In der Hinrunde hat Jamie Gittens noch für Furore gesorgt. Spektakuläre Dribblings, Spielfreude pur, sehenswerte und wichtige Treffer – er avancierte zum Unterschiedsspieler dieser so wankelmütigen Dortmunder Mannschaft, die häufig unterirdisch spielte. Mittlerweile hat sich dieses Schema gedreht: Borussia Dortmund hat sich unter Niko Kovac deutlich stabilisiert und in die Erfolgsspur zurückgefunden. Gittens’ Stern hingegen ist fast erloschen.
Gittens beim BVB nur noch Mitläufer
Die Partie gegen den VfL Wolfsburg reihte sich ein in eine mittlerweile lange Liste von Spielen, in denen der Flügelspieler kaum teilnahm. Keine Abschlüsse, keine erfolgreichen Dribblings – das Selbstvertrauen und der Mut sind ihm abhandengekommen. „Heute war es etwas unglücklich“, meinte Kovac. „Es lag nicht an ihm, sondern komplett an der Mannschaft. Das wäre nicht fair. Wir wissen um seine Qualitäten.“
Doch diese Qualitäten kommen kaum noch zur Geltung. Bei der Suche nach Gründen für diese Fehl-Entwicklung müssen verschiedenste Faktoren berücksichtigt werden. Gittens gilt laut einer von Kovac im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten zitierten Einteilung mit 20 Jahren noch immer zu den „Durchbruch-Spielern“. Bei ihnen sind Leistungsschwankungen einzupreisen. Hinzu kommt: Der Engländer hat in dieser Saison so viele Minuten wie noch nie in seiner Karriere auf dem Platz gestanden. Kein Borusse hat mehr Pflichtspieleinsätze auf dem Konto. Körper und Geist haben mit der Mehrbelastung zu kämpfen.
Gittens kündigt BVB-Abgang an
Ein weiterer – vermutlich entscheidender – Faktor für die enttäuschende Rückrunde: Gittens scheint mit dem Kopf nur noch bedingt in Dortmund zu sein. Er will den BVB im Sommer verlassen und beschäftigt sich schon seit einiger Zeit intensiv mit seinem Abgang. Intern hat er einen Abschied nach Informationen der Ruhr Nachrichten bereits angekündigt. In der Kabine sollen Sätze wie „Ich bin eh bald weg“ oder „Nächstes Jahr spiele ich auf keinen Fall mehr hier“ gefallen sein. Gemeinsam mit Vertretern seiner Berater-Agentur „Elite Project Group Limited“ hat er den Wechselwunsch auch bei den Klub-Verantwortlichen hinterlegt.
Das Ziel ist dabei ganz klar England. Der 20-Jährige will sich in der Premier League vermehrt in den Fokus von Nationaltrainer Thomas Tuchel spielen, um sich den Traum von der Weltmeisterschaft 2026 zu erfüllen. Bislang wartet der Offensivspieler vergeblich auf eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft, für die U21 der „Three Lions“ hat er bislang elf Spiele absolviert.
FC Arsenal steigt in Gittens-Poker ein
Die Interessenten aus seinem Heimatland stehen Schlange. Laut Berichten von „WAZ“ und „Sky“ hat vor allem der FC Chelsea ein Auge auf den Flügelspieler geworfen. Zwischen dem Conference-League-Halbfinalisten und dem Gittens-Management soll es bereits einen ersten Austausch gegeben haben. Das deckt sich mit Informationen der Ruhr Nachrichten. Doch auch andere Topklubs sind in den Poker eingestiegen. Unter anderem der FC Arsenal, der nach RN-Recherchen sogar die Nase vorn haben soll. Gittens kann sich demnach einen Wechsel zum Tabellenzweiten der Premier League sehr gut vorstellen, weil bei den „Gunners“ die Aussicht auf geordnete Verhältnisse und Spielminuten weitaus besser sei als bei den bisweilen chaotisch gemanagten „Blues“, die zudem mit dem Financial Fairplay zu kämpfen haben.
Und was sagt Borussia Dortmund zu der Personalie? Geschäftsführer Lars Ricken, angesprochen auf Gittens hinterlegten Wechselwunsch, betonte zuletzt: „Das stimmt so nicht. Der Junge war schon bei uns im Jugendbereich, da ist ein extrem großes Vertrauensverhältnis gewachsen. Er identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem BVB.“ Klar ist aber auch: Je nach Saisonausgang sind die Dortmunder Verantwortlichen vielleicht sogar verpflichtet, Gittens zu verkaufen. Doch selbst bei einer Last-Minute-Qualifikation für die Champions League wäre der BVB bei einem entsprechenden Angebot gesprächsbereit. Angepeilte Größenordnung: mindestens 50 bis 60 Millionen Euro.
Für den Jamie Gittens der Hinrunde wäre das fast ein Schnäppchen. Für den Jamie Gittens der vergangenen Wochen hingegen eine ordentliche Stange Geld.