Die BVB-Spieler feiern den Sieg in Hannover mit den Fans.

Die BVB-Spieler feiern den schmeichelhaften Pokal-Erfolg bei Hannover 96. © imago / Eibner

Fahriger BVB-Auftritt in Hannover: Die Zweifel wachsen trotz des 2:0

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Der BVB siegt schmeichelhaft im Pokal bei Hannover 96. Trotz einer frühen Führung spielt Dortmund fahrig und offenbart viele Mängel. Die Zweifel wachsen trotz des 2:0-Erfolgs.

Hannover

, 19.10.2022, 20:39 Uhr / Lesedauer: 3 min

Jude Bellingham machte sich breit vor der Dortmunder Fankurve, gleich zweimal. Zum ersten Mal, als er den Strafstoß herausholte. Und eine Minute später, als er ihn verwandelt hatte. Ein Boss-Move: Sein Treffer zum 2:0 (71.) erlöste den BVB nach einer Stunde Zittern und Bangen, der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals war glücklich eingetütet. Zuvor hatte ein Eigentor von Bright Arrey Mbi (11.) die Gäste in Führung gebracht. Die bessere Mannschaft zwischen diesen beiden Treffern war Hannover 96, der Zweitligist. Zum hampeligen BVB-Auftritt passte, dass Karim Adeyemi in der Schlussphase nach einer Notbremse noch die Rote Karte sah (85.).

BVB-Trainer Terzic setzt auf Brandt, Malen und Hazard

Der BVB nahm drei personelle Veränderungen vor: Julian Brandt, Donyell Malen und Thorgan Hazard starteten für Mats Hummels, Jude Bellingham und Karim Adeyemi, die auf der Bank Platz nahmen. Als Kapitän führte Niklas Süle die Mannschaft aufs Feld. Auch ohne Marco Reus (Rückschlag nach Sprunggelenksverletzung) wählte Trainer Edin Terzic ein 4-2-3-1, mit Brandt in der Rolle des Spielmachers.

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In der Sturmspitze begann erneut Youssoufa Moukoko, und nach etwas mehr als zehn gespielten Minuten durfte sich der 17-jährige Angreifer feiern lassen: Nach einem eigentlich geklärten Angriffsversuch setzte Thorgan Hazard nach, Moukoko durfte aus spitzem Winkel unbedrängt in die Mitte schießen und der unglückliche Bright Arrey-Mbi fälschte den Ball ab ins Netz. Die Führung für den Favoriten! Diesen Treffer mussten die Gastgeber erst einmal verkraften, Moukoko versprühte die nächste Duftmarke (17.).

BVB agiert mit dem Ball schlampig bis verantwortungslos

Bis dahin wirkte Dortmunds Auftritt konzentriert und griffig. Doch das änderte sich. Weil der BVB mit dem Ball schlampig bis verantwortungslos umging und im Aufbau gravierende Mängel erkennen ließ, kam 96 zurück in die Partie. Vor allem im Zentrum, mit der Doppelsechs aus Salih Özcan und Emre Can, hatte der Erstligist zu kämpfen. Nach einer halben Stunde kippten Spielanteile und Großchancen vollends zugunsten des Zweitliga-Fünften, der mit Physis, Laufarbeit und einem klaren Plan dafür sorgte, dass kein Klassenunterschied zu erkennen war. Im Dauerdruck der 96er kamen Havard Nielsen und Maximilian Beier zu zwei Großchancen, die Torhüter Gregor Kobel mit glänzenden Fußparaden zunichte machte (31., 32.). Zuvor hatte der Schlussmann nach einer Ecke gegen Nielsen mit einem Reflex das frühe 0:1 verhindert (6.).

In Dortmunds Defensive stimmten immer wieder Zuordnung und Raumaufteilung nicht. Souveränität und Spielkultur strahlte der Pokalsieger von 2021 weder im Ballbesitz noch bei der Abwehrarbeit aus. Nach ordentlichem Beginn und guten Umschaltsituationen blieb ein Abschluss von Donyell Malen aus spitzem Winkel die einzige weitere Torannäherung (36.). Warum selbst eine Führung beim Außenseiter keinen Halt gab, bleibt eines der vielen Rätsel rund um den Klub. Angesprochen auf die gewohnten Rückschläge meinte Sportdirektor Sebastian Kehl vor der Partie zur Entwicklung der Mannschaft: „Es ist ein Prozess, nichts, was von heute auf morgen geht.“

Schmeichelhafte Führung für den BVB bei Hannover 96

Der Dortmunder Start in Durchgang zwei sorgte dafür, dass Hannover vor 49.000 Fans weiter an seine Chance glaubte. Can unterlief fast ein Eigentor (46.), der unsichere Süle brachte Kobel mit einem fahrlässigen Rückpass in Bedrängnis (51.), Hendrik Weydandt ließ die nächste vorzügliche Gelegenheit liegen (53.). Das einzig Gute am Spiel nach einer Stunde aus BVB-Sicht war längst die schmeichelhafte Führung.

Terzic wollte und musste reagieren. Thomas Meunier konnte nach einem Wirkungstreffer nicht mehr mitwirken, auch Julian Brandt verließ das Feld (62.). Mats Hummels und Jude Bellingham sollten helfen, Ruhe ins Spiel zu bringen. Fünf Minuten später kamen Giovanni Reyna und Karim Adeyemi für Thorgan Hazard und Donyell Malen (67.).

Dieser BVB-Auftritt verschärft die Zweifel an der Mannschaft

Während Nielsen einmal mehr an Kobel verzweifelte (69.) und der fällige Ausgleich in der Luft lag, fiel der Treffer überraschend wie unverdient auf der anderen Seite. Reyna spielte einen Konter schlau aus, Hannovers Phil Neumann senste Bellingham recht plump um – Strafstoß. Den verwandelte der junge Engländer selbst, Leo Weinkauf erreichte den Schuss zwar, konnte ihn aber nicht mehr abwehren (71.). Hannover hätte mehr verdient gehabt, Borussias Auftritt verschärfte eher die Zweifel am aktuellen Zustand der Mannschaft.