Bundestrainer Hansi Flick betritt die Pressekonferenz.

Bundestrainer Hansi Flick hat sich mit BVB-Kapitän Marco Reus auf eine Pause gegen England verständigt. © picture alliance/dpa

Flick fordert gegen England Intensität und erklärt den Plan mit BVB-Kapitän Marco Reus

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Die DFB-Elf trifft ein Jahr nach dem EM-Aus wieder auf England. Bundestrainer Hansi Flick fordert Intensität. Wer weniger als hundert Prozent anbietet, muss zuschauen. Wie die meisten BVB-Spieler.

Herzogenaurach

, 06.06.2022, 18:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ilkay Gündogan schüttelt leicht mit dem Kopf. Das Wort „Revanche“ gefällt ihm nicht, zumindest nicht in diesem Zusammenhang, und auch der Hintergrund der Frage löst alles andere als Freude aus. „Es ist keine Revanche, wenn man nichts mehr gutmachen kann“, sagt er, „die EM ist abgeschlossen.“ Jenes 0:2 im Achtelfinale der Europameisterschaft in England vor einem Jahr, Joachim Löws letztes Spiel, weckt ungute Erinnerungen beim DFB-Team. Das Ausscheiden in Wembley haftet an der aktuellen Belegschaft der deutschen Nationalmannschaft. Und wenn schon keine Revanche möglich ist, wäre ein Erfolg gegen den Vize-Europameister am Dienstagabend (20.45 Uhr/ ZDF) ein hilfreicher Tropfen Politur für das angekratzte Image der DFB-Elf.

Bundestrainer Hansi Flick fordert Intensität ein

Über den nachrangigen Wert der Nationen-Liga lässt sich seit deren Einführung 2018 trefflich diskutieren, sportlich gestaltet sich der Wettbewerb für das Team von Bundestrainer Hansi Flick als Chancen-Liga. Am Samstag ein akzeptables 1:1 beim im Umbau befindlichen Europameister Italien, nun den unterlegenen Finalisten England vor der Brust: Die Bundes-Elf wird bei ihren Renovierungsarbeiten mit Blick auf die WM im Winter von starken Gegnern auf Standhaftigkeit geprüft, Prestige inklusive. „Die Rivalität spielt gegen England eine große Rolle“, betont Flick, „das ist ein Klassiker, diese Spiele sind immer etwas Besonderes.“

Im besten Fall gilt das auch für das Aufeinandertreffen in München, und zwar im positiven Sinn. Flick umkurvte nach dem Italien-Spiel die angebrachten Kritikpunkte keineswegs. Fünf Monate vor WM-Beginn grübelt er weniger über die Aufstellung („Es wird einige Wechsel geben“), als vielmehr darüber, wie er seiner Mannschaft grundlegend die unbedingte Einstellung abverlangen kann. „Wir brauchen die Bereitschaft, aktiv zu sein. Und wir müssen eine gewisse Intensität in unserem Spiel haben.“

BVB-Kapitän Marco Reus setzt nach einem Infekt gegen England aus

Ihm schwebt Fußball vor mit einer hoch aufrückenden Abwehr, mit Pressingdruck bis tief in die gegnerische Hälfte, mit Aggressivität und Lust auf Angriff. „Gerade gegen England müssen wir dagegenhalten, in der Premier League wird intensiver, körperlich robuster gespielt“, sagt Flick. Entsprechenden Ableitungen fänden sich im Matchplan wieder, „welche genau, diese Überlegungen behalte ich für mich“.

Auch beim Personal lässt sich der Bundestrainer nicht in die Karten schauen, kündigt aber an, dass das Leistungsprinzip in vollem Umfang gilt. „Jetzt geht es für uns Trainer darum, dass wir die aufstellen, die bei hundert Prozent Leistung sind.“ Das dürfte nach einer bescheidenen Vorstellung in Italien Leroy Sané vom FC Bayern ausschließen, für den Kai Havertz oder Jamal Musiala auflaufen könnten. Auch Außenverteidiger Benjamin Henrichs (Leipzig) empfahl sich nicht.

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BVB-Kapitän Marco Reus setzt nach seinem Infekt nochmal aus. „Wir haben besprochen, dass ihm die eine oder andere Trainingseinheit noch gut tut. Das Spiel gegen England käme zu früh“, sagte Flick. Weil Reus einige Tage lang ausgesetzt habe mit dem Training, sei es wichtig, „dass man in Ruhe aufbaut“. Nächste Option: das Spiel in Ungarn am Samstag. Sofort bereit stünden von den weiteren Spielern von Borussia Dortmund Karim Adeyemi oder Julian Brandt, denen aber nur begrenzte Chancen auf die Startelf eingeräumt werden. In der Innenverteidigung bildeten Antonio Rüdiger und Neu-Borusse Niklas Süle das Abwehr-Duo. Nico Schlotterbeck muss wohl noch auf seine Gelegenheit zur Bewährung warten.

Ex-BVB-Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan winkt Platz in der Startelf

Im Zentrum wiederum winkt Ilkay Gündogan ein Startplatz, der nach seiner Einwechslung anstelle von Leon Goretzka zuletzt überzeugte. „Er bringt ein beruhigendes Element ins Spiel, er gibt uns Ballsicherheit“, sagt Flick über den Ex-Dortmunder, der Manchester City kürzlich zum Meistertitel schoss und ähnlich wie Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner (alle FC Chelsea) auf einige Mannschaftskollegen aus dem Klub treffen könnte. Von einer Rivalität über das Sportliche hinaus, die von Medien auf der Insel als zusätzliche Brisanz in diese Partie hineingebracht wurde, will Gündogan nichts wissen. „Ich habe mit den englischen Kollegen ein freundschaftliches, von Respekt geprägtes Verhältnis.“ Was auf dem Platz eine Antwort auf das 0:2 von Wembley nicht ausschließt.

So könnten sie spielen:

Deutschland: Neuer - Hofmann, Süle, Rüdiger, Raum - Kimmich, Gündogan - Gnabry, Havertz, Musiala - Werner

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