler ausstechen, dann Gegenspieler überwinden und den Umständen trotzen können. Das ist die Basis für den Erfolg, der letztlich den Zusammenhalt schafft, der für Titel notwendig ist. Theoretisch sind noch drei Pokale drin für die Dortmund-Profis. Mit der Larifari-Einstellung aus dem Dezember dürfte bereits der sportlich herausfordernde Januar kolossal schiefgehen.
Nicht nur tabellarisch steht viel auf dem Spiel: Die Mannschaft hat im Herbst Teile ihrer Anhänger vergrault. Im Stadion muss der BVB seine Fans wegen Corona noch länger entbehren - und in dieser Zeit dafür sorgen, dass er für die Fans nicht entbehrlich wird. Es braucht mehr Wir-Gefühl.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
