Gänsehaut bei BVB-Debütant Tom Rothe: „Oh, der war ja drin!“

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Gänsehaut bei BVB-Debütant Tom Rothe: „Oh, der war ja drin!“

rnBorussia Dortmund

Besser hätte sich Tom Rothe sein BVB-Profidebüt kaum erträumen können. Und das nach einer Nacht mit wenig Schlaf, wie der Youngster nach dem 6:1 erzählte. Er verriet auch, wie es dazu kam.

Dortmund

, 16.04.2022, 20:25 Uhr / Lesedauer: 3 min

Hinter ihm lag eine kurze Nacht, vor ihm standen 25.000 schwarzgelbe Fans, die ihm zujubelten. Zwischen diesen Momenten feierte Tom Rothe, 17 Jahre jung, ein traumhaftes Bundesliga-Debüt. „Das war nicht so schlecht“, erklärte er euphorisch und zurückhaltend gleichermaßen.

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Nach dem Abschlusstraining am Freitag signalisierte Thorgan Hazard Beschwerden am Rücken. Trainer Marco Rose hatte die Wahl zwischen Ex-Nationalspieler Nico Schulz und Rothe – er entschied sich für den 1,92 Meter langen Linksfuß, der in der U19 seit dem Sommer auf sich aufmerksam gemacht hat. Und nun seinem ersten Profispiel entgegenfieberte. „Ich bin nicht so gut eingeschlafen wie sonst“, gab er zu, „ich war schon ziemlich aufgeregt. Aber das gehört dazu.“

BVB-Youngster Rothe über sein Tor: „Gänsehaut. Unbeschreiblich“

Mit einem verstohlenen Blick schielte er beim Einlaufen in Richtung Südtribüne, es sei für ihn „ein wahnsinniges Gefühl“ gewesen, vor dieser Kulisse Fußball spielen zu dürfen. Vor fünf Wochen waren es knapp 20.000 Fans im Youth-League-Spiel gegen Atletico Madrid, nun rund 80.000 in der Bundesliga. Dan-Axel Zagadou, der Rothe auf der linken Seite den Rücken freihielt, half mit Hinweisen und aufmunternden Worten, die erste Anspannung zu überwinden. Ein paar nervöse Aktionen zu Beginn, dann fand der Youngster sich zunehmend besser zurecht. Und dann diese 24. Minute …

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„Wir hatten den Plan, dass ich vor den Mann komme bei der Ecke“, berichtete Rothe die Szene, in der er in Sebastian Bornauw einen gestandenen Bundesliga-Verteidiger düpierte. „Julian Brandt hat den Ball super gespielt und ich habe ihn gut getroffen. Nach zwei Sekunden habe ich gemerkt: Oh, der war ja drin!“ Das Gefühl? „Gänsehaut. Unbeschreiblich.“

Ein überdeutlicher BVB-Fingerzeig in Richtung Nico Schulz

„Mit dem Tor hat er noch mehr Sicherheit bekommen. Für sein Alter und die Umstände spielt er schon sehr abgeklärt“, lobte Trainer Marco Rose seinen Glücksgriff. „Wir haben ihn schon länger auf dem Zettel. Aufgrund der personellen Situation war es jetzt mal an der Zeit, den Jungen zu bringen, und er hat das hervorragend gemacht.“ Er wisse, betonte Rose, dass es „für den Verein und die Leute hier“ sehr wichtig sei, immer wieder Jungs aus dem Nachwuchs in die erste Mannschaft einzubauen, „auf die wir stolz sein können.“ Für Rothe und alle anderen könne dieses Beispiel „ein Ansporn für mehr“ sein.

  • Tom Rothe ist der viertjüngste Torschütze der Bundesliga-Geschichte (17 Jahre, 169 Tage). Jünger bei ihrem ersten Tor in der Bundesliga waren nur Youssoufa Moukoko, Florian Wirtz und Nuri Sahin.
  • Obwohl Rothe gerade mal 17 und ein halbes Jahr zählt, rangiert er in der BVB-Historie gerade mal auf Rang acht der jüngsten Bundesliga-Spieler: Marc-Andre Kruska, Christian Pulisic, Jude Bellingham, Giovanni Reyna, Ibrahim Tanko, Nuri Sahin und natürlich Youssoufa Moukoko waren noch jünger bei ihrem Debüt.

Auch wenn der Leistungssprung zu den Senioren gewaltig ist, fühlte sich Rothe, der erst im Oktober 18 Jahre alt wird, nicht so, als werde er ins kalte Wasser geworfen. In den Trainingseinheiten der vergangenen Tage konnte er sich mit Abläufen und Anforderungen vertraut machen, „das Trainerteam hat mich taktisch auch super mit einbezogen“. Hazards Rückenschmerzen und der überdeutliche Fingerzeig in Richtung Nico Schulz, dass der Klub nicht mehr mit ihm plant, verhalfen als äußere Umstände mit zum Debüt. Die Grundlage dafür hat der ehemalige St. Paulianer selbst gelegt.

BVB-Debütant Tom Rothe: „Es kommt, wie es kommt“

Mehr als ein Geheimtipp war Rothe nicht, als er im vergangenen Sommer bei Borussia Dortmund aufgenommen wurde. Körperlich frühreif, im Kopf klar eingenordet und fußballerisch begabt, startete er erst mit der U19 durch und nun bei den Profis. Trainer Mike Tullberg bezeichnete ihn als „physisches Prachtexemplar“. Rothes Erklärung: „Nach dem Training arbeite ich viel für mich selbst. Ich versuche einfach, immer weiterzukommen.“ Als hoch aufgeschossener Spieler sei der Übergang zu den Senioren vielleicht etwas leichter für ihn, „ich bin ja nicht klein, vielleicht habe ich da körperlich Vorteile“.

Während er an Ostern vor einem Jahr noch mit der Familie Ostereier suchte, kann er nun den geglückten Moment der großen Premiere tief in sich aufsaugen. Wie es weitergeht, ob er weitere Chancen bekommt? Auch bei dieser Frage verhält sich Rothe vorbildlich: „Wir haben mit Schulz und Guerreiro noch andere Top-Außenverteidiger. Ich bin noch jung und wir müssen die nächsten Wochen einfach gucken, was passiert. Es kommt, wie es kommt.“ In diesem Fall kam es traumhaft. Und die Nacht nach so einem Debüt könnte auch wieder kürzer werden. Aus lauter Freude.