Immer voll drauf: BVB-Stürmer Erling Haaland. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto/pool via David Inderlied/Kirchner-Media

Borussia Dortmund

Druck aufs Tor: Wie der BVB seine Gegner immer öfter zu Fehlern zwingt

Der BVB zwingt seine Gegner immer öfter zu Fehlern, weil er eine Stärke wiederentdeckt hat. Die Umstellung benötigt Zeit, trägt aber erste Früchte.

Dortmund

, 25.02.2021 / Lesedauer: 3 min

Borussia Dortmund gelingen die ersten Schritte auf dem Weg zurück zum BVB-Fußball, der vor zehn Jahren prägend war und zum schwarzgelben Stilbild gehört. Was in den vergangenen Wochen in Ansätzen sichtbar geworden ist, trägt nun endlich auch in den Ergebnissen Früchte. „So wie in Sevilla und auf Schalke haben wir uns das vorgestellt“, sagt Trainer Edin Terzic. Auch Sportdirektor Michael Zorc nickt: „Jetzt sehen wir häufiger das, wovon wir vorher gesprochen haben, es aber in den Spielen nicht immer umsetzen konnten.“

Der BVB spielt wieder aggressiver, schneller und kompakter

Die ausführliche Analyse unseres Datendienstleisters Deltatre bestätigt die optischen Eindrücke der vergangenen Wochen: Der BVB spielt wieder aggressiver, schneller und kompakter. Die Stilumstellung nach zweieinhalb Jahren ballbesitzorientiertem Spiel unter Lucien Favre hat Zeit benötigt und wird sie auch noch weiter benötigen. Aber Prinzipien – anlaufen statt abwarten, durchstarten statt absichern – hat die Mannschaft mehr und mehr verinnerlicht. Kapitän Marco Reus sagt: „Man hat gesehen, dass wir es können, wenn wir es wollen.“

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Höher zu verteidigen, den Gegner leidenschaftlicher zu attackieren und eine höhere Intensität in die Partien zu bringen, darauf hat sich der BVB eingeschworen. Eine Grundbedingung: Alle müssen mitmachen, damit Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte gelingen können oder zumindest die Absicherung steht. Da bleibt weiter Entwicklungspotenzial.

Bei Borussia Dortmund zeigen sich erste Verbesserungen

Abwehrchef Mats Hummels, der für seine beschönigende Einordnung der BVB-Leistung nach der Partie in Freiburg (1:2) viel Schelte einstecken musste, darf sich bestätigt fühlen. Vor zehn Tagen betonte er nach dem enttäuschenden 2:2 gegen die TSG Hoffenheim: „Wir sind trotzdem auf dem Weg der Besserung. Wir wollen einen viel aktiveren und aggressiveren Stil spielen gegen den Ball. Solche Sachen passieren nicht über Nacht. Wir erarbeiten uns diese im Training, und ich bin zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass man das in dieser Saison noch sehen wird.“ So lange musste er gar nicht warten.

Unter Edin Terzic führt die Mannschaft rund 15 Prozent mehr Defensivzweikämpfe (105 statt 90 pro Spiel).51 Prozent gewonnene Defensivzweikämpfe sind nach Union Berlin der beste Wert der Liga, Ballbesitz nach jedem dritten Defensivzweikampf (31 Prozent) sind sogar Ligabestwert. Das macht sich der BVB mehr zunutze.Von 13 Toren nach gegnerischen Ballverlusten entfielen acht auf die Terzic-Spiele. Nur die Bayern (9) waren in diesem Zeitraum besser.Der durchschnittliche Abstand der Dortmunder Abwehrreihe zur eigenen Torauslinie betrug in dieser Saison 37,9 Meter – nur die Bayern (40,4) und RB Leipzig (39) stehen im Mittel höher.Der Abstand zwischen den Innenverteidigern und den Sechsern betrug im Mittel unter Edin Terzic nur 15,8 Meter, unter Lucien Favre waren es 19,7 Meter. Hier sollen die Räume zwischen den Linien geschlossen werden.Mit Material von deltatre.

„Die Mannschaft arbeitet hart und versucht, ihren Stil umzustellen, weiter vorne anzugreifen. Wir wollen auch das Gegenpressing wieder ausgeprägter leben“, betont Zorc. „Dadurch sind in den letzten Spielen Tore und Chancen entstanden.“

Der BVB zwingt den Gegner zu Fehlern

Drei Beispiele aus den jüngsten drei Partien: Die Schwarzgelben nutzten die kapitalen, aber eben auch erzwungenen Fehler von Benjamin Stambouli (Schalke), Papu Gomez (Sevilla) oder Sebastian Rudy (Hoffenheim) direkt zu Treffern. Diese Geschenke fallen einem nicht in den Schoß, man muss dafür arbeiten und profitiert nach Ballgewinnen vom nächsten Vorteil: kurze, freie Wege zum Tor. Sofern noch genug grüner Rasen zwischen stibitztem Spielgerät und Ziellinie bleibt, können Erling Haaland oder Jadon Sancho den Raum nutzen, um ihre Tempovorteile auszuspielen.

Im Rückblick betrachtet hätte Terzic bei seiner taktischen Umstellung vielleicht einen moderateren Kurs einschlagen können, so ein Systemwechsel gelingt nicht im Handumdrehen. Zudem sind nicht alle BVB-Spieler prädestiniert für ein scharfes Forechecking. Doch allmählich trägt die Trainingsarbeit Früchte. Die Erfolgserlebnisse in Spanien und Gelsenkirchen verstärken den Glauben in die Vorgaben des Trainers und das eigene Tun. „Es geht weiter und fängt jetzt erst an. Dieser Sieg gibt uns Selbstvertrauen, aber wir sind noch nicht über den Berg“, sagte Marco Reus auf Schalke. „Wir müssen die nächsten Wochen weiter arbeiten und Siege einfahren.“ Wie das gelingen soll, wird immer ersichtlicher. „Wir sind noch am Anfang“, mahnt Terzic. Gier und Konstanz sollen auch zu den wiederbelebten Tugenden gehören.

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