Heimspiel gegen Ajax: Mehr Polizei als beim Derby - Frust bei den BVB-Fans

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Heimspiel gegen Ajax: Mehr Polizei als beim Derby - Frust bei den BVB-Fans

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Wenn Borussia Dortmund am Mittwochabend Ajax Amsterdam empfängt, gilt die Partie als Hochrisikospiel. Im Vorfeld gibt es viel Arbeit für die Polizei und erneut einigen Frust bei den BVB-Fans.

Dortmund

, 02.11.2021, 18:59 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als Robert Lewandowski drei Minuten vor dem Abpfiff wuchtig den Ball ins Ajax-Netz bugsierte, war sportlich die Welt des BVB plötzlich in Ordnung - der Treffer bescherte Dortmund den späten 1:0-Sieg in der Champions League gegen Amsterdam. Abseits des Rasens herrschten dagegen weniger schöne Erinnerungen an den bislang letzten Besuch der Niederländer in Dortmund vor. Denn an diesem 18. September vor neun Jahren hatte die Polizei Schwerstarbeit zu verrichten. 47 Ajax-Anhänger wurden vor dem damaligen Spiel in Gewahrsam genommen. Wegen Sachbeschädigung und des Abbrennens von Pyrotechnik in der Dortmunder Innenstadt. Die Fans randalierten zudem in einer U-Bahn derart heftig, dass diese nicht mehr weiterfahren konnte.

BVB-Heimspiel gegen Ajax: Ein Hochrisikospiel mit viel Polizei

Wenn Ajax Amsterdam am Mittwochabend in Dortmund gastiert, ist die Polizei nicht nur wegen der damaligen Ereignisse alarmiert. Unter den 5000 Niederländern, die ein Ticket für die aktuelle Partie gekauft haben, sollen auch Gruppen gewaltbereiter Ajax-Fans sein. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten setzt die Polizei zu diesem als „Hochrisikospiel“ eingestuften Duell sogar mehr Einsatzkräfte ein als zu einem Derby gegen Schalke. „Gegen Straf- und Gewalttäter wird die Dortmunder Polizei mit aller Konsequenz einschreiten“, kündigte der leitende Polizeidirektor Udo Tönjann an. Anreisen dürfen die Ajax-Fans nur in Kleingruppen, rund ums Stadion herrscht ein Glasflaschenverbot, die Fanlager sollen aus Sicherheitsgründen konsequent voneinander getrennt werden.

Seit Dienstagabend sind zur Unterstützung der örtlichen Beamten auch Polizisten aus den Niederlanden in Dortmund aktiv. Diese haben vor allem verbotene Pyrotechnik im Visier. Denn vor dem Anpfiff des Hinspiels vor zwei Wochen hatten beide Fanlager in der Amsterdamer Arena jede Menge gefährliches Feuerwerk gezündet. Tribünen waren von dichtem Rauch umhüllt, erst verspätet konnte die Partie beginnen. Schon auf der Anreise in die Niederlande fielen BVB-Ultras auf, die versucht hatten, teils selbst gebastelte Pyrotechnik zu schmuggeln.

BVB möchte Pyrotechnik im Signal Iduna Park verhindern

Bengalos auf den Tribünen des Signal Iduna Parks, das wollen Polizei und Ordnungskräfte des BVB am Mittwochabend möglichst verhindern. Die Borussia wappnet sich seit Tagen für intensive Kontrollen am Stadion. Rund 50.000 Zuschauer müssen am Einlass abgefertigt werden - weniger als zunächst gedacht. Denn 67.000 Tickets standen für dieses Top-Duell in der Königsklasse gegen Ajax zur Verfügung. Wie schon zum Pokalspiel gegen Ingolstadt bleibt die früher von ausverkauften Heimspielen in Serie verwöhnte Borussia jedoch auf einer Menge Tickets sitzen. Und das, obwohl die Ultra-Gruppierungen des BVB gegen Ajax nach langer Abstinenz wieder organisiert ins heimische Stadion zurückkehren werden.

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Die Gründe für die gebremste Ticket-Nachfrage in Dortmund, die schon jüngst zum Pokalspiel gegen Ingolstadt zu verzeichnen war, sind vielschichtig: Die 55.000 Dauerkarten ruhen nach wie vor. Heißt: Dauerkarteninhaber, die sich jetzt ein Ticket bestellen, sitzen zumeist nicht auf ihrem Stammplatz und stattdessen neben „Fremden“ statt ihren Freunden. „Das Stadionerlebnis ist für viele Fans deshalb derzeit nicht so reizvoll“, sagt Andreas Assmann aus dem BVB-Fanrat. Zudem wisse er von vielen Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie und der Einschränkungen noch immer ungern Großveranstaltungen besuchen.

Dortmund gegen Amsterdam: BVB stoppt freien Online-Vorverkauf

Drei Heimspiele in Dortmund binnen neun Tagen (Ingolstadt, Köln, Ajax) seien für nicht wenige Anhänger auch finanziell schlicht nicht leistbar. Sie suchen sich das für sie passende Spiel heraus. Andere haben sich im Laufe der Coronazeit vom Fußball generell ein Stück weit abgenabelt. Trotzdem: „Gerade Champions-League-Spiele sind Highlights, Ajax hat einen großen Namen, es wird richtig gute Stimmung geben“, sagt Assmann, „so ganz zu erklären ist es für mich nicht, dass das Stadion am Mittwoch nicht voll wird.“

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Ein weiterer Erklärungsansatz: Einen freien Online-Vorverkauf für Tickets zum Spiel gegen Ajax stoppte der BVB in der vergangenen Woche nach wenigen Stunden, obwohl es noch viele Tausend freie Plätze gab. Sicherheitsgründe gaben dafür den Ausschlag - niederländische Fans hätten sich ungebremst Karten kaufen können für Plätze in Dortmunder Blöcken. Dies hätte aus Sicht der Polizei ein zu hohes Risiko dargestellt, die Fanlager wären unmöglich voneinander zu trennen gewesen. So bekamen fast ausschließlich registrierte Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder der Borussia Zugriff auf Ajax-Tickets. An der Tageskasse sind deshalb zwar noch Karten erhältlich - allerdings nur gegen Vorlage eines BVB-Mitgliedsausweises oder deutschen Personalausweises.

Viele leere Plätze im Dortmunder Signal Iduna Park

Ob sich das Problem der leeren Plätze im Laufe der nächsten Monate wieder reguliert, bleibt abzuwarten. Andreas Assmann hat zumindest einen besorgniserregenden Trend in seinem heimischen Fanclub festgestellt: „Bei unserer letzten Lissabon-Auswärtsreise vor vier Jahren waren wir 25 Teilnehmer. Jetzt haben sich für Lissabon nur sechs Personen angemeldet. Vor dem Hintergrund bin ich froh, dass gegen Ajax zumindest 50.000 Fans im Stadion sind.“

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