Die BVB-Fans kehren am Samstag zurück in den Signal Iduna Park. © Kirchner-Media

Borussia Dortmund

BVB-Fans im Stadion: So läuft die größte Veranstaltung seit März

BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer bezeichnet das Comeback der Fans als „einen Tag wie Heiligabend“. Alles über Ticketvergabe, Einnahmen, Vorkehrungen und Prozedere für Samstag.

Dortmund

, 17.09.2020 / Lesedauer: 5 min

Seit Wochen hat sich Borussia Dortmund im Hintergrund auf viele Eventualitäten der Zuschauer-Rückkehr vorbereitet, jetzt herrscht Gewissheit: 10.000 Fans dürfen beim Bundesliga-Start gegen Borussia Mönchengladbach ins Stadion. Das dürfte die bundesweit größte öffentliche Veranstaltung seit März bedeuten. In der Geschäftsstelle am Rheinlanddamm wird rund um die Uhr am größten Comeback seit dem Malaga-Spiel gearbeitet.

BVB-Geschäftsführer Cramer: „Mit Freude und Scharfsinn“

„Das ist ein Tag, auf den wir alle gewartet haben. Wie Heiligabend, nur dass wir nicht wussten, wann der Termin kommt“, sagt BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Das wird ein großer Schritt zurück in die Normalität, ohne die Sensibilität und Sorgfaltspflicht zu vernachlässigen. Wir gehen das mit Freude und Scharfsinn an.“ Sein Kollege Christian Hockenjos, Direktor für Organisation beim BVB, hat mit seinem Team ein extrem detailiertes Konzept erarbeitet. Mit viel Aufwand, „aber sehr gerne“, wie er sagt. Schließlich freuen sich bei Borussia alle über die Rückkehr der Fans. Und die läuft so:

Die Kartenverteilung: 10.000 Fans dürfen rein. Die maximal mögliche Auslastung von 20 Prozent, also 16.000 Zuschauern, haben die lokalen Behörden, deren Zusammenarbeit der BVB explizit lobt, nicht genehmigt. Als Direktor für den Vertrieb hat sich Cramer mit allen beteiligten Parteien ausgetauscht und Konzepte erstellt, wie die Tickets zugeteilt werden. Dauerkarteninhaber sind die ersten, die zurückkehren dürfen, wer mehrere Abos laufen hat, bekommt maximal zwei Tickets. Fanclubs erhalten ebenfalls zwei Karten. Sicher wird die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigen, wobei die Meldefrist erst am Donnerstag endet.

15.000 BVB-Dauerkarteninhaber mit Dortmunder Postleitzahl

Durch die behördlichen Vorgaben, dass 75 Prozent der Zuschauer aus Dortmund kommen müssen - Hintergrund sind die Zuständigkeiten der Gesundheitsämter bei der möglichen Nachverfolgung von Infektionsketten -, gestaltet sich eine gleichmäßige Verteilung als kompliziert. „Diese Vorgabe muss bei der Ticketvergabe abgebildet werden, das ist eine große Herausforderung. Aber für uns ist das Glas halb voll und nicht halb leer“, sagt Cramer. Von den 55.000 Dauerkarteninhabern haben rund 15.000 eine Dortmunder Postleitzahl. Schwarzmarkthändler und Betrüger sollten gewarnt sein: „Wir werden die Übereinstimmung von Ticketnutzern und Ticketkäufern anhand von Personalausweisen überprüfen und den Schwarzmarkt mit unseren Mitteln unterbinden. Wer Schindluder treibt, der bekommt richtig Ärger.“

Wie es nach der Premiere gegen Mönchengladbach weitergeht mit der Kartenverteilung, ob eventuell Vereinsmitglieder mit Wohnsitz in Dortmund berücksichtig werden, muss noch offenbleiben. „Wir schauen erstmal nur auf dieses Wochenende“, sagt Cramer.

Die VIP-Kunden: Seine VIP-Kunden, die zwischen zehn und 15 Prozent der Zuschauer ausmachen, hat der BVB in zwei Gruppen aufgeteilt, die sich bei den kommenden Partien abwechseln. Auch hier gilt der Proporz von 75 Prozent mit Dortmunder Anschrift. Vor allem diese potente Kundschaft, die ein Vielfaches der 15 Euro für ein Ticket auf der Südtribüne zahlt, spült Geld in die Kassen. Der BVB rechnet mit Einnahmen im siebenstelligen Bereich. Ein kleiner Fortschritt gegenüber den vier Millionen Einnahmeverlusten bei den Geisterspielen.

© picture alliance/dpa

„Für uns ist das Glas halb voll und nicht halb leer.“ Carsten Cramer

Die organisierten Fans: Das Bündnis Südtribüne fordert den BVB in einer Stellungnahme dazu auf, die Karten fair zu verteilen. „Hierbei sollte trotz reduzierter Zuschauerzahl keine Ticketkategorie bessergestellt sein als eine andere. Eine Bevorteilung des Kontingents für VIPs und Sponsoren zu Lasten des normalen Stadionbesuchers kann auch in Zeiten wie diesen keine Option sein“, heißt es dort. Für eine saubere Zuteilung hat sich der BVB mit seinen Fanbeauftragten und Fanvertretern intensiv ausgetauscht. Fanclubs und Ultragruppen wollen „erst in organisierter Form ins Stadion zurückkehren, wenn wir in gewohnter Art und Weise mit allen gemeinsam singen, jubeln und den Gegner bepöbeln können“. Man respektiere jedoch jede Entscheidung, sich trotz der Umstände die Spiele anzuschauen.

Die Hygiene-Vorkehrungen: Ein Fußballspiel mit 10.000 Zuschauern - der BVB nutzt bei Weitem nicht die maximal erlaubte Kapazität von 20 Prozent aus - gehört zu den größten gesellschaftlichen Veranstaltungen seit März. Cramer appelliert an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Borussen-Familie: „Die große Mehrzahl der Menschen geht seit Monaten sehr diszipliniert und vernünftig mit den Vorgaben und Regeln um, sei es im Restaurant, im Supermarkt oder im Flugzeug. Ich sehe nicht, warum das bei unseren Fans im Stadion an der frischen Luft anders laufen sollte.“ Alle könnten daran mitwirken, dass auch dauerhaft Fans zugelassen werden. „Wir stehen in dieser sechswöchigen Testphase unter Beobachtung und wollen und dürfen uns keine Fehler erlauben.“

Das Prozedere: Wer ein Ticket (zum Ausdrucken zuhause) bekommen hat, sollte sich im angegebenen Zeitraum zum Stadion und zum angegebenen Eingangsbereich begeben. BVB-Organisationschef Hockenjos, für die Abläufe rund um das Stadion zuständig, bittet um Mithilfe: „Im Sinne der Abstandseinhaltung empfehlen wir unseren Gästen eine Anreise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto.“

Ordneranzahl wird im BVB-Stadion kaum reduziert

Grundsätzlich gilt im Stadion die Maskenpflicht und ein Mindestabstand von 1,5 Metern, die Spanne für An- und Abreise ist mit Zeitfenstern von zweieinhalb Stunden üppig bemessen, 70 Eingänge stehen zur Verfügung, bis auf die Ecken werden alle vier Tribünen besetzt, die Südtribüne bestuhlt.

An Personal spart der BVB für diesen Ernstfall nicht, um alle Vorkehrungen auch exakt umzusetzen. „Obwohl wir nur gut 10 Prozent der Stadionkapazität mit Zuschauern füllen, werden wir die Ordneranzahl kaum reduzieren“, sagt Hockenjos. Die Mitarbeiter sind und werden in den Hygienevorschriften geschult und werden beim Publikum auf die Einhaltung achten.

Das Stadionerlebnis: Nur jede zweite Sitzreihe wird besetzt, zwischen Einer- oder Zweierpäckchen bleiben mindestens zwei Plätze frei. Die Unterränge mit der großen Umlaufebene werden so zu einem Viertel gefüllt sein. Auf den Wegen geben Markierungen auf dem Boden Hinweise zum Abstand und zur Laufrichtung, um Staus oder gegenläufige Ströme zu vermeiden.

An den Ständen und Buden gibt es ein reduziertes Angebot. „Wir werden im Stadion ein etwas abgespecktes Verpflegungsangebot haben, seitens Borussia Dortmund werden keine Verkaufsstände geöffnet“, ergänzt Hockenjos. Getränke dürfen wie gehabt nicht mit ins Stadion gebracht werden, an den Verkaufsständen kann mit Stadiondeckel sowie mit EC- oder Kreditkarte gezahlt werden.

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