
© Kevin Kindel
Hunderte Glasgow-Fans in Dortmund: Die Maskenpflicht ist schon vergessen
BVB - Rangers
Obwohl nur wenige Fans ins Stadion dürfen, ist der Alte Markt mal wieder zu einer kleinen Partyzone geworden. Die Corona-Regeln sorgten aber für einiges Unverständnis bei den Briten.
Etwas laut rumschreien würden sie halt, erzählt der Kellner an der Tür zum Restaurant Der Thüringer, sonst benehmen sie sich aber. „Das ist ja ganz normal, hey, stopp“, sagt er und muss mitten im Satz einen der auswärtigen Gäste am Arm festhalten. Denn der junge Mann ist bei weitem nicht der einzige, der ohne Mundschutz ins Gebäude zur Toilette will.
Wortwörtlich alle Hände voll zu tun hat der Mitarbeiter. Es ist offenbar eher die Ausnahme, dass er Gäste mal nicht an die Maskenpflicht hier in Dortmund erinnern muss. Die Fußballfans der Glasgow Rangers, die an diesem Donnerstag (17.2.) zu Gast sind, sind das einfach nicht mehr gewohnt.
„Seit wann brauchen wir die Masken bei uns nicht mehr? So ein Monat, oder?“, fragt ein junger Mann, der sich als Ross vorstellt, seine Kumpels. Ja, dürfte hinkommen, antwortet einer namens Craig: „Und hier muss man sogar überall den Covid-Pass zeigen.“ Die britischen Nachweise würden aber problemlos akzeptiert.
Die Jungs kommen aus London, seine Eltern seien Schotten, erzählt Craig. Deshalb schlägt das Herz für die Rangers. In einem Fanclub sei er nicht, auswärts aber häufig dabei. Der Hinflug der Freunde sei nicht vom Sturm beeinträchtigt gewesen - die Rückreise am Freitagabend könnte problematischer werden. Aber das sind Sorgen von morgen, am Nachmittag freut man sich erst mal aufs Fußballspiel.
„Wir hätten nicht gedacht, dass es so viele werden“
Wobei die Freude durch die Corona-Regeln doch deutlich getrübt ist. „Nur 10.000 in dem großen Stadion - sehr schade“, findet Craig. Als er hört, dass bis vor Kurzem nur 750 der rund 80.000 Plätze besetzt sein durften, schüttelt er fast mitleidig den Kopf. Im Januar war das Ibrox Stadium in Glasgow schon mit mehr als 48.000 Menschen fast voll besetzt.
In den kurzen Momenten zwischen den Masken-Ermahnungen sagt der Kellner an der Tür: „Wir hätten nicht gedacht, dass es so viele werden.“ Schließlich können wegen der gedeckelten Kapazität nur ein paar Hundert Schotten ins Stadion.
Aber viele von denen haben sich eben vor allem am Thüringer versammelt. Einige trinken Bier aus Plastikbechern an den Tischen des Restaurants, andere stehen davor und haben palettenweise Dortmunder Dosenbier besorgt.
Das Maximilian am Alten Markt hat währenddessen Türsteher einer Sicherheitsfirma am Eingang postiert. Sie achten darauf, dass niemand reingeht, der nicht schon einen Tisch hat. Denn drinnen sind alle Plätze belegt, es wird gegrölt, die Maskendisziplin ist durchwachsen. Wunderbare, lange vermisste Normalität oder Aerosol-Paradies - wie man's nimmt.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
