Nach 24 Minuten war die Welt in Schwarzgelb endgültig wieder in Ordnung. Die Fans versöhnten sich mit ihrer vor einer Woche noch so enttäuschenden Mannschaft, die hatte gerade gegen Eintracht Frankfurt das 2:0 erzielt und schickte sich an, die nächste unerwartete Vorlage der Krisen-Bayern endlich einmal konsequent zu nutzen. Nach dem 1:3-Debakel des Rekordmeisters in Mainz nutzte der BVB am Samstagabend wild entschlossen die Gunst der Stunde und steht nach dem 4:0 gegen Lieblingsgegner Eintracht Frankfurt am 29. Spieltag da, wo man nach eigenem Bekunden auch am Ende der Saison landen möchte. Die Fans skandierten freudetrunken „Wer wird Deutscher Meister, BVB Borussia!“ und gaben schon mal einen Vorgeschmack auf das, was Ende Mai an gleicher Stelle los sein könnte, wenn sich ihr BVB diesmal die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen sollte.
BVB gegen Frankfurt eiskalt
Dass Dortmund eine fast perfekte Chancenausbeute zur etwas zu hohen 3:0-Pausenführung nutzte, durfte am Rand Trainer Edin Terzic als eine erfolgreiche Reaktion auf die deutliche Aussprache nach dem Stuttgart-Spiel werten. Frankfurt war bis zur Pause besser im Spiel, als es das klare Ergebnis erscheinen ließ. Die Hessen kamen auch gefährlich vor das Dortmunder Tor, waren im Ausspielen dieser Möglichkeiten aber nicht annähernd so effektiv wie die diesmal sehr konsequenten Gastgeber – neben den drei Toren gab es bis zur Pause für den BVB nur noch eine weitere Chance, als Frankfurt-Keeper Kevin Trapp das Duell gegen den auf ihn zustürmenden Karim Adeymi für sich entschied (31.).
Dennoch war die Führung natürlich verdient – und mit schön herausgespielten Treffern garniert. Jude Bellingham, diesmal deutlich verbessert, drehte sich nach einem schönen Steckpass von Julian Brandt gekonnt um Christopher Lenz, sein Schlenzer ins lange Eck ließ den Signal Iduna Park zum ersten Mal in seinen Grundfesten erbeben (19.). Schon zuvor erinnerte die Stimmung an so manchen denkwürdigen Europapokal-Abend: Von den Rängen kam genau die besondere Unterstützung, die die Mannschaft nach dem erneuten Rückschlag vor einer Woche gebraucht hatte.
BVB-Torhüter Kobel hält die Null
Auch nach dem 2:0, einer schönen Co-Produktion von Adeyemi und Torschütze Donyell Malen (24.), spielte die Eintracht weiter nach vorn. Dass ein Gäste-Team in Dortmund in nur 45 Minuten sieben Torschüsse abgibt, kommt auch selten vor. Dabei war auch die Qualität der Angriffe hoch. Stürmer Randal Kolo Muani (26.), gleich zwei Mal der Ex-Dortmunder Mario Götze (22./37.), dessen ersten Schuss Mats Hummels spektakulär blockte, und Gabriel Buta (34.) verpassten nur knapp oder scheiterten am starken Gregor Kobel.
Mitten hinein in eine Drangphase der Eintracht aber schlug der BVB zum dritten Mal zu und stellte damit die Weichen endgültig auf Sieg. Kein Zufall, dass Hummels seinen starken ersten Durchgang mit seinem ersten Saisontor krönte (42.). Adeyemi hatte mit einer schönen Seitenverlagerung ebenso seinen Anteil an diesem Treffer wie Flankengeber Raphael Guerreiro. Der Treffer war die Belohnung für eine engagierte und disziplinierte Leistung, mit deutlich mehr Präsenz in jedem Zweikampf und einer besseren Absicherung der eigenen Angriffe.
BVB-Comeback von Schlotterbeck endet früh
Der einzig kleine Wermutstropfen zu diesem Zeitpunkt: Das überraschend schnelle Comeback von Nico Schlotterbeck nach auskuriertem Muskelfaserriss endete schon nach 25 Minuten. Der Innenverteidiger hatte in der zehnten Minute bei einem Freistoß an der Strafraumkante der Eintracht eine taktische Mauer gestellt und war vom ausführenden Malen voll im Gesicht getroffen worden. Der Brummschädel war aber nicht der Grund für die Auswechslung, vielmehr zwickte erneut der Oberschenkel. Die nächste Zwangspause droht.
Die gute Nachricht nach der Pause: Der BVB blieb konzentriert, gegen den Ball taktisch viel aufmerksamer und war im Zweikampfverhalten im Vergleich zum Stuttgart-Spiel kaum wiederzuerkennen. Und Dortmund beschränkte sich nicht nur auf die Verwaltung der Führung, sondern drängte auf die endgültige Entscheidung. Jude Bellingham setzte eine nächste Duftmarke (49.), auch Donyell Malen hatte Lust, seinem fünften Treffer im fünften Spiel nacheinander einen weiteren hinzuzufügen (58.).
BVB-Trainer Terzic ist erleichtert
Sieben Minuten später war es soweit: Vorarbeit erneut von Adeyemi, Malens Schuss ins lange Eck feierte Terzic am Seitenrand mit geballter Faust, es war der Moment in diesem Spiel, in dem auch vom vor einer Woche so bitter enttäuschten Trainer endgültig eine Last abfiel. Terzics Marschroute, wie schon gegen Union auf das Tempo der beiden Offensivspieler zu setzen, ging voll auf.
15 Minuten vor dem Ende ergab sich die Eintracht in ihr Schicksal. Auf der Südtribüne war die Siegesfeier da schon in vollem Gange. „Der BVB ist wieder da“, sangen sie da innbrünstig, erst zum zweiten Mal in dieser Saison steht Borussia Dortmund am Ende eines Spieltags an der Tabellenspitze. Dem großen Druck hat Dortmund beeindruckend Stand gehalten.
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