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Hitzige Diskussionen: Warum der BVB in München mal wieder den Kürzeren zog
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund verliert das Topspiel gegen den FC Bayern. Es entbrennen hitzige Diskussionen um mögliche Fouls und vergebene Chancen. Die Gründe für die Niederlage sind vielschichtig.
Die Schlüsselszene in der Münchner Allianz Arena spielte sich, anders als die hitzigen Diskussionen nach Spielschluss vermuten ließen, nicht in der 88. Minute ab, als Münchens Leroy Sane, eigentlich eher leichtgewichtig, sich mit einem robusten Körpereinsatz den Ball gegen den deutlich kräftigeren Emre Can eroberte, Schiedsrichter Marco Fritz nicht Foul pfiff und 32 Sekunden später der Ball zum 3:2 für die Bayern einschlug. Es war die Vorentscheidung in diesem Spiel. Aber nicht der Knackpunkt aus Dortmunder Sicht. Zumindest nicht für BVB-Trainer Edin Terzic.
BVB gibt Topspiel in München aus der Hand: 3:0 gut, alles gut?
Den hatte er weit vorher gesehen, wie Terzic in der Pressekonferenz nach der Partie freimütig zugab. Kurz vor dem ersten Gegentor für die Borussia, die nach dem Blitzstart durch die zwei frühen Treffer von Erling Haaland (2./9.) eine reelle Chance witterte, endlich mal wieder drei Punkte aus München zu entführen. „Machen wir das 3:0, haben wir das Spiel zwar noch nicht gewonnen“, haderte Terzic. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bayern auch so einen Rückstand noch gedreht hätten, wäre aber wohl gering gewesen.
Die Chance auf die große Überraschung blieb im Abwehrbein von Münchens David Alaba stecken, der sich dafür allerdings nicht sonderlich strecken musste - denn der Flankenversuch von Thomas Meunier auf den freien Haaland geriet zum echten Rohrkrepierer. Ein kläglicher Passversuch und auf diesem Niveau ein Fehler, der nicht passieren darf. Sah auch Terzic so, der dem Belgier auch ankreidete, dass er frei vor Manuel Neuer selbst hätte abschließen können. „Darauf arbeiten wir hin, dass wir vor dem Tor gieriger auf den Abschluss sind.“
Meunier lässt die große BVB-Chance gegen den FC Bayern liegen
Meunier aber flankte - statt zu schießen. Genauer, er versuchte es. Danach, nach wieder einmal nur guten 20 Minuten der Borussia in München, nahm die Partie ihren erwarteten Verlauf. Und Terzics zutreffende Anmerkung aus der Pressekonferenz vor dem Spiel, die Duelle hätten oft Kleinigkeiten entschieden, bewahrheitete sich auch an diesem Abend.
Das Dilemma nach dem 2:0 beschrieb Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl am Sonntag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten ernüchtert so: „Wir waren teils zu passiv, haben in Spielphasen für zu wenig Entlastung gesorgt und zu wenige Torchancen erspielt.“ Mit jeder Minute verließ den BVB mehr der Mut der ersten Viertelstunde. Und unter dem Dauerdruck der Münchner brach Dortmund am Ende dann doch noch ein.
Getrübte Stimmung: BVB-Blitzstart gegen Bayern weckte Hoffnung
Auch wenn das Niveau des Spiels nach der furiosen ersten Hälfte, in der Robert Lewandowski seine Bayern im Alleingang zurück ins Spiel brachte (27./43., Foulelfmeter), doch deutlich litt und es bis eben zu jener 88. Minute keine klaren Chancen der Bayern mehr gab, sei der Sieg des Rekordmeisters am Ende verdient gewesen, sagte Kehl, der zugeben musste: „Das Spiel hatte nach dem super Start andere Hoffnungen in uns geweckt, deswegen ist die Stimmung ein wenig getrübt. Am Ende müssen wir uns aber eingestehen, dass wir über die gesamten 90 Minuten gesehen nicht gut genug waren, um dort etwas mitzunehmen.“
Mit dem Druck der Bayern hatte der BVB ebenso seine Probleme wie mit der Spielführung von Schiedsrichter Fritz. Der Unparteiische ließ viel laufen und entschied auch bei einem Schubser von Münchens Joshua Kimmich gegen Marco Reus auf Weiterspielen. Reus brachte aber vor allem der Körpereinsatz von Sane gegen Can auf die Palme und mündete in einer deutlichen Kritik: „Wenn dieses Foul bei Bayern gewesen wäre, hätte er hundertprozentig gepfiffen. Wir haben es lange eng gehalten, am Ende entscheidet so eine Kleinigkeit.“ Auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc gab zu Protokoll: „Ich bleibe dabei. Das Spiel ist für mich durch eine Fehlentscheidung entschieden worden.“
BVB-Leistung gegen den FC Bayern reichte mal wieder nicht aus
Reus und Zorc aber wussten wohl, dass das auch nur ein Teil der Wahrheit war. Zwei Mal hätte der BVB anschließend den Ball noch besser klären können - und unterm Strich reichte die Leistung insgesamt nicht aus, um Zählbares mitzunehmen. Mal wieder nicht.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
