Großer BVB-Umbruch im Sommer steht bevor Acht Verträge laufen aus – viel Arbeit für Kehl

Großer BVB-Umbruch im Sommer steht bevor: Acht Verträge laufen aus - viel Arbeit für Kehl
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Als sich die BVB-Spitze nach dem letzten Spiel des Kalenderjahrs 2023 zur großen Hinrunden-Analyse traf, ging es vorrangig um die Zukunft des Trainers – und um die Konsequenzen, die sich aus den Ergebnissen der Analyse ergaben. Edin Terzic behielt seinen Posten, in Nuri Sahin und Sven Bender stellte Borussia Dortmund ihm zwei zusätzliche Co-Trainer an die Seite, zwei neue Spieler sind ebenso hinzugekommen und unterstreichen die Ambitionen der Borussia. Mindestens auf Platz vier will der BVB noch springen, um die direkte Qualifikation für die reformierte Champions League sicher zu haben. Möglichst soll es sogar noch ein Plätzchen weiter nach oben gehen.

BVB-Kader wird im Sommer umstrukturiert

Obwohl die Winter-Transferphase noch läuft und weitere Kaderveränderungen vor allem auf der Abgangsseite wahrscheinlich sind, geht der Blick in den Analyse-Runden auch schon voraus. „Kaderplanung“, erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl bei „19:09 – der schwarzgelbe Talk“, sei immer ein dynamischer Prozess, der saisonbegleitend neben dem Spielbetrieb laufe. In diesem Sommer werden beim BVB dabei größere Veränderungen anstehen.

Kehl ist aufgerufen, die Umstrukturierung des Profikaders weiter voranzutreiben. Frischer Wind durch neues Personal, Borussia Dortmund möchte auch ein neues Denken und Handeln durch andere Spielertypen im Kader etablieren. Knapp 18 Monate nach der kompletten Übergabe der Geschäfte von Michael Zorc zu Kehl steht der neue starke Mann vor einem wegweisenden Frühjahr mit viel Arbeit. Gleich acht Verträge enden am 30. Juni, Stand heute ist ungewiss, ob auch nur einer noch vorzeitig verlängert werden wird.

BVB-Fragezeichen hinter Sancho und Maatsen

Bei Jadon Sancho und Ian Maatsen enden die Leihgeschäfte mit Manchester United und dem FC Chelsea. Ob Borussia Dortmund einen Vorstoß unternehmen wird, einen oder beide Spieler dauerhaft zu beschäftigen, hängt an vielen Faktoren. Vor allem auch, ob man sich die Spieler überhaupt leisten kann. Allzu hoch, bestätigte Kehl, dürfe man die Wahrscheinlichkeit nicht ansetzen.

Denn Spieler und der BVB befinden sich in einem Dilemma. Entwickeln sie sich leistungsmäßig wie erhofft, würde das andere Vereine auf den Plan rufen, das Duo mit vermuteten Ablösesummen jenseits der 30 Millionen Euro wäre dann für die Borussia kaum zu bezahlen. Erfüllen Sancho und/oder Maatsen die in sie gesetzten Erwartungen nicht, stellt sich auf der anderen Seite die Frage einer festen Verpflichtung wahrscheinlich gar nicht.

Jadon Sancho führt den Ball.
Zukunft ungewiss: BVB-Leihgabe Jadon Sancho. © dpa

Spezialfälle sind auch die beiden ältesten Spieler aus der Gruppe derer, deren Verträge enden. Marco Reus hat schon angekündigt, seine Karriere fortsetzen zu wollen. Kehl und der Klub stehen vor der Grundsatzentscheidung, ob ein dann 35-jähriger Reus weiter als vollwertiges Kadermitglied in die Planungen passt. Auch bei Mats Hummels muss diese Abwägung erfolgen, wobei hier der Spieler selbst erst spät eine Entscheidung darüber treffen will, ob er seine schillernde Karriere fortsetzt.

BVB-Quartett ohne Perspektive

Klar auf Trennung stehen die Zeichen bei den anderen vier Spielern, die Stand heute ab dem 1. Juli ohne Vertrag sind. Der verletzungsgeplagte Mateu Morey benötigt nach zweieinhalb Jahren ohne Spiel einen Neuanfang. Marius Wolf möchte die Chance nutzen, die sich ihm am Markt als ablösefreier Spieler in einem perfekten Alter bieten dürfte. Antonios Papadopoulos ist bei den Profis ohne echte Chance, er sucht eine Herausforderung in der 2. Liga. In Thomas Meunier, wenn er nicht noch im Winter wechseln sollte, wird ein dritter Rechtsverteidiger dem Kader der neuen Spielzeit nicht mehr angehören, was die Dringlichkeit von neuem Personal auf dieser Position erhöht.

Auffällig ist, dass nach einem in dieser Hinsicht unerfreulichen Sommer 2023 erneut eine ganze Reihe von Spielern den BVB verlassen werden, ohne dass der Klub noch eine finanzielle Entschädigung erhalten wird. Die Macht der Spieler in diesem Punkt bekam die Borussia vor acht Monaten vor allem bei Raphael Guerreiro zu spüren, der ein Dortmunder Angebot auf Verlängerung ausschlug, um letztlich beim größten nationalen Konkurrenten anzuheuern.

BVB-Umbruch bietet Chancen

Auch Mahmoud Dahoud ging ablösefrei, obwohl sein Marktwert annähernd im zweistelligen Millionenbereich anzusiedeln war. Der Transfererlös beim Wechsel von Jude Bellingham zu Real Madrid überlagerte ein wenig, dass am Ende fünf Spieler (Guerreiro, Dahoud, Anthony Modeste, Felix Passlack, Göktan Gürpüz) den BVB ablösefrei verließen. Dazu kam die sündhaft teure Vertragsauflösung bei Nico Schulz.

Marco Reus und Mats Hummels jubeln.
Die BVB-Routiniers Marco Reus (l.) und Mats Hummels sind Spezialfälle, was eine Vertragsverlängerung in Dortmund angeht. © dpa

Der nun bevorstehende nächste Umbruch bietet auch Chancen. Auf der einen Seite müssen zwar Schlüsselpositionen neu besetzt werden, in der Innenverteidigung, auf der rechten defensiven Außenbahn, möglicherweise im offensiven Zentrum und auf der Sechs benötigt der BVB-Kader zwingend Auffrischungen und Verstärkungen. Dass in Meunier und Wolf zwei gut verdienende Profis ausscheiden, macht auf der anderen Seite Kapital frei, das den Handlungsspielraum für Kehl erhöht.

Spekulationen um Reyna, Malen und Haller

Die strategischen und personellen Entscheidungen des kommenden Sommers geben dabei die Richtung für die nächsten Jahre vor. Veränderungen über die hinaus, die aufgrund von Vertragskonstellationen anstehen, könnten das Gesicht der Mannschaft noch radikaler verändern. Ein Donyell Malen soll den Wunsch nach einer Veränderung bereits hinterlegt haben, für Giovanni Reyna gilt das ebenso. Abschied schon im Winter nicht ausgeschlossen. Spannend wird auch sein, wie sich das Standing von Sebastien Haller verändert. Ein Dasein als Nummer drei im Sturm könnte auch ihn zum Handeln zwingen.

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