Von wegen heile BVB-Welt! Bei Borussia Dortmund brodelt es gewaltig – und das, obwohl derzeit augenscheinlich vieles perfekt läuft. Gerade erst haben die Schwarzgelben den Mega-Deal mit Niclas Füllkrug eingetütet, kassieren dafür rund 30 Millionen Euro. Das ist die vierthöchste Ablösesumme, die jemals für einen Stürmer jenseits der 30 Jahren eingenommen wurde. In Waldemar Anton, Serhou Guirassy, Pascal Groß und Yan Couto wurden zudem veri Wunschspieler verpflichtet. In Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim könnte in Kürze ein weiterer folgen. Auch auf der Abgangsseite soll bis Ende August noch einiges passieren. Sportdirektor Sebastian Kehl, Geschäftsführer Lars Ricken und Kaderplaner Sven Mislintat wird bisher eine exzellente Zusammenarbeit attestiert. Doch intern gibt es erste Spannungen.
Mislintat kehrte im Mai zurück zum BVB
Es geht nach Informationen der Ruhr Nachrichten um Machtgehabe und Grenzüberschreitungen in den Zuständigkeitsbereichen. Im Fokus der Kritik steht Mislintat. Das Aufgabengebiet des 51-Jährigen, der bereits von 2006 bis 2017 beim BVB beschäftigt war und im Mai dieses Jahres als Technischer Direktor nach Dortmund zurückkehrte, ist eigentlich klar definiert. Der ehemalige BVB-Chefscout mit dem Spitznamen „Diamantenauge“ soll sich um das Sichten von hoffnungsvollen Talenten und erfahrenen Sofort-Lösungen für den Kader kümmern. In seiner Funktion als „Kaderplaner“ berichtet er an Kehl.
Der Sportdirektor wiederum prüft wirtschaftliche Rahmenbedingungen eines möglichen Wechsels und ist für die Verhandlungen mit Spielern und Klubs verantwortlich. Die endgültige Entscheidung über einen Transfer liegt bei Geschäftsführer Lars Ricken. Eine eigentlich klar abgesteckte Struktur innerhalb des Vereins, die Mislintat – so ist immer häufiger zu hören – bereits mehrfach missachtet hat. Die Rolle in der zweiten Reihe scheint dem meinungs- und durchsetzungsstarken Dortmunder nicht zu genügen, er will offenbar mehr Einfluss auf die Geschehnisse bei Borussia Dortmund nehmen.
Mislintat steht beim BVB unter Beobachtung
Auch die öffentlichen Auftritte Mislintats beim Fernsehsender Sky, bei denen er sich auch zu potenziellen Verpflichtungen geäußert hat, wurden intern kritisch beäugt. Nach RN-Infos war die BVB-Führungsriege zwar über die Studiobesuche informiert, besonders glücklich war man am Rheinlanddamm darüber keinesfalls. Zumal man in Dortmund seit der Umstrukturierung der Chefetage sehr großen Wert darauf legt, dass möglichst wenige Informationen – vor allem aus sensiblen Bereichen – nach außen dringen.
Die Bild führte am Abend weitere Vorwürfe an. Demnach sei das Verhältnis zwischen Mislintat und Trainer Nuri Sahin stark belastet. Auch eine kurzfristige Trennung vom 51-Jährigen sei möglich. Schon vor der Rückhol-Aktion gab es trotz großer Wertschätzung für seine Fähigkeiten auch kritische Stimmen innerhalb des Vereins. Gerade wegen des vorbelasteten Verhältnisses zwischen ihm und Kehl sowie Unstimmigkeiten zum Ende der ersten Zusammenarbeit im Herbst 2017.
Erster BVB-Dämpfer in der neuen Konstellation
Auch bei Mislintats weiteren Stationen gab es immer wieder Probleme. Den FC Arsenal verließ er, als ihm eine Rückstufung in der Hierarchie drohte. Seine Vertragsverlängerung als Sportdirektor beim VfB Stuttgart scheiterte angeblich daran, dass nicht mehr bei allen sportlichen Themen die finale Entscheidung bei ihm gelegen hätte. Und in Amsterdam war aufgrund einer sportlichen Krise des von Mislintat zusammengestellten Kaders und dem Vorwurf, am Transfer von Borna Sosa mitverdient zu haben, bereits nach vier Monaten wieder Schluss.

Beim BVB herrscht nach RN-Infos jedoch die Hoffnung vor, dass die erst im Sommer installierte Führungsriege weiter in de jetzigen Besetzung zusammenarbeiten kann. Nach der Euphorie zum Start der neuen Ära sind die aktuellen Probleme allerdings ein erster Dämpfer.