119 Tage ist Lars Ricken als Geschäftsführer Sport bei Borussia Dortmund im Amt. Champions-League-Finale, der Trainerwechsel von Edin Terzic zu Nuri Sahin, die Abgänge von Mats Hummels und Marco Reus, dazu viele neue Spieler und die Rückkehr von Sven Mislintat. Die ersten knapp vier Monate auf dem neuen Posten hatten es für den 48-Jährigen in sich – über all das hat am Dienstag bei „19:09 – der schwarzgelbe Talk“ gesprochen.
BVB-Einstand mit Basler-Rüffel
„An meinem ersten Arbeitstag hat Mario Basler gleich ein Interview gegeben und darin gesagt: Der sitzt ja eh nur in der Eisdiele. Da wusste ich dann, okay ich bin wieder im Profibereich angekommen“, bekennt Ricken. Gut 90 Minuten steht der neue starke Mann des BVB dem Moderatoren-Duo Jürgen Koers (Ruhr Nachrichten) und Oliver Müller (Radio 91.2) Rede und Antwort. Die Talk-Runde komplettieren BVB-Jungprofi Kjell Wätjen und Ex-Borusse Sebastian Tyrala. Im Mittelpunkt der Diskussion steht Rickens neue Rolle und die damit einhergehenden Erwartungen.
In Brackel habe er das Büro von Hans-Joachim Watzke übernommen. „Aki war nicht häufig da, der Computer ist nicht einmal eingeschaltet gewesen, der Chefsessel war also noch nicht durchgesessen“, verrät Ricken mit einem Lachen. Klar sei aber auch: „Die Verantwortung merkst du vom ersten Tag an.“
BVB-Konstellation fördert kontroverse Diskussionen
Dazu zähle, die unterschiedlichen Ansichten innerhalb des Vereins geschickt zu moderieren. Während der Saison-Vorbereitung im Trainingslager in Bad Ragaz machen Meldungen über erste Risse in der Führungsetage und Zoff mit Sven Mislintat die Runde. Von einem Zerwürfnis aber will Ricken nichts wissen: „Er hat keine Sitzung gestört, ich musste ihn nicht des Saales verweisen.“ Und weiter: „Wir haben eine neue Konstellation, natürlich muss sich das erst finden. Wir müssen die Kompetenzen und Expertisen in die richtig Spur bringen.“
Das kontroverse Diskutieren werde „in dieser Konstellation gefördert. Es bringt mir am Ende auch nichts, wenn wir alle einer Meinung sind“, ergänzt Ricken. Zugleich stellt er klar: „Man muss schon aufpassen, dass man in der Kabine nicht zu viele Ansprechpartner hat. In einer Dreierkonstellation mit Nuri Sahin, Sebastian Kehl und mir ist das sehr gesund. Am Ende sind Hierarchien aber auch gar nicht so wichtig. Es geht mir um die richtige Idee, die richtige Argumentation – da ist es mir egal, von wem sie kommt.“
BVB-Transfers zur Verjüngung des Kaders
Vollauf zufrieden zeigt sich Ricken in Bezug auf die in diesem Sommer getätigten Transfers. „Wir hatten einen Altersdurchschnitt über 27 – wir waren uns alle einig, dass wir jünger werden wollen. Zugleich hatten wir durch Hummels und Reus auch Erfahrung, Qualität und Führung verloren.“ All das habe der BVB durch Waldemar Anton, Serhou Guirassy und Pascal Groß gleich in der ersten Phase kompensiert. „Das sind alles Spieler, die einen guten Einfluss in der Kabine haben“, so Ricken. In der zweiten Phase habe man in Yan Coutu und Maximilian Beier junge Spieler mit Perspektive dazu geholt.

Weitere Transfers bis zum Deadline Day am Freitag will Ricken „nicht ausschließen. „Auf der aufnehmenden Seite ist es jetzt nicht so sehr wahrscheinlich. Andererseits waren einige Spieler zu Saisonbeginn nicht im Kader. Da muss man sich offen in die Auge schauen und eine Entscheidung treffen.“ Zum bevorstehenden Abschied von Youssoufa Moukoko sagt Ricken: „Ich habe ihn damals zum BVB geholt. Er hat eine tolle Entwicklung genommen. Aber natürlich ist es zuletzt nicht optimal gelaufen.“
BVB-Anekdote mit Dede und Tinga
Den Zeitpunkt seines Abschieds bedauerte indes auch Tyrala: „Ich war jahrelang da und der BVB hat nichts geholt. Kaum bin ich 2010 gewechselt, wurde Dortmund Meister.“ Gemeinsam mit seinem Ex-Teamkollegen Ricken harmoniert er nicht nur seinerzeit auf dem Feld, sondern auch beim Talk. Ricken erinnert sich an eine Anekdote mit Dede und Tinga. Nach dem Training habe es Eiskübel gegeben, um die müden Glieder zu erfrischen. „Unsere Brasilianer haben gerne das Crushed Eis daraus mit nach Hause genommen. Ich habe immer gedacht, sie wären so professionell und würde damit ihre Blessuren kühlen. Aber die Eiswürfel waren für Caipirinha.“