Ist der BVB-Kader besser als vergangene Saison?
Pro & Kontra
So viel Geld ist beim BVB in einer Transferperiode noch nie bewegt worden. Etwa 110 Millionen Euro sind es Stand heute - jeweils auf der Ausgaben- und auf der Einnahmenseite. Es ist der größte Umbruch seit Jahren. Wir diskutieren: Ist der BVB-Kader besser als zuvor und nun doch bereit für die Jagd auf den FC Bayern?

Gemeinsam wieder jubeln? André Schürrle und Mario Götze (r.) wollen beim BVB zu alter Stärke zurückfinden.
Ja, der Kader ist stärker: Aus dem Feinkostregal
Der Kader des BVB für die kommende Saison klingt wie ein Versprechen. Ein Versprechen für attraktiven Offensiv-Fußball, für Kreativität, für unbändige Spielfreude. Bei allem Frust über die Abgänge von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan: Der BVB ist in der neuen Spielzeit besser aufgestellt als in der vergangenen.
Breite wird helfen
Vor allem die neue Breite im Kader wird entscheidend helfen gegen die Dreifach-Belastung aus Liga, Pokal und Königsklasse, sie hat gerade gegen Ende der zurückliegenden Saison gefehlt, als es um mögliche Titel ging. Mario Götze, Sebastian Rode, Ousmane Dembélé, Marc Bartra, Raphael Guerreiro, Mikel Merino, Emre Mor und auch André Schürrle - Michael Zorc, Thomas Tuchel und Hans-Joachim Watzke haben bei den Neuzugängen ins oberste Feinkostregal gegriffen. Die Ablösesummen für diese Spieler waren – klammert man den Fall Schürrle einmal aus – in Relation zum mit Geld überschwemmten und überhitzten Transfermarkt nicht zu hoch, im Gegenteil. Das ist heutzutage schon mal ein Lob wert.
Ohne Risiko freilich vollzieht sich dieser Umbruch nicht, aber Watzke liegt richtig, wenn er ihn als „alternativlos“ bezeichnet. Und die Mischung, die den Verantwortlichen gelungen ist, überzeugt sowohl in puncto Talent und Entwicklungspotenzial als auch in puncto Erfahrung und bewiesener Qualität. Der neue BVB-Kader wird die Lücken also schließen können, die Hummels, Gündogan und Mkhitaryan hinterlassen. Mehr noch: Er hat das Zeug, den Bayern Kopfschmerzen zu bereiten.
Von Tobias Jöhren
Nein, der Kader ist schwächer: Kein Selbstläufer
Der BVB hat in diesem Sommer so viel Geld in Beine investiert wie nie zuvor. Er hat zwei Weltmeister verpflichtet und eins der größten Offensivtalente des Kontinents nach Dortmund locken können. Fast nebenbei wurde auch noch der Transfer eines frisch dotierten Europameisters eingetütet. Alles richtig. Ist es da nicht logisch, dass die Dortmunder in der Saison 2016/2017 wieder den FC Bayern angreifen?
Weltmeister in Form bringen
Nein, ist es nicht. Denn Fakt ist auch: BVB-Trainer Thomas Tuchel muss drei seiner besten Kräfte ersetzen und den radikalsten Umbruch der vergangenen 20 Jahre meistern. Er muss aus einigen etablierten Kräften und vielen neuen Talenten eine Einheit formen und einen Spielstil finden, der zu seiner umformierten Mannschaft passt. Nicht zuletzt muss er auch noch Mario Götze und André Schürrle zurück zu alter Form führen. Eine Garantie, dass ihm das gelingt, gibt es nicht. Und selbst wenn: Das alles kostet Zeit - und die haben Bayern-Jäger grundsätzlich nicht. Ist man nämlich nicht vom Start weg voll da, sind die Rekordmeister zügig enteilt und nie wieder einzuholen. Durch den Transfer von Mats Hummels wurde das Team des Rekordmeisters zudem noch einmal massiv verstärkt.
In Dortmund tut man deshalb gut daran, Tuchel erst einmal basteln zu lassen. Dass er inzwischen wieder wesentlich optimistischer wirkt als noch vor drei Wochen, ist ein gutes Zeichen. Mehr aber auch nicht. Die Saison, mit dieser Einschätzung liegt BVB-Mittelfeldstratege Gonzalo Castro goldrichtig, wird kein Selbstläufer für Schwarzgelb.
Von Matthias Dersch